EZB kauft der Politik Zeit

20.04.2016

Ulrike Kastens

Zwei Mal hat die EZB ihr QE-Programm aufgestockt, im Dezember und im März. Heute gab es keine neuen geldpolitischen Beschlüsse. Die EZB ist sehr expansiv und will es bleiben.

(fw/ rm) Ulrike Kastens, Volkswirtin bei Sal. Oppenheim, beurteilt die heutigen Äußerungen von EZB-Präsident Draghi wie folgt: "Die EZB hält sich die Türen für weitere geldpolitische Lockerungen weit offen, um mittelfristig das Inflationsziel zu erreichen. Sie will dabei unter gar keinen Umständen den Eindruck erwecken, nicht mehr handlungsfähig zu sein. Helikoptergeld steht dabei nicht auf der Agenda." "Ab Juni wird die EZB Unternehmensanleihen kaufen mit dem Ziel, dass Unternehmen sich günstiger refinanzieren können und mehr investieren. Ob dies wirklich gelingen kann, ist zweifelhaft, weil bei Investitionsentscheidungen Erwartungen für die Entwicklung der Absatzmärkte wichtiger sind als der Zins." "Die EZB nennt ausbleibende Strukturreformen als wesentlichen Grund für die Konjunkturschwäche in der Eurozone. Sie spielt damit den Ball zurück an die Politik, endlich zu handeln und nähert sich damit immer weiter den Grenzen ihres Mandats. Darin sehen wir auch einen Grund für die jüngste Kritik an der EZB aus Deutschland." "Die EZB kauft der Politik Zeit, die diese nicht nutzt. Im Moment erscheint es uns zweifelhaft, ob die Politik die Dringlichkeit von strukturellen Reformen erkannt hat. Sie überfordert damit die EZB." www.oppenheim.de