„Robo-Advisor bringen mehr Transparenz in den Markt“

23.07.2018

Erik Podzuweit, Gründer und Geschäftsführer von Scalable Capital / Foto: © Scalable Capital

Digitalisierung und Technologisierung halten Einzug in die Finanzindustrie. So legen Robo-Advisor anhand einer Abfrage der jeweiligen Anlagepräferenzen die passende Anlagestrategie fest. Scalable Capital spielt hier ganz vorne mit. Mit Erik Podzuweit, Gründer und Geschäftsführer von Scalable Capital, sprach finanzwelt über den bisherigen Jahresgeschäftsverlauf, mögliche Partnerschaften und zur Regulierung für Robo-Advisor.

finanzwelt: Wie fällt Ihr Unternehmensfazit zum ersten Halbjahr aus?

Podzuweit: Das erste Halbjahr ist sehr gut angelaufen: Wir haben im Mai als erster deutscher Robo Advisor die Grenze von einer Milliarde Euro an Kundenvermögen geknackt. Diese Dynamik ist weltweit einzigartig und zeigt, dass die digitale Vermögensverwaltung auch bei deutschen Privatanlegern immer beliebter wird. Das wirklich schöne ist, dass uns Kunden nicht nur ausprobieren, sondern vertrauen. Das stimmt mich sehr positiv für die Zukunft der automatisierten Geldanlage in Deutschland.

finanzwelt: Im vergangenen Jahr sind Sie eine Partnerschaft mit Deutschlands größter Direktbank, ING-DiBa, eingegangen. Planen Sie weitere Partnerschaften?

Podzuweit: Die Kooperation mit der ING-DiBa ist für beide Seiten exklusiv. Diese Form der Partnerschaft werden wir auch generell nur noch sehr selten oder gar nicht mehr im Markt sehen. Andere Institute müssen da einfach viel mehr Rücksicht auf ihr bestehendes Geschäft nehmen und wollen auch in der digitalen Welt mit ihrer eigenen Marke auftreten. Deshalb ist White Labelling das Stichwort. Diesbezüglich sind wir im engen Dialog mit potentiellen Partnern, die unseren Service ihren Retail-Kunden anbieten wollen, aber unter eigener Marke.

finanzwelt: Worauf fokussieren Sie sich derzeit in Ihrer Geschäftstätigkeit?

Podzuweit: Natürlich wollen wir den Service für unsere Kunden noch besser machen. Kürzlich haben wir beispielsweise die Time Machine auf unserer Website gelauncht, über die Menschen ihre private Altersvorsorge nun systematisch planen können. Darüber hinaus stehen B2B-Partnerschaften und die Expansion in andere europäische Märkte natürlich im Fokus unserer Wachstumsstrategie.

finanzwelt: Sammeln Sie auch Gelder von institutionellen Investoren wie Stiftungen ein?

Podzuweit: Ja, wir haben auch Stiftungen als Kunden. Vom fast Blue-Chip bis zu kleineren GmbHs legen viele Unternehmen bei uns ihre Überschussliquidität an. Für die ist es spannend, dass man das Risiko bei uns sehr granular wählen kann. Insbesondere wenn sie nicht ausschütten wollen, weil Investitionen anstehen, aber Negativzinsen am Konto zu befürchten sind.

finanzwelt: Verbraucherzentralen treten nun auf den Plan und verlangen von der BaFin schärfere Regeln für Robo-Advisor. Wie stehen Sie hierzu?

Podzuweit: Erstmal würde ich gerne festhalten, dass Robo-Advisor sehr viel mehr Transparenz in den Markt bringen und die Kosten im Vergleich zu aktiven Fondshäusern massiv senken. Zudem erhalten unabhängige Robo-Advisor keine Provisionen für den Verkauf von Finanzprodukten und haben deshalb auch keinen Interessenkonflikt mit ihren Kunden. Das sind große Fortschritte für Privatanleger, die auch im Interesse der Verbraucherschützer sind.

Davon abgesehen sind wir große Befürworter einer Regulierung von Finanzunternehmen. Wir sind in Deutschland ja auch als erster unabhängiger Online-Vermögensverwalter direkt mit BaFin-Erlaubnis an den Start gegangen. Damit haben wir beispielsweise bei der Geeignetheitsprüfung die gleichen Pflichten wie aktive Fondshäuser oder Bankberater. Und auch darüber hinaus befürworten wir eine größtmögliche Kosten- und Risikotransparenz, wie wir sie heute im Übrigen bereits vorleben.

Aber eine Sache wird man nicht regulieren können: Unterschiedliche Fondshäuser und Robo-Advisor werden für identische Anlegertypen niemals identische Anlageempfehlungen aussprechen können. Das würde einem Verbot unterschiedlicher Meinungen und Anlagestrategien gleichkommen und hätte verheerende Wirkung auf die Preisfindung am Kapitalmarkt. Es gibt auch am Kapitalmarkt einen Wettstreit um die „richtige“ Interpretation von Informationen. Während aktuell beispielsweise einige Experten das Platzen der deutschen Immobilienblase erwarten, halten andere den Immobilienmarkt im internationalen Vergleich sogar noch für unterbewertet. Diese unterschiedlichen Meinungen spiegeln sich dann auch in den Portfolios wider. Das kann und sollte man nicht regulieren.