Starker Euro belastet Wirtschaft

16.03.2014

Susanne Woda

Der Höhenflug des Euro könnte bald beendet sein. Eine expansivere Geldpolitik und die gemäßigte Wirtschaftsentwicklung in Europa werden dazu beitragen. Die Schere zu den USA wird kleiner und könnte den Dollar auf Jahressicht wieder stärken. Neben dem US-Dollar bieten auch die norwegische Krone und ausgewählte Währungen der Emerging Markets interessante Möglichkeiten zur Diversifikation.

Seit geraumer Zeit sendet die europäische Wirtschaft wieder positive Signale und das verhilft unserer Gemeinschaftswährung zu immer neuen Höchstständen. Nicht nur gegenüber den Währungen der Emerging Markets, die im letzten Jahr stark unter die Räder gekommen sind, wertete der Euro massiv auf. Die Euro-Stärke zeigt sich in der Breite: Vom Greenback hat sich der Euro in den letzten zwei Jahren um ca. 15 % abgesetzt. Und auch nordeuropäische Währungen müssen sich seit Beginn 2013 dem Euro deutlich geschlagen geben.

Doch kann das so weitergehen? Die Wirtschaftslage hat sich aufgehellt, doch mittlerweile sind im Euro-Wechselkurs sehr optimistische Erwartungen eingepreist. Eine weitere Steigerung der Exportleistung Europas ist eher unwahrscheinlich und die Binnennachfrage schwächelt. Die Peripheriestaaten können nicht allein durch eine Wirtschaftsbelebung aus ihren Schulden herauswachsen. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, müssen die Sparanstrengungen weiter vorangetrieben werden und können somit die Wachstumsdynamik bedrohen.

Auch der starke Euro beschränkt die Exportleistung und die Wachstumsaussichten für Europa. Dies dürfte besonders dem Exportmotor Deutschland zu schaffen machen und noch in diesem Jahr die EZB mit einer expansiveren Geldpolitik auf den Plan rufen. Im Kampf um tragbare Zinsen zur Bedienung der Schuldenlast und der Stützung der Wirtschaft hat sich diese im Gegensatz zur amerikanischen Fed bisher zurückgehalten. Diese Haltung könnte sich noch in diesem Jahr ändern und den Höhenflug des Euro beenden.

Wer Währungschancen wahrnehmen will, muss im Moment nicht unbedingt in den Schwellenländern suchen. In den Industrieländern bietet beispielsweise der US-Dollar eine interessante Einstiegsmöglichkeit. Die Kaufkraftparität zwischen Euro und US-Dollar liegt bei 1,30. Um diesen Wert sollte der Wechselkurs langfristig pendeln. Für eine Einengung des aktuellen Aufschlags spricht derzeit Einiges. Die wirtschaftliche Entwicklung in Amerika schreitet schneller voran, als in Europa. Dazu tragen die billige Fracking-Energie und der anziehende Binnenkonsum bei. Sinkende Arbeitslosenzahlen und Einkaufsmanagerindizes belegen die positive Entwicklung. Dies sollte den Tapering-Kurs der Fed und einen festeren US-Dollar unterstützen.

Auch die norwegische Krone scheint auf aktuellem Niveau wieder interessant. Auf der Suche nach Sicherheit flüchteten die Anleger bis 2012 in die nordische Währung und trieben deren Wert überproportional in die Höhe. Nach einer Korrektur um ca. 13 % scheint die Übertreibung nun verdaut und die vergleichsweise höheren Zinsen machen ein Investment wieder attraktiver.

Bei Investitionen in Schwellenländerwährungen müssen sich Anleger nach wie vor auf einen schwankungsreichen Verlauf einstellen. Das Tapering in den USA und Wahlen in fünf wichtigen Schwellenländern - Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika und Türkei - könnten kurzfristig noch weiteren Druck auf die Währungen erzeugen. Langfristig befinden sich viele Währungen jedoch wieder auf einem interessanten Einstiegsniveau, denn viele Länder sind wirtschaftlich robuster aufgestellt als in vergangenen Krisen und könnten nun von der Abwertung ihrer eigenen Währung profitieren. Die Heterogenität der einzelnen Länder ist eine Chance für Anleger, denn auch solide Staaten wie zum Beispiel Mexiko wurden im letzten Jahr mit abgestraft.

(Autor: Susanne Woda, Portfoliomanagerin bei GVS Financial Solutions GmbH)