Um Europas Banken besser einen Bogen machen

14.10.2020

Gottfried Urban, Urban & Kollegen Vermögensmanagement, Altötting / Foto: © Urban & Kollegen Vermögensmanagement

Europäische Kreditinstitute verlieren seit Jahren stetig an Börsenwert. Während die großen US-Bankaktien unter großen Schwankungen im Schnitt immerhin wieder das Kursniveau erreichen konnten, auf dem sie vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 notierten, haben Aktien der größten europäischen Banken im gleichen Zeitraum durchschnittlich 80 Prozent Wertverlust erlitten. Und die Sorgen nehmen zu.

Eine Konsequenz der Finanzkrise war, dass die Aufsichtsbehörden den Bankensektor strikter regulierten und höhere Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung stellten. Dies treibt die Kosten und mindert die Profitabilität der Kreditbranche seit Jahren. Viele europäische Institute haben sich zudem als Kreditgeber von EU-Staaten engagiert, die inzwischen als überschuldet gelten. Auch dies bereitet Sorgen. Zusätzlich sind die Zinsmargen immer weiter zusammen geschmolzen. Probleme, die US-Banken in der Schärfe nicht zu tragen haben.

Internetplattformfirmen und Onlinebezahlunternehmen drängen in das klassische Bankgeschäft. Die Institute müssen kapitalintensive und riskante Bereiche wie das Investment-Banking verkleinern, um Stresstests besser bestehen zu können. Zudem geraten die Großbanken auch aus Eigenverschulden immer wieder ins Zwielicht, wie zuletzt beim Thema Geldwäsche.

Ertragslage wird problematischer

Auf der Suche nach einem zukunftsträchtigen Geschäftsmodell, sind die Banken noch nicht richtig fündig geworden. Weitere Zusammenschlüsse und ein massiver Personalabbau inklusive Filialschließungen sind zu erwarten. Die Corona-Pandemie wird für Insolvenzen sorgen, was wiederum zu Kreditausfällen führt. Auch ob der Gewerbeimmobilienmarkt instabiler wird, sollte man beobachten. Zusätzlich wird das Eigenanlagenmanagement der Banken immer problematischer. Neben dem Negativzins gehen mit jeder fälligen Altanleihe Zinserträge verloren. Neue Investments werden wohl verstärkt in alternative Investments oder andere unternehmerische Beteiligungen inklusive dem Wohnungsmarkt gehen. Zuviel Risiko dürfen die Banken aber auch nicht eingehen, solange die Stresstests der Aufsichtsbehörden nicht gelockert werden.

Obwohl die Aktien von Banken seit langem schon billig erscheinen, ging es bisher immer noch weiter nach unten. Wir können aber für die Zukunft nicht ausschließen, dass sich die Banken kräftig erholen. Es gibt auch zahlreiche positive Aspekte wie Marktposition und Markenname von Instituten. Vielleicht ergeben sich Chancen und Kooperationen, die wir im Moment noch nicht sehen. Bis dahin gibt es jedoch ganz klar bessere Branchen, um ein gutes Depot mit Perspektive zusammenzustellen.

Kolumne von Gottfried Urban, Urban & Kollegen Vermögensmanagement, Altötting

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