Sparer glauben an 5 % Rendite bei Sparbüchern

30.10.2019

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„Der Weg zum Reichtum besteht hauptsächlich aus zwei Wörtern: Arbeit und Sparsamkeit“, so einst der amerikanische Politiker und Erfinder Benjamin Franklin. Wegen der Inflation kommt es aber auch darauf an, die Erträge gewinnbringend anzulegen – gar nicht so einfach, in Zeiten von Nullzinsen. Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Postbank macht deutlich, dass die Deutschen zu wenig risikofreudig bei der Geldanlage sind und die Erträge ihrer Ersparnisse zum Teil deutlich überschätzen.

Sparsamkeit gilt als typisch deutsche Tugend. Dass dies auch für das Jahr 2019 noch gilt, macht eine Kantar-Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank deutlich. In dieser gaben von den ca. 1.000 Befragten 74 % an, regelmäßig Geld zur Seite zu legen. Von den Sparern legen 49 % ihre Ersparnisse auf ein Girokonto und 32 % auf ein klassisches Sparkonto – und verlieren damit aufgrund der Inflation laufend real Geld. Immerhin 30 % investieren ihr Geld in Aktien oder Fondsanteile und sichern sich somit die Chance auf Wertzuwachs. Ein wesentlicher Grund, warum viele Sparer nach wie vor das Risiko bei der Geldanlage scheuen, könnte eine deutliche Fehleinschätzung der Erträge klassischer Sparformen sein. So rechnen die Befragten im Schnitt mit einer Rendite von 4,6 %. „Dies ist eine unrealistische Schätzung. Auf Sparbuchguthaben gab es solch hohe Zinsen zuletzt in den 1980er-Jahren“, erklärt Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. „Derzeit tendiert der Zinssatz Richtung null Prozent. Selbst eine Rendite, die zumindest einen Inflationsausgleich erreicht, lässt sich im derzeitigen Zinstief mit konservativen Anlagen kaum erzielen.“

Ein erschreckendes Ergebnis der Umfrage: 28 % der Befragten ist gar nicht bewusst, dass er mit seinem Geld keine Gewinne erzielt, 31 % haben keinerlei Vorstellungen von der Höhe des jährlichen Ertrags. Ebenfalls Bedenklich: Ausgerechnet die Generation, die einerseits noch keine große Zeit hatte, Vermögen aufzubauen, für die andererseits die private Vorsorge aber enorm wichtig ist, liegt mit ihren Sparerwartungen deutlich daneben: So rechnen die 16- bis 29-jährigen im Schnitt mit einer durchschnittlichen Rendite von 9,2 % im Jahr, 15 % gehen sogar von zweistelligen Renditen aus. Dabei kennt diese Generation die Zeiten, als solche Renditen mit klassischen Geldanlagen noch möglich waren, nur aus Erzählungen. Paradox: Die jüngere Generation nutzt trotz dieser Renditeerwartungen häufig Anlageformen die nahezu keinen Gewinn einbringen – ein weiteres Zeichen dafür, dass Finanzbildung bei der jungen Generation dringend nötig ist. So setzen 64 % der 16- bis 29-jährigen auf Girokonten und 49 % auf Sparbücher. 36 % bewahren ihr Geld sogar zu Hause auf, 16 Prozentpunkte mehr als der Durchschnitt aller Befragter.

Psychologe und Buchautor Dr. Wolfgang Krüger attestiert den Deutschen eine „recht wunderliche“ Einstellung zum Thema Geld: „Einerseits überschätzen viele die Bedeutung von Geld, andererseits interessieren sich die meisten Menschen kaum für die eigenen Finanzen und haben viel zu wenig Kenntnisse, wie sie ihr Geld anlegen und vermehren können. Nach Jahren bekommen sie dafür dann die Quittung – und sind über das Ergebnis entsetzt.“ (ahu)