Pro und Contra von Blockchain in Banking und Vermögensverwaltung

28.05.2018

Uwe Krakau, General Manager & Chief Markets Officer Germany bei Avaloq (li.) und Philippe Meyer, Managing Director Avaloq Innovation (re.) / Foto: © Avaloq

Die Blockchain- bzw. Distributed-Ledger-Technologie (DLT) hat das Potenzial, die Welt zu verändern. Dabei ist die DLT keine brandneue Idee, sondern eine clevere Kombination aus Technologien vergangener Jahrzehnte. Die Verkettung von kryptographischen Hashes zum Versiegeln von Daten stammt bereits aus den 1970er-Jahren und führte schließlich zur Bitcoin-Blockchain. Gerade in der Finanzdienstleistungsbranche kann die Blockchain-Technologie das Geschäft im kommenden Jahrzehnt massiv beeinflussen und dabei disruptives Potenzial entfalten. Dennoch sind Privatbanken und Wealth Manager gut beraten, Blockchain kritisch zu hinterfragen. Die folgende Pro- und Contra-Liste diskutiert, was für und was gegen den Einsatz der Technologie spricht.

1. Geldpolitik mit begrenztem Angebot und ohne Inflation

Pro: Auch wenn Bitcoin ursprünglich erfunden wurde, um staatliche Kontrolle und lange Wege über verschiedene Dienstleister zu vermeiden, so wird es doch heute für seine Geldpolitik mit einem begrenzten sAngebot und ohne Inflation geschätzt. Bitcoin und all die anderen Kryptowährungen, die auf der Blockchain-Technologie basieren, könnten die Art und Weise, wie Menschen in Zukunft Werte aufbewahren und austauschen, nachhaltig verändern. Bereits in der Zypernkrise wurde Bitcoin als Safe benutzt, und auch China setzt die Kryptowährung ein, um möglichen Problemen beim Umtausch von Yuan in Fremdwährungen vorzubeugen. Zudem hat eine innovative Blockchain wie Ethereum die Programmierbarkeit dieses neuen digitalen Geldes stark erhöht. Ethereum eröffnet die Möglichkeit selbstausführender Smart Contracts, macht Mittelsmänner überflüssig und verspricht so gleichzeitig eine stärkere Dezentralisierung.

Contra: Man muss betonen, dass Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum als Public Blockchains nicht reguliert sind, dass jedoch eine breitere Anwendung ebendies erfordern würde: eine Regulierungsbehörde, die zum Schutz der Marktteilnehmer und Verbraucher handelt. Die Folge wäre jedoch ein zwangsläufig verlangsamtes Innovationstempo. Fest steht: Bislang sind öffentliche Finanzbücher wie Bitcoin und Ethereum weder skalierbar noch privat genug, um als Rückgrat unseres Finanzsystems dienen zu können.

2. Was macht DLT für Finanzdienstleister so attraktiv?

Pro: DLT hat das Potenzial, den Nachrichtenfluss, der von jeher ein wesentlicher Bestandteil des Bankenwesens ist, zu ersetzen oder zu beseitigen. Bislang führt jeder Akteur im Finanzsystem sein eigenes Kontenbuch, das unter hohem Abstimmungsaufwand mit anderen Kontenbüchern abgeglichen werden muss. DLT stellt eine gemeinsame Datenbank als Finanzbuch zur Verfügung. Die an einer Transaktion Beteiligten teilen sich de facto die gleichen Daten – die mühsame Synchronisation entfällt. DLT kann darüber hinaus den Handel zwischen nicht vertrauenswürdigen und möglicherweise unbekannten Gegenparteien vereinfachen, indem es die Gewissheit verschafft, dass die Gegenpartei über die Vermögenswerte verfügt, die sie zu besitzen behauptet, und indem es unumkehrbare und nicht widerlegbare Transaktionen mit sofortiger Abrechnung ermöglicht.

Contra: Bitcoin scheint die Leistungsfähigkeit dieses Konzepts, das sich mit neuerer DLT prinzipiell auf jede Anlageform hin verallgemeinern lässt, zu beweisen. Andererseits kann Blockchain-Technologie auch dazu führen, dass das Geschäfts- und Vertrauensmodell von Drittparteien in verschiedensten Bereichen der Finanzdienstleistungsbranche beeinträchtigt wird. Verzichtet man auf die Mittelsmänner, verschwindet auch eine bewährte Vertrauensinstanz.

3. Smart Contracts

Pro: Ein Smart Contract ist im Grunde nichts anderes als programmierbares Geld, das in einer gemeinsamen, unveränderlichen Datenbank gespeichert wird. Ein solcher Smart Contract erweitert die Vorteile von DLT auf den gesamten Lebenszyklus eines Produkts. DLT ermöglicht also eine vollständige Digitalisierung von Vermögenswerten und stellt innerhalb eines Smart Contracts sicher, dass alle Teilnehmer synchronisiert sind, ohne dass weitere Abstimmungsprozesse erforderlich wären.

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