So funktionieren Meme Stocks

11.08.2021

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Anfang des Jahres machte die Aktie von GamesStop durch einen rasante Kursentwicklung Schlagzeilen – das bislang prominenteste Beispiel eines Meme Stocks. Was verbirgt sich dahinter?

„Meme Stocks sind Aktien, die in letzter Zeit einen Anstieg der Handelsaktivität erfahren haben, der vor allem durch Social Media Plattformen ausgelöst wird“, erläutert Dmitry Ivanov, Geschäftsführer bei der Investmentgesellschaft Freedom Finance Germany, den Begriff der Meme Stocks. Die Community unterstützt dabei häufig short seller, also Spekulanten, die auf fallende Kurse spekulieren. „Durch die Käufe durch die Community werden die short seller gezwungen, ihre Short-Position zu schließen, also ihre Aktien zurückzukaufen“, erklärt Ivanov. Dadurch steige die Aktie folglich weiter an.

Geprägt wurde der Begriff Meme Stock im Online-Diskussionsforum Reddit, wo ein sogenannter Subreddit mit dem Namen „WallStreetBets“ unter Händlern sehr beliebt ist. Das wohl bekannteste Beispiel eines Meme Stocks ist die GameStopp-Aktie, deren Kurs sich im Januar innerhalb weniger Tage vervielfachte. „Nutzer hatten sich damals auf dem Subreddit WallStreetBets zusammengetan und begannen, GameStop-Aktien zu kaufen, nachdem sie erfuhren, dass ein Hedgefonds die Aktie geshortet hatte“, weiß Ivanov. Die Nutzer kritisierten die Hedgefonds und Finanzinstitute dafür, damals regelmäßig angeschlagene Unternehmen leerverkauft, also geshortet, zu haben. Durch den zahlreichen Aktienkauf der Community waren die Leerverkäufer gezwungen, ihre Aktien rückzukaufen und es kam zu einem Short Squeeze. Gebremst wurde der Kursanstieg erst, als einige Broker den Kauf von GameStop-Aktien unterbunden hatten. Möglicherweise half dies den Leerverkäufern dabei, ihre Positionen auszugleichen und sorgte für massenhafte Kritik von Anlegern.

Zyklus von Meme Stocks

Die Entstehung und der Ablauf von Meme Stocks ähnelt grundsätzlich meist dem Fall von GameStop. Zum Anfang, während der frühen Implementierungsphase, stellen einiger Anleger fest, dass eine bestimmte Aktie unterbewertet ist und beginnen diese in großen Mengen zu kaufen und lösen somit einen langsamen Kursanstieg aus. In der mittleren Phase erregt der steigende Kurs dann Aufmerksamkeit, sodass immer mehr Anleger die Aktie erwerben und der Kurs in die Höhe schießt. Im Anschluss folgt die FOMO-Phase („fear of missing out“): „Zu dieser Zeit verbreitet sich die Aktie bereits in sämtlichen sozialen Medien und Online-Foren. Aufgrund der Angst, etwas zu verpassen, steigen immer mehr Anleger ein“, beschreibt Ivanov. Die letzte Phase wird auch als Gewinnmitnahme-Phase bezeichnet: die Käufe erreichen ihren Höhepunkt und die früheren Anleger verkaufen mit großem Gewinn. Aufgrund der Verlustaversion der Menschen entwickelt sich eine Kettenreaktion, die eine Reihe an Panikverkäufen auslösen und damit zu einem Kurssturz. Nach diesem kann der Zyklus nach einige Monaten auch wieder in die entgegengesetzte Richtung verlaufen.

Hohe Volatilität

Momentan sind Meme Stocks noch sehr stark auf den US-amerikanischen Markt konzentriert. „In den USA macht der Anteil der Kleinanleger mehr als 30 % des Handelsvolumens aus, wohingegen in Europa der Anteil in Europa nur etwa 5 % beträgt“, erklärt Ivanov einen der Gründe dafür. Zudem seien die Handelsbeschränkungen in Europa viel strenger, weswegen es für Kleinanleger schwieriger wird, sich zusammenzuschließen und gegen Leerverkäufer vorzugehen. Andrey Wolfsbein, Head of Sales bei Freedom Finance, betont außerdem die Gefahr von Meme Stocks: „Man sollte sich bewusst sein, dass es sich bei Meme Stocks nur um Spekulationen handelt und dass die Aktien sehr volatil sind. Die hohe Erwartungshaltung kommt ausschließlich durch den Hype zustande, ohne fundamentalen Hintergrund.“ Die Kurse können eben auch sehr schnell fallen – oder steigen. (ahu)