Selbst „Schrott“ bringt Rendite

25.03.2014

Der Anleihenmarkt für erste Bonität leidet unter Renditeschwäche. Angesichts der Niedrigzinsen lässt sich mit sicheren Staatsanleihen kaum Geld verdienen. Hochzinsanleihen (High Yields) bieten vergleichsweise hohe Renditen und sind ins Blickfeld gerückt. Die Ausfallraten bleiben bis dato auf einem niedrigen Niveau.

Den Weg aus dem Zinstal zu finden ist nicht einfach. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist zwar auf circa 2 % gestiegen, aber dies ist nicht ausreichend, um die Teuerungsrate auszugleichen. Auch mit dem vermeintlich sicheren Hafen der US-Staatsanleihen konnten Investoren Schiffbruch erleiden, denn die Kurse sind mit dem Renditesprung um 3 % gefallen. Dennoch können Anlageberater das Anleihensegment nicht gänzlich außen vor lassen, zumal es speziell bei Unternehmensanleihen Optionen gibt, die Renditen jenseits des Inflationsausgleichs versprechen. Dies ist natürlich mit einem erhöhten Risiko verbunden.

HighYields. Hochzinsanleihen, auch High Yields genannt, sind Anleihen von Emittenten, deren Bonität von den Rating-Agenturen schlechter als „BBB" bzw. „Baa" eingestuft wird. Die Kreditqualität liegt also unterhalb des „Investment-Grade-Bereichs". Das höhere Risiko für den Investor wird im Normalfall mit einer höheren Verzinsung abgegolten. Frank Huttel, Leiter Portfoliomanagement FiNet Asset Management AG, sagt: „Staatsanleihen der G7-Länder bieten in ‚Risk-On'-Phasen weniger Chancen als Risiken. Auch die Peripheriemärkte in Europa, z. B. Italien, Spanien etc. sind sehr gut gelaufen. Wo gibt es also Alternativen? High Yield Anleihen sind weiterhin interessant." Andreas Rau, Leiter Vertrieb BCA AG, bringt es auf den Punkt: „Bei High Yield Anleihen ist das Risiko des Anlegers grundsätzlich höher als bei Investment Grade Anleihen. Dieses Risiko wird allerdings durch einen vergleichsweise hohen Zinskupon etwas kompensiert. Sicherlich ist gerade in turbulenten und volatilen Zeiten die Risikoprämie höher, nichtsdestotrotz kann es in bestimmten Phasen (Volatilitätsrückgang) sinnvoll sein, eine Beimischung zu forcieren."

Marktwachstum dank Zentralbankpolitik. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank wird scheinbar fortgeschrieben. In der Zinswüste gibt es wenige Oasen; das Hochzinssegment gehört dazu. Das Emissionsvolumen bei europäischen High Yields erreichte im vergangenen Jahr knapp 100 Mrd. US-Dollar. Mit qualitativ hochwertigen Hochzinsanleihen können derzeit Renditen um die 5 % erwirtschaftet werden. Größere mittelständische Unternehmen, die meist international tätig sind, bietet das Zinsumfeld die Gelegenheit, dass sie sich die günstigen Zinsen zur Refinanzierung für einen längeren Zeitraum sichern können. Dabei hat der europäische Markt für Hochzinsanleihen im Vergleich zu den USA noch immer Aufholpotenzial.

Viele Unternehmen haben aus der Finanz- und Wirtschaftskrise ihre Lehren gezogen, ihre Bilanzen auf Vordermann gebracht und den Verschuldungsgrad zurückgeschraubt. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Firmen im Hochzinsbereich ihre Anleihen nicht zurückzahlen können, merklich zurückgegangen. Nach Berechnungen von Moody´s lag die Ausfallrate im vergangenen Jahr bei knapp 3 % und damit nochmals niedriger als Ende 2012. „Viele Unternehmen sind in einer ausgesprochen robusten Verfassung, so dass kein Anstieg der Kreditausfallraten zu erwarten ist. Vor diesem Hintergrund bieten sich sehr attraktive Anlagechancen, die allerdings zwingend eine sehr sorgfältige Analyse der Fundamentaldaten und eine konsequente Verkaufsdisziplin erfordern", bemerkt James Gledhill, Global Head of High Yield bei AXA Investment Managers.

Bei einem breit gestreuten Hochzinsanleihen-Fonds empfiehlt es sich, die Kreditprofile der Emittenten zu analysieren. Durch aktives Portfoliomanagement können Zahlungsausfälle vermieden bzw. merklich reduziert werden. Daher ist ein gutes Verständnis der Unternehmen sowie ein professionelles Risikomanagement im Fonds das A und O. „Investoren sollten unserer Meinung nach jedoch nicht einfach einen High Yield Index kaufen und auf das Beste hoffen. Die Analyse ist elementar, denn: Was man nicht besitzt, ist genauso wichtig oder vielleicht sogar wichtiger, als das was man besitzt", ergänzt Jeremy Cunningham, Senior Portfoliomanager Fixed Income bei ACMBernstein.

Auch Sjors Haverkamp, Leiter Europe High bei ING Investment Management, spielt auf die vergleichsweise hohen Renditeerwartungen von 5 bis 6 % an und ergänzt, dass es immer noch Spielraum für eine weitere Spread-Einengung gebe, die den Effekt steigender Zinsen abschwächen würde. Im Gegensatz zu Anleihen aus den Emerging Markets wären die Kapitalströme in das High Yield Segment weiterhin günstig, vor allem an den europäischen Märkten, so Haverkamp. Philippe Noyard, Head of High Yield & Credit Arbitrage bei Candriam, sieht auch in den europäischen Peripheriestaaten diverse Möglichkeiten zum Einstieg; Anleihen von europäischen Finanzinstituten stehen ebenfalls auf der Kaufliste einiger Experten. Die Nachfrage nach Hochzinsanleihen scheint von Dauer: Dies zeigt sich beispielsweise am Run auf die mit 6,75 % verzinste siebenjährige Anleihe des Rasthausbetreibers Tank & Rast, die Ende 2013 emittiert und sofort ausverkauft war.

Die bunte Palette der Hochzinsanleihen-Fonds. Für diejenigen, die nach wie vor auf die US-amerikanische Wirtschaft setzen, empfiehlt sich ein Blick auf den ACMBernstein - Global High Yield Portfolio A. Der Fonds investiert in hochrentierliche Wertpapiere von Emittenten in der ganzen Welt mit Schwerpunkt USA und den Schwellenländern, um ein hohes laufendes Einkommen sowie eine hohe Gesamtrendite zu erzielen. Der Lazard European High Yield fokussiert sich nur auf Hochzinsanleihen aus Europa und investiert ausschließlich in Euro-Emissionen, womit ein mögliches Wechselkursrisiko entfällt. Der Invesco Global High Income Fund A ist global ausgerichtet und setzt neben den USA auch auf die Emerging Markets Russland, Brasilien und Mexiko.

Fazit

Liquidität ist im Markt ausreichend vorhanden. Aktienanlagen können mitunter sehr schwankungsintensiv sein und eignen sich daher nur bedingt, um Mittel kurzfristig zu parken. In der Zinswüste sind Hochzinsanleihen durchaus interessant, da sie immer noch ordentliche Renditen abwerfen und die erwähnten Fonds über eine ausreichende Liquidität verfügen. „Sie haben im Vergleich zu traditionellen Anlageklassen ein mit Vorteilen versehenes Rendite-Risiko-Profil und eignen sich zur Risikodiversifizierung", resümiert BCA-Experte Rau. Allerdings hätten sich die Spreads in den letzten Monaten deutlich eingeengt, merkt Huttel an.

(ah)

HighYields – Printausgabe 02/2014