Sinkender Ölpreis stärkt Kaufkraft

28.01.2016

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Gerade wenn die Zinsen abschmieren, hilft der stark gesunkene Ölpreis zu Ersparnissen beim Heizen und an der Tankstelle. Die Verbraucher sparen so viel, dass die Politik Steuererhöhungen diskutiert.

2016-01-29 (fw/db) Der Rohölpreis hat sich in den vergangenen Monaten gleich mehrfach von einem Rekordtiefstand zum nächsten bewegt und die wirtschaftliche Entwicklung der ölexportierenden Staaten merklich eingetrübt. Die Experten der Deutschen Postbank AG vom gesunkenen Ölpreis einen deutlichen Schub für die Kaufkraft bundesdeutscher Haushalte ab.

Des einen Leid ist des anderen Freud. Während der anhaltende Rückgang des Ölpreises seit Mitte 2014 für die Produzenten eine zunehmende Belastung bedeutet, profitieren Märkte und insbesondere Verbraucher hierzulande von dieser Entwicklung“, so Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank.

Kaufkraft der deutschen Verbraucher legt deutlich zu

So gaben die deutschen Haushalte bereits 2014 - als der Ölpreis gegenüber dem Vorjahr nur um knapp 9 Prozent auf 75 EUR je Barrel gesunken war - gut 2,4 Milliarden Euro weniger für flüssige Brennstoffe (wie zum Beispiel Heizöl) und Kraft- und Schmierstoffe für Kraftfahrzeuge aus.

Im Jahr 2015 ist der Rohölpreis dann um weitere rund 35 Prozent auf durchschnittlich 48 EUR je Barrel gesunken. Alleine aufgrund dieses Rückgangs dürften die deutschen Verbraucher im Jahr 2015 rund 10,4 Milliarden Euro eingespart haben, viermal so viel wie im Vorjahr.

„Hätte der Euro gegenüber dem US-Dollar im gleichen Zeitraum nicht zusätzlich noch um rund 10 Prozent abgewertet, wäre die Ersparnis noch deutlicher ausgefallen, Unterm Strich bleibt aber eine spürbare Entlastung der Verbraucher in ölimportierenden Ländern, die sich so an der Zapfsäule oder beim Nachfüllen ihrer Heizöltanks über niedrigere Preise freuen können“, so Bargel weiter.

Der Ölpreisrückgang leistet damit einen erheblichen Beitrag zum Anstieg der Realeinkommen in Deutschland, ohne den ein Konsumzuwachs von rund zwei Prozent in diesem Jahr kaum möglich wäre.

Drosselung der Fördermengen nicht in Sicht

Wesentlicher Grund für den Preisverfall des Rohöls ist die kontinuierliche Ausweitung der Fördermenge in den vergangenen Jahren. So lag das weltweite Angebot im Jahresdurchschnitt 2015 bei 96,1 Millionen Barrel pro Tag, während sich die Nachfrage im gleichen Zeitraum auf 94,3 Millionen Barrel belief.

Die deutlichsten Anstiege in der Produktion waren dabei in den USA zu verzeichnen, die ihr Ölangebot seit 2008 um rund 84 Prozent auf durchschnittlich 12,8 Millionen Barrel täglich erhöht und damit im Jahr 2014 Russland als weltgrößten Ölproduzenten abgelöst haben. Auslöser dieses Booms waren die hohen Investitionen in neue Bergbaumethoden wie Fracking oder horizontales Bohren und die dadurch ermöglichte Erschließung neuer Ölquellen.

Für eine Stabilisierung des Preisniveaus wäre, bei gegebener Nachfrage, eine entsprechende Drosselung der Ölproduktion in übrigen Ländern erforderlich gewesen. Dieser Maßnahme haben insbesondere aber die OPEC-Staaten, deren Ölproduktion rund 40 Prozent des Welt-Ölangebots ausmacht, auf ihrer Sitzung Ende 2015 eine Absage erteilt.

Moderater Anstieg des Ölpreises auf Jahressicht

Die Experten der Postbank erwarten für 2016 einen weltweiten Anstieg der Ölnachfrage auf rund 95,4 Millionen Barrel pro Tag.

„Da wir im Gegenzug mit keinem weiteren Produktionszuwachs in den ölexportierenden Staaten rechnen, dürfte sich der Angebotsüberhang insgesamt reduzieren und in der Folge preisstützend auswirken. Wir rechnen mit einem moderaten Anstieg des Ölpreises von aktuell 34 auf 40 US-Dollar bis Jahresende“, resümiert Experte Bargel.

Dietmar Braun