Tanz auf dem Vulkan

12.06.2016

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In den zurückliegenden Jahren waren viele Schwellenländer-Märkte nahezu abgeschrieben. Die Performance überwiegend unterdurchschnittlich; die Sorge vor der ausbleibenden Wende groß. Seit Jahresanfang fragen sich viele Beteiligte, ob das Comeback eingeläutet ist. Insbesondere die lateinamerikanischen Märkte, allen voran der brasilianische, erstrahlen wieder. Satte Zugewinne locken Berater und Investoren. Dessen ungeachtet bereiten wirtschaftliche und politische Unsicherheiten den Finanzakteuren aber weiterhin Sorge. Ein heißer Tanz.

Die Schwellenländer-Story ist in die Jahre gekommen. Der Lack ist angekratzt und der Glamour dieses Hypes verblasst. In den vergangenen Jahren waren Berater auf der „sicheren“ Seite, von entsprechenden Investments eher Abstand zu nehmen. Dann doch lieber beim Altbewährten bleiben, beispielsweise deutsche Aktien. Diese überzeugten generell in ihrer Wertentwicklung von 2013 bis 2015. Es war ein Bündel an Gründen, das die Schwellenländer zu einem regelrechten „No-Go“ machten. Das Wachstum in China verlangsamte sich auf unter 7 %. Die Sorge vor einem massiven Zinsanstieg in den USA erschwerte die Erholung in den sich entwickelnden Staaten, deren Währungen heftig unter Druck gerieten. Der brasilianische Real stürzte gegenüber dem US-Dollar auf ein Rekordtief. Der südafrikanische Rand fiel auf den tiefsten Stand seit knapp 15 Jahren. Der breite MSCI Emerging Markets Index sackte Ende 2015 bis auf 794 Punkte ab. Ein Minus von rund 16 % innerhalb eines Kalenderjahres. Schön ist zweifellos anders.

Comeback mit Vorbehalten

In diesem Jahr scheinen sich augenblicklich die Vorzeichen zu ändern. Insbesondere die lateinamerikanischen Börsen wittern Morgenluft und sind deutlich im Plus. Ungetrübt ist das allerdings nicht. Die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing (GTAI) stellte Ende 2015 fest, dass die Volkswirtschaften Lateinamerikas, die besonders unter niedrigen Rohstoffpreisen und geringen Investitionen zu leiden hatten, in diesem Jahr dann wieder um 0,8 % wachsen könnten. „Branchen wie die Medizin- und Umwelttechnik trotzten aufgrund des enormen Nachhol- und Erneuerungsbedarfs der schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“, so das Fazit der GTAI. Tatsächlich sind viele Anleger, die vormals die Flucht ergriffen, in 2016 wieder zurück.