Unerwartete Nikolaus-Rally

07.12.2016

Michael Beck © Ellwanger & Geiger

Da rieben sich einige Investoren am Montagmorgen die Augen. Nicht nur, weil sie im Vorfeld des Verfassungsreferendums in Italien und der Präsidentschaftswahl in Österreich Ungemach vermutet und schlecht geschlafen hatten. Sondern auch, weil die Reaktion der Finanzmärkte so ganz anders als erwartet war. Die Ausschläge der Aktienmärkte nach unten werden offenbar nach als negativ empfundenen Wahlergebnissen immer geringer. Im Falle des klar abgelehnten Verfassungsreferendums in Italien mit anschließendem Rücktritt des für das Referendum verantwortlichen Ministerpräsidenten Matteo Renzi sanken die Kurse nur einige Minuten, um dann in ein deutliches Tagesplus zu münden. Es ist ja immer eine Frage der Interpretation – in diesem Falle goutierten es die Märkte, dass mit dem Rücktritt schnell Klarheit herrschte. Die Finanzmärkte reagierten relativ besonnen, da sie nach den klaren Umfrageergebnissen das „Nein“ in Italien weitgehend eingepreist hatten. Insbesondere der klare Wahlsieg des grünen Präsidentschaftskandidaten van der Bellen in Österreich trug zur Beruhigung der Lage bei. Österreich bleibt der verlässliche und proeuropäisch eingestellte Partner, da ein (EU- und eurokritischer) Rechtsruck verhindert wurde.

Begründet wurde der Kursanstieg zu Beginn dieser Woche auch mit massiven Eindeckungen von Short-Geschäften, da viele auf einen Crash im Falle einer Ablehnung des Referendums gesetzt hatten. Nicht auszuschließen, dass dieser sich im Falle eines Wahlsieges des FPÖ-Kandidaten Hofer auch wirklich ereignet hätte. Da die Kurse nun aber auch am zweiten Tag nach dem Wahlsonntag steigen, dürfte die Beruhigung breiter angelegt sein.

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