Über den Wolken

15.05.2014

**Der deutsche Aktienindex (DAX) hat am gestrigen Tag ein neues Allzeithoch erklommen. Zum Börsenstart sprang er kurzzeitig über die 9.800 Punkte-Marke. Wie geht es nun weiter und ist der Anstieg gerechtfertigt? *Daniel Kühn, Finanzexperte der Plattform GodmodeTrader.de, erläutert seine Einschätzung. finanzwelt*: Welche Ursachen haben zu dem aktuellen Hoch geführt?

Kühn: Der Haupttreiber ist schon seit Jahren die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken weltweit, die eine direkte Folge der Finanzkrise ab 2008 bzw. der Eurokrise ist. Viele denken, die Märkte wären ohne Finanzkrise schon viel sehr viel weiter. Das Gegenteil ist wahrscheinlich: Gerade die Krise hat diese Hausse erst ermöglicht. Der Grund: Sie hat zu einer historisch einmaligen Liquidität an den Märkten geführt hat.

finanzwelt: Spiegelt der Dax-Anstieg die Leistungsfähigkeit der Realwirtschaft wieder?

Kühn: Das „DAX-KGV" liegt derzeit bei gut 13. Die Unternehmen des DAX sind also im Schnitt mit dem dreizehnfachen Jahresgewinn bewertet. Das ist im historischen Vergleich nicht gerade viel. Es sind aber drei Faktoren zu bedenken:

Erstens: Die Profitabilität ist schon sehr hoch, und es drohen in den nächsten Jahren empfindliche Lohnkostensteigerungen.

Zweitens: In den nächsten Jahren werden zweifellos die Finanzierungskosten der Unternehmen steigen, die eben nur deshalb so günstig sind, weil die Notenbanken die Zinsen niedrig halten.

Drittens: Die Konkurrenz aus dem asiatischen Raum wird immer stärker. Wo früher fast allein die Kopie im Fokus stand, entstehen innovative, technologisch kompetente Unternehmen, die deutlich günstiger produzieren können als ihre deutschen Pendants.

finanzwelt: Lohnt es sich für Anleger, jetzt bei den Gewinnerunternehmen zu investieren?

Kühn: Wer an eine weitere Aktienhausse glaubt, sollte einen Favoritenwechsel ins Auge fassen. Defensive Werte, wie die ehemalige Volksaktie Deutsche Telekom, konnten zuletzt positives Feedback gewinnen. Auch bei den Versorgern wird die Baisse irgendwann zu Ende gehen. Es gibt aber auch Erfolgsgeschichten. Erwähnenswert ist zum Beispiel die Deutsche Post, die trotz Vervielfachung ihres Börsenkurses weiterhin Potential nach oben hat. Wichtig ist für den Privatanleger, jetzt nicht wie im Jahr 2000 blind einzusteigen und dann im schlimmsten Fall zusehen zu müssen, wie die Märkte zusammenbrechen. Zentrale Bedeutung besitzt darum striktes Money-Management. Kaufen und liegen lassen kann man in diesem Stadium der reifen Hausse nicht mehr.

Das Hintergrundgespräch führte Alexander Heftrich