Studie: Jeder Fünfte hat finanzielle Belastungen durch Corona

24.02.2022

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Die neue Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) „Gibt es Long Covid beim Sparen und Wohnen?“ untersucht die Dimensionen der Betroffenheit durch Corona. Themen der repräsentativen Befragung waren dabei die Aspekte Konsumausgaben/Sparen, Homeoffice und Wohnsituation.

Auf den ersten Blick

Die repräsentative Befragung gibt Aufschlüsse über die beruflich-finanzielle Betroffenheit der Bevölkerung durch die Pandemie. Den Ergebnissen zufolge war jeder Fünfte in Deutschland (19 %) finanziell ganz erheblich von Corona betroffen. 8 % der Befragten hatten hohe Einkommensverluste von mehr als 500 Euro pro Monat zu verkraften. Weitere 11 % mussten neue finanzielle Mittel mobilisieren, z.B. durch einen Antrag auf Sozialleistungen, Darlehen oder durch das Aufbrauchen von Ersparnissen. Ein weiteres knappes Fünftel (17 %) hatte zwar keine finanziellen Probleme, musste aber pandemiebedingt im Homeoffice arbeiten. Mit drei Fünftel machte Corona dahingegen bei der Mehrheit der Befragten keinen Unterschied bei Einkommen und Beruf.

Die Untersuchung beruht auf einer umfassenden Befragung, die INSA Consulere im Auftrag des DIA durchführte. Im Frühjahr 2021 erfolgte dafür eine Repräsentativbefragung unter 1.006 Personen. Aufbauend auf die daraus abgeleitete Typologie wählten die Studienautoren dann Haushalte für Tiefeninterviews aus. Ihre Durchführung und Analyse  erfolgte im August 2021 durch das Das Forschungs- und Beratungsunternehmen empirica. So konnten auf der Grundlage der erhobenen Daten Steckbriefe der sozio-ökonomischen Corona-Betroffenheit erstellt werden. Betroffene von hohen Einkommensverlusten oder finanzieller Mobilisierung ergeben gemeinsam die Gruppe „Corona-Verlierer“. Diese wurde wiederum unter den Aspekten Bildungsstatus und Alter betrachtet. So ergaben sich die drei Hauptgruppen der sozio-ökonomischen Betroffenheit (Ungeschorene, Angekratzte, Geschorene) mit den zwei weiteren Teilgruppen. Anhand dieser Einteilung untersuchten die Experten dann die Themen „Konsumausgaben/Sparen“, „Ausbreitung Homeoffice“ und „Wohnsituation“.

Die Schwächsten trifft es am härtesten

Die weiteren Ergebnisse zeigen, dass Ältere weitestgehend ungeschoren durch die Krise gekommen sind. Auch unterdurchschnittlich Verdienende und Arbeitnehmer mit geringem Bildungsabschluss waren wenig betroffen. Gutverdiener, Urbane und Akademiker waren zwar oft im Homeoffice, hatten aber keine finanziellen Einbußen. Im Gegenteil – durch weniger Konsumgelegenheit sparten viele von ihnen sogar mehr als vorher. Hart getroffen hat es einerseits Selbstständige und Freiberufler, z.B. aus der Gastronomie oder dem Messebau. Andererseits gehörten auch die Einkommensschwächsten zu den Geschorenen. Die Studienautoren vermuten hier vorwiegend Aushilfskräfte und 450-Euro-Jobber mit einfachen Dienstleistungstätigkeiten.

Neues Sicherheitsbewusstsein und verschiedene Erwartungen

Neue Ersparnisse aus eingeschränkten Konsummöglichkeiten währen der Lockdowns will die Mehrheit größtenteils noch ausgeben. „Offenbar wirken hier erhebliche Nachholeffekte. Man will den verpassten Urlaub oder Restaurantbesuch nachholen und sich schlicht mal wieder etwas gönnen“, erklärt Studienautor Reiner Braun. Trotz dieses Nachholbedarfs hat sich seiner Meinung nach aber auch das Sicherheitsbewusstsein verändert. Die Geschorenen wollen eine größere Vorsichtskasse in konservativen Geldanlagen halten. Angekratzte planen mehr langfristiges Sparen in Aktien und ETF. Durch die Erfahrungen in der Pandemie haben finanzielle Rücklagen für viele eine größere Bedeutung bekommen. Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass das Vertrauen ins Wertpapiersparen bei der deutschen Bevölkerung mit Corona spürbar gewachsen ist.

Besonders jüngere, gut Ausgebildete und gut Verdienende waren wegen der Pandemie erstmalig im Homeoffice beschäftigt. Darunter auch viele Städter, die eher auf beengtem Raum wohnen. An der Mehrheit der Erwerbstätigen ist diese Folge der Pandemie jedoch vorübergegangen. Auswirkungen auf die zukünftige Gestaltung von Arbeitswelten sind dennoch zu erwarten. Der Wunsch, weiterhin im Homeoffice zu arbeiten, ist sehr stark ausgeprägt. Das gilt besonders für Jüngere, in ländlicher Wohngegend Lebende und für Frauen. Für letztere dürfte die Familienarbeit ein wichtiges Motiv sein, in ländlichen Regionen die gesparten Pendelzeiten und -kosten. Gerade bei diesen dürften die Arbeitgeber jedoch dem Wunsch ihrer Beschäftigten weniger nachkommen. So lautet zumindest die Erwartung der befragten Arbeitnehmer außerhalb der Städte. Bei Frauen ergeben sich wiederum Einschränkungen, weil sie eher in Berufen arbeiten, die man vor Ort ausüben muss. (lb)