Sylvie Matherat: Bessere Kapitalmärkte sind entscheidend

11.09.2016

Sylvie Matherat, Vorstand, Deutsche Bank

Besser entwickelte Kapitalmärkte sind entscheidend für Europas Wachstum: Chief Regulatory Officer Sylvie Matherat sprach in Brüssel über die Bedeutung des Investmentbankings in Europa.

(fw/rm) Europa sollte seine Bemühungen zur Schaffung einer Kapitalmarktunion vorantreiben und seine Anleihen- und Aktienmärkte weiterentwickeln. Dafür sprach sich Sylvie Matherat auf der Jahreskonferenz der Denkfabrik Bruegel in Brüssel aus. „Die weitere Ausgestaltung eines gemeinsamen Kapitalmarkts in der EU ist entscheidend für das Wirtschaftswachstum in der Region“, sagte Matherat, zugleich Mitglied des Vorstands, am 7. September vor Wissenschaftlern, Vertretern der EU-Institutionen und der Wirtschaft. In einer Diskussion mit Dirk Schoenmaker, Senior Fellow bei Bruegel und Professor für Bank- und Finanzwesen an der Rotterdam School of Management, betonte Matherat, wie wichtig Investmentbanken für das Wachstum in Europa seien. Die Unternehmen in Europa finanzierten sich zu 80 Prozent über Bankkredite und nur zu 20 Prozent über die Kapitalmärkte. In den USA sei dieses Verhältnis beinahe umgekehrt. Europäische Banken zögen sich jedoch mehr und mehr aus dem globalen Investmentbanking zurück, während die US-Banken ihren Marktanteil erhöhten. Dies liege unter anderem an günstigeren Marktbedingungen in den USA. So verwies Matherat auf das traditionell höhere Geschäftsvolumen und höhere Gebühren. Außerdem sei das aufsichtsrechtliche Umfeld in den USA von mehr Stabilität geprägt und lasse den Banken mehr Freiheiten. Wenn sich diese Entwicklung fortsetze, seien europäische Unternehmen zunehmend auf Banken in den USA oder Asien angewiesen, um Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten zu erhalten. Dies könne weitreichende Folgen nach sich ziehen: weniger Kontrolle für die europäischen Aufsichtsbehörden, weniger Wettbewerb und weiter fragmentierte Kapitalbewegungen innerhalb der EU. Die Gesetzgeber in der EU sollten daher bedenken, wie die einzelnen Regulierungsbausteine zusammengenommen wirken. Es gelte, die Vorschriften in Europa zu harmonisieren, damit die Wettbewerbsbedingungen überall gleich seien, so Matherat. Die Kapitalmarktunion könne jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn die EU zunächst die nötigen Rahmenbedingungen schaffe. Hierfür brauche es ein harmonisiertes Gesellschafts-, Steuer- und Insolvenzrecht. Zudem müssten sich die europäischen Unternehmen fit für den Kapitalmarkt machen, damit sie etwa Investoren die nötigen Informationen bereitstellen können.

Bruegel Annual Meetings

Bruegel ist eine europäische Denkfabrik mit Mitgliedern aus dem privaten und öffentlichen Sektor, darunter Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten sowie internationale Institutionen und Unternehmen. Im Rahmen der zweitägigen „Bruegel Annual Meetings“ kamen am 6. und 7. September etwa 1.000 Teilnehmer in Brüssel zusammen, um sowohl in öffentlichen Diskussionsrunden als auch in Einzelgesprächen aktuelle Themen aus der europäischen und globalen Wirtschaft zu erörtern. www.db.com