Trump wird nur kurzfristig für Aufschwung sorgen

09.11.2016

Keith Wade

Herzlichen Glückwunsch an Donald Trump, der allen Pessimisten zum Trotz nun der älteste Präsident der USA wird. Das ist ein außergewöhnliches Ergebnis für einen Außenseiter in Washington, der sich sowohl unter 16 anderen republikanischen Konkurrenten als auch gegen eine erfahrene Politikerin wie Hillary Clinton durchsetzen konnte.

Investoren müssen sich nun mit der Wirklichkeit eines Präsidenten auseinander setzen, der sowohl die Schaffung von 25 Millionen Arbeitsplätzen als auch die Errichtung einer Mauer entlang der mexikanischen Grenze versprochen hat.

Handelskriege werden wahrscheinlich

Die Finanzpolitik eines Präsidenten Trumps bedeutet die Kürzung von Steuern und staatlichen Ausgaben, was sehr wahrscheinlich zu höheren Zinsen, Inflation und einem größeren Budgetdefizit führen wird. Wir erwarten, dass der Kongress die finanzpolitischen Pläne des neuen Präsidenten etwas abmildert, während Trump selbst mehr Freiraum im Handel bekommen wird.

Folglich erwarten wir: Moderate fiskalische Impulse und einen Handelskrieg, der durch erhöhte Handelszölle für China und Mexiko entfacht wird. Nach einem kurzfristigen Wirtschaftsaufschwung – getrieben von Steuersenkungen – wird die Konjunktur abkühlen, und die Inflation sowie die Zinsen werden wieder steigen.

Kurschwankungen und ein schwindendes Niedrigzinsumfeld

Was für die Märkte eher ungünstig ist: Die Renditen von Anleihen steigen, da Investoren darin einen besseren Ausgleich für die steigende Inflation sehen als in Aktien. Daher erwarten wir massive Kursschwankungen, denn das Niedrigzinsumfeld der vergangenen Jahre – durch das vor allem Aktienkurse unterstützt wurden – wird sich zurückdrehen.

Die Senkungen der Unternehmenssteuern werden diese Entwicklung dennoch etwas kompensieren, ebenso könnten der Energie- und Finanzsektor von verringerten Regularien profitieren.

Im Allgemeinen gehen wir davon aus, dass die Aussichten auf Handelsbarrieren und ein verringertes globales Wachstum die Aktienmärkte und andere risikoreichere Anlagen weltweit stark treffen werden. Schwellenländermärkte sind besonders gefährdet, da sie stark vom globalen Handel abhängig sind.

Die Nachfrage nach sicheren Anlagen steigt

Es ist noch nicht absehbar, wie sich der Dollar-Kurs in dem bereits beschriebenen Umfeld entwickeln wird. Einige Marktteilnehmer sehen einen stärkeren Dollar getrieben durch höhere Zinsen. Doch da wir auch von einer höheren Inflation ausgehen müssen, ist ein starker Dollar wenig wahrscheinlich. Zudem könnten viele Anleger von verschlechterten politischen Beziehungen der USA mit dem Rest der Welt abgeschreckt werden.

Daher gehen wir davon aus, dass sichere Währungen, wie der japanische Yen und der Schweizer Franken, von Investorenseite jetzt stark nachgefragt werden – ebenso wie Gold. (ah)

Kolumne von Keith Wade, Chefvolkswirt Schroders