Verschafft ein Sieg Trumps den US-Aktien Märkten kurzfristig Aufschwung?

13.10.2016

James Bateman, CIO Multi Asset bei Fidelity International

Mehr als bei früheren Wahlkämpfen sehen Anleger deutliche Risiken im aktuellen Rennen um das Weiße Haus. Während Hillary Clinton für Kontinuität steht – wenn auch mit etwas härterer Haltung in Handels-, Gesundheits- und Finanzfragen – sehen die meisten in Donald Trump eine echte Gefahr für die Märkte. Seine Äußerungen zur Globalisierung, die den USA mehr schade als nutze, schüren Ängste vor zunehmendem Protektionismus und Stimmungsmache gegen freie Märkte. Viele erwarten deshalb, dass ein Sieg Trumps eine Verkaufswelle an den amerikanischen wie internationalen Märkten lostritt. Aber so paradox es auch klingt: Ein Wahlerfolg des republikanischen Kandidaten könnten den US-Aktienmärkten eine Aufwärtsphase bescheren – zumindest vorübergehend. Höhere Staatsausgaben und Steuersenkungen könnten der amerikanischen Wirtschaft neuen Schub geben und zunächst das Gewinnwachstum der Unternehmen ankurbeln. Selbst wenn sie der US-Wirtschaft auf lange Sicht wohl eher schaden. Trumps Ausgabenpaket könnte der Wirtschaft kräftige Impulse geben Ein Sieg Trumps würde Anleger vermutlich auf dem falschen Fuß erwischen, denn obwohl das Rennen eng ist, sehen die Umfragen Hillary Clinton vorn. Hinzu kommt, dass sich viele schlicht weigern, die Möglichkeit eines Siegs des Republikaners überhaupt in Betracht zu ziehen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass nach einem Wahlsieg Trumps eine Verkaufswelle die Märkte überrollt. Wahrscheinlich würde sich diese Welle in den Wochen und Monaten danach jedoch umkehren. Denn Trumps Vorschläge könnten der Wirtschaft zunächst kräftige Impulse geben. Seine Vorhaben durch den Kongress zu bringen, selbst wenn der von Republikanern kontrolliert würde, dürfte ihm zwar schwerfallen. Aber die Märkte würden den Politikwechsel zunächst einpreisen, ohne abzuwarten, wie sich die höheren Staatsausgaben konkret auswirken. Sowohl Trump als auch Clinton dürften die Konjunktur durch mehr Ausgaben für die Infrastruktur ankurbeln. Aber Trumps Ausgabenpaket hätte ein doppelt so hohes Volumen wie das seiner Widersacherin. Zudem scheint er eher gewillt, zusätzliche Ausgaben über höhere Schulden zu finanzieren. Anders als Clinton, die angekündigt hat, für Infrastrukturprojekte Unternehmen über höhere Steuern zur Kasse zu bitten. Trump hat ferner eine Vereinfachung der Steuergesetze sowie eine Senkung der Unternehmenssteuer auf 15 Prozent und der Einkommensteuer versprochen. Wird Trump Präsident, ist daher wohl mit deutlich höherer Staatsverschuldung als für den Fall zu rechnen, dass Clinton ins Weiße Haus einzieht. Auf den neuen Kurs und Tonfall in der Politik dürften die Märkte mit einer Rally reagieren. Am Ende könnte das fiskalische Stimuluspaket zwar deutlich kleiner ausfallen als gedacht. Und ob es finanzierbar ist, bleibt abzuwarten. Aber auf Trumps Wahlagenda stehen andere Vorschläge, die sich als umsetzbar und überaus stimulierend erweisen könnten. So dürfte die versprochene Senkung der Unternehmenssteuer auch darauf abzielen, einen Großteil der im Ausland von amerikanischen Firmen erwirtschafteten Gewinne wieder zurück ins Land zu holen. Bemühungen, die Unternehmen zur Repatriierung dieser Gelder zu bewegen, könnten parteiübergreifend auf Zustimmung stoßen und ein Bündnis für eine allgemeine Steuerreform schmieden.

Hält die Fed weiter die Füße still?

Sollte es unmittelbar nach einem Sieg Trumps zu massiven Verkäufen kommen, könnte das die Notenbank von einer Zinsanhebung im Dezember abhalten. Das ganze Jahr über haben sich die US-Währungshüter mit Zinserhöhungen betont zurückgehalten und könnten es sich leisten, mit Verweis auf in diesem Jahr enttäuschende US-Wirtschaftsdaten auf eine weitere Zinserhöhung zu verzichten. Da die Fed zudem bisher die Zinsen nur dann erhöht hat, wenn der Markt dies als nahezu sicher eingepreist hatte, gilt es auch darauf zu achten, wie sie die Märkte auf eine Zinserhöhung nach einem Wahlsieg Trumps einstimmen würde. Am 8. November wird gewählt. Und sollte es als Reaktion darauf zu einer rasanten Talfahrt an den Märkten kommen, bliebe ihr nicht mehr viel Zeit sicherzustellen, dass eine Zinsstraffung von den Marktteilnehmern positiv aufgenommen wird. Die Fed könnte wegen ihrer vorsichtigen Haltung in Erwartung negativer Folgen einer Trump-Präsidentschaft an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten.

Die Trump-Rally untergraben

Dass sich ein Sieg Trumps zunächst positiv auf amerikanische Risikoanlagen auswirken könnte, ist also durchaus möglich. Nicht jedoch, dass diese Wirkung anhält, insbesondere wenn man die allein auf den Schutz der heimischen Wirtschaft ausgerichtete Wirtschaftsagenda des Republikaners betrachtet. Eine gegen den internationalen Handel gerichtete Rhetorik des Präsidenten käme im Ausland gar nicht gut an. Auf höhere Zölle für Einfuhren in die USA dürften andere Länder mit ähnlichen Maßnahmen antworten. Leiden würden darunter US-Firmen mit umfangreichen internationalen Aktivitäten und vor allem solche, die in China und anderswo produzieren lassen. Darüber hinaus würde eine Präsidentschaft Trumps die Position Amerikas im Ausland schwächen. Bestehende Handelsabkommen wie die Transatlantische Partnerschaft oder NAFTA gerieten ins Wanken. Schließlich hat Trump versprochen, sie aufzukündigen oder zumindest neu zu verhandeln. Seine harte Haltung zu chinesischen Exporten in die USA könnte einen Handelskrieg auslösen, der sich nicht eben günstig auf die Bereitschaft der Chinesen auswirken dürfte, den Amerikanern weitere Schuldenpapiere abzunehmen. Kurz, eine Trump-Präsidentschaft könnte die globale Ordnung auf den Kopf stellen, von der die US-Wirtschaft profitiert.

Kolumne von James Bateman, CIO Multi Asset bei Fidelity International

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