Zu alt für Weiterbildung? Gute Argumente für lebenslanges Lernen 

18.10.2022

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„Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen“ – diese Erkenntnis hatte Benjamin Franklin schon im 18. Jahrhundert und ist heute aktueller denn je. Doch gilt das ein Leben lang? Gibt es ein bestimmtes Lebensalter, ab dem Weiterbildung zu aufwendig, nicht mehr passend oder schlichtweg nicht mehr sinnvoll ist? Es gibt durchaus Standpunkte, die dies nahelegen. Andererseits gewinnt das Konzept des lebenslangen Lernens stetig an Bedeutung und die gegenwärtige demografische Entwicklung spricht für regelmäßige Weiterbildung bis ins hohe Alter. In diesem Beitrag möchten wir einige aktuelle Argumente zu diesem Thema gegenüberstellen und untersuchen.

Was Hänschen nicht lernt…

…lernt Hans nimmermehr. Dieser Mythos hält sich wacker, ist aber falsch. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Menschen bis ins hohe Alter mindestens genauso gut lernen können wie junge Menschen. Die Fähigkeit des Gehirns, zu wachsen und sich zu regenerieren nimmt entgegen weit verbreiteter Annahmen mit dem Alter nämlich keineswegs ab. Weil ältere Menschen zudem auf Lebenserfahrung und im Idealfall auf eine gute Bildung aufbauen können, sind sie Jüngeren in puncto Sprachgewandtheit und der Beurteilung komplexer Situationen sogar deutlich überlegen.

Die geistige Schnelligkeit und Flexibilität junger Menschen kann zwar mit zunehmendem Alter nachlassen – aber nur dann, wenn sie nicht ausreichend trainiert und somit erhalten wird. Da gerade bei beruflichen Weiterbildungen die Verknüpfung mit Erfahrungswerten und vorangegangenen Ausbildungen von großer Bedeutung ist, haben ältere Berufstätige gegenüber jüngeren hier einen klaren Vorteil. Darüber hinaus ist regelmäßige Weiterbildung gerade für ältere Menschen eine wichtige Gelegenheit, die eigenen Problemlösungsfähigkeiten zu üben und die geistige Schnelligkeit zu bewahren.

Endlich Zeit für Neues

Zeit ist Mangelware: Wenn es um Weiterbildungsplanungen geht, scheuen die meisten vor allem den zeitliche Aufwand. Während Berufseinsteiger sich nach der Ausbildung oder dem Studium oft erst einmal voll und ganz in den Job stürzen wollen, fehlt es insbesondere der mittleren Altersgruppe an den Kapazitäten. Meist ist beruflich dann besonders viel in Bewegung, das Arbeitspensum erhöht sich weiter und gleichzeitig wird diese Altersgruppe stark vom Privatleben und der Familie gefordert.

Dies ändert sich oft bei den über 50-Jährigen. In der Regel sind im Job schon viele Ziele erreicht und die Aufgaben werden mit Erfahrung und Übung routiniert erledigt oder können delegiert werden. Aber auch das Privatleben nimmt nun oft weniger Zeit in Beschlag, u.a. da die Kinder überwiegend schon auf den eigenen Beinen stehen. Wer über 50 Jahre alt ist, kann sich also voll und ganz um sich und seine berufliche Weiterentwicklung kümmern. In diesem Alter kann man noch mal so richtig durchstarten, denn jetzt gibt es wieder mehr Zeit, spezifische Qualifikationen zu erreichen.

Mehr Flexibilität durch Digitalisierung

Hinzu kommt, dass die Durchführungsmöglichkeiten bei Weiterbildungen immer vielfältiger und flexibler geworden sind. Gerade Ältere machen sich oft Sorgen, dass man für Weiterbildungen wieder „zur Schule gehen muss“. Dies ist heute aber bei Weitem nicht mehr der Fall: So wird es einem in vielen Fällen sehr einfach gemacht, sich neben dem Job beruflich weiterzuentwickeln. Viele anerkannte Aufstiegsfortbildungen und Studienprogramme kann man bereits digital absolvieren. Dabei wird bequem von zu Hause oder vom Büro aus an Live-Online-Seminaren teilgenommen und man spart sowohl Fahrtkosten als auch die Fahrtzeit. Weiterbildung, Privatleben und Beruf lassen sich immer besser vereinbaren.

Demografischer Wandel

Der demografische Wandel ist längst in den Betrieben angekommen und eine ernste Bedrohung für die Wirtschaft: So herrscht in vielen Branchen akuter Fachkräftemangel. Da oft bei Weitem nicht mehr genug Junge nachkommen, müssen die Älteren länger arbeiten und auch mehr leisten. Bereits in den letzten Jahren kletterte das durchschnittliche Renteneintrittsalter stetig nach oben, derzeit liegt es bei rund 61 Jahren. Unter dem Stichwort „Erfahrung ist Zukunft“ wirbt die Bundesregierung um die Älteren. Ältere werden in der Zukunft schließlich immer stärker gebraucht. Während der Generation 50+ früher immer wieder signalisiert wurde, dass sie zum „alten Eisen“ gehören, sind Betriebe heute zum Umdenken gezwungen. Einfach, weil die Arbeitnehmer immer älter werden. Es lohnt sich daher auch noch im Alter über eine Weiterbildung nachzudenken und so vielleicht sogar noch einen Schritt auf der Karriereleiter hinaufzuklettern.

Fazit

Wann ist also der richtige Zeitpunkt für eine Weiterbildung? Egal wann Sie sich diese Frage stellen, die Antwort sollte eigentlich immer lauten: Jetzt. Denn es gibt keinen falschen Zeitpunkt, sondern immer viele Gründe, die eben gerade dafür sprechen. Das gilt auch für ältere Menschen. Denn im fortgeschrittenen Lebensalter lernt man keineswegs schlechter, sondern teilweise sogar besser. Außerdem hat man wieder mehr Zeit für Weiterbildung und braucht trotzdem keine Angst vor der „Schulbank“ zu haben, da viele Lehrgänge digital und flexibel stattfinden. Aufgrund des demografischen Wandels werden Ältere länger von den Unternehmen benötigt. Die „Investition in Wissen“ zahlt sich folglich immer länger und bis ins höhere Alter für Sie aus. (fw)