Schweden setzen auf Wachstum

13.09.2016

Schweden nutzen Wachstumschancen besser als Deutsche - neue Studie der Börse Stuttgart © Piotr Wawrzyniuk

Deutsche legen konservativer an als Schweden. Die Notenbankpolitik spielt für Schweden eine untergeordnete Rolle. Regulierte Börsen genießen mehr Vertrauen als der außerbörsliche Handel.

2016-09-14 (fw/db) Wertpapiere haben es in Deutschland immer noch sehr schwer. Ein anderes Bild bietet sich in Skandinavien: In Schweden sind Wertpapiere ein selbstverständlicher Baustein der Geldanlage. Das zeigt eine aktuelle Studie der Börse Stuttgart unter Privatanlegern in Deutschland und Schweden. „Die länderübergreifende Untersuchung macht deutlich, wo Unterschiede zwischen schwedischen und deutschen Anlegern liegen, insbesondere bei den jeweiligen Schwerpunkten ihrer Investments. Die ausgeprägte Anlagekultur in Skandinavien ist für uns besonders interessant, weil die Börse Stuttgart seit 2008 mit ihrer schwedischen Tochtergesellschaft Nordic Growth Market AB (NGM) in den nordischen Ländern aktiv ist“, sagt Dr. Michael Völter, Vorsitzender des Vorstands der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e.V. Aus der Untersuchung werden markante Unterschiede deutlich: 79 Prozent der befragten deutschen Anleger investieren in Wertpapiere wie Aktien, Fonds, Anleihen und verbriefte Derivate mit dem Ziel, Vermögen aufzubauen und für das Alter vorzusorgen. Diese Ziele stehen bei über 44 Prozent der befragten schwedischen Anleger nicht im Fokus ihrer Wertpapierinvestments. Das verwundert kaum, gilt doch das schwedische Rentensystem in vielen europäischen Ländern als Vorbild, während der staatlichen Rente in Deutschland der Verlust an Bedeutung für die Altersvorsorge anhaftet. Die Wertpapierkultur in Schweden ist deutlich ausgeprägter als in Deutschland. So waren im Jahr 2014 in Schweden 35 Prozent des Haushaltsvermögens in Aktien angelegt, in Deutschland dagegen nur 9,9 Prozent. Zudem betrug das Investmentfondsvermögen pro Kopf in Schweden zum Jahresende 2014 knapp 26.000 Euro, in Deutschland rund 10.000 Euro. Damit ist klar: Die Schweden engagieren sich stärker an den Wertpapiermärkten als die Deutschen. Dabei setzen schwedische Anleger verhältnismäßig oft auf strukturierte Produkte. 10 Prozent der Befragten haben verbriefte Derivate im Depot – dagegen investieren nur 8 Prozent in Exchange Traded Funds (ETFs) und 6 Prozent in Anleihen. Deutsche Anleger dagegen setzen deutlich stärker auf ETFs und Anleihen als auf verbriefte Derivate. „Schwedische Anleger wissen die Vorteile von verbrieften Derivaten zu schätzen. Die Produkte bieten Zugang zu einer Vielzahl von Märkten und ermöglichen maßgeschneiderte Investments, die exakt der eigenen Marktmeinung und Risikoneigung entsprechen“, so Ralph Danielski, Geschäftsführer der Börse Stuttgart GmbH. Auch mit Blick auf Informationskanäle sind die schwedischen Anleger weniger konservativ: Sie nutzen öfters Apps und soziale Netzwerke bei ihren Investmententscheidungen als die Deutschen. Niedrigzinsen sind den Schweden egal Große Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden zeigt die Studie darüber hinaus bei der Frage, welche politischen oder wirtschaftlichen Themen Einfluss auf die Anlageentscheidungen haben. Während etwa eine große Mehrheit der deutschen Befragten die Geldpolitik der EZB und der Fed als wichtigen Einflussfaktor empfindet, spielen die Zentralbanken für schwedische Investoren eine weitaus kleinere Rolle. Andererseits erachten die Schweden politische Entwicklungen wie den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf für ihre Anlageentscheidungen als relevanter – sie richten ihr Augenmerk also auch verstärkt nach außen. In einem Punkt sind sich Deutsche und Schweden jedoch einig: Regulierte Börsen sind vertrauenswürdiger als außerbörsliche Handelsplattformen. 93 Prozent der deutschen Befragten  geben an, regulierten Börsen zu vertrauen. Im Gegensatz dazu halten lediglich 55 Prozent außerbörsliche Handelsplätze für vertrauenswürdig. Ähnlich sehen es die schwedischen Privatanleger. Die ausführlichen Ergebnisse der aktuellen Umfrage finden finanzwelt-Leser hier im Internet: www.boerse-stuttgart.de/files/160907_vergleichsstudie_schwedische-deutsche_anleger.pdf