Verhaltene Freude

29.04.2014

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Um den Vorwurf zu entkräften, nur gute Risiken mit Versicherungsschutz zu bedienen, haben einige PKV-Anbieter eine Öffnungsaktion für Angestellte ins Leben gerufen. Doch die Akzeptanz lässt zu wünschen übrig.

Es gehört in manchen Kreisen schon zum guten Ton, die PKV an den Pranger zu stellen. Diese sei nur an guten Risiken interessiert, betreibe Rosinenpickerei. Wer von einer Kasse zur Privaten wechseln wolle, müsse nicht nur per se schon gut verdienen. Sei er nicht knackig gesund, hagele es Risikoausschlüsse oder happige Beitragszuschläge, schlimmstenfalls werde der Zutritt gleich ganz versperrt. Die Debeka führte diesen Vorwurf als erster privater Krankenversicherer ad absurdum, als sie Anfang vergangenen Jahres eine Aufnahmegarantie für jeden Angestellten aussprach, der 2012 und 2013 über der GKV-Versicherungspflichtgrenze gelegen hatte. Einzige Bedingung: Der Wechsel musste binnen eines halben Jahres vollzogen werden. Das seinerzeit pilotartig eingeführte Recht gilt seitdem beim Koblenzer Versicherer weiter. Maßgeblich sind allein die Halbjahresfrist und das Überschreiten der Pflichtgrenze. Nach dem Startschuss durch die Debeka legte die HUK-Coburg kurze Zeit später nach.

Der seinerzeitige Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hatte jedenfalls am Vorstoß der Debeka seine Freude, die er in einem Interview mit der Rhein-Zeitung kundtat: „Die Debeka hat eine Öffnungsaktion gestartet, die ich sehr gut finde." Dies sei ein Reformansatz, das Krankenversicherungssystem weiterzuentwickeln. Jeder Bundesbürger solle am Ende selbst entscheiden dürfen, ob er lieber gesetzlich oder privat krankenversichert sein wolle. Schon Wochen zuvor hatte Debeka-Vorstandschef Uwe Laue eine Absenkung der Versicherungspflichtgrenze gefordert. Gleichsam einem Aufruf zur Revolution kamen hingegen Bahrs Gedankenspiele gleich. Am Ende blieb alles nur Utopie – letztlich dürfte alleine das hervorragende Ergebnis der CSU bei den vergangenen Bundestagswahlen die Bürgerversicherung verhindert haben.

Einige private Krankenversicherer ließen sich durch politische Gedankenspiele nicht beirren und führten eine Aufnahmegarantie in eigener Initiative ein. Zu dieser Gruppe gehören auch die Deutscher Ring Krankenversicherung und die SIGNAL Krankenversicherung. Doch die Akzeptanz hält sich in Grenzen, so Dr. Wolfgang Havenith, Bereichsleiter Produktmanagement der SIGNAL IDUNA Gruppe: „Die Nachfrage im Rahmen der bestehenden Öffnungsaktion für Arbeitnehmer und Angestellte ist bislang sehr verhalten." Vielleicht auch deswegen gibt sich mancher Wettbewerber eher zurückhaltend. So etwa die ARAG Krankenversicherung, deren Vorstand Dr. Roland Schäfer zwar grundsätzliches Interesse bestätigt: „Wir verfolgen aufmerksam die Aktivitäten rund um Aufnahmegarantien von Wettbewerbern." Gleichzeitig aber einschränkt: „Konkrete Planungen in diese Richtung bestehen derzeit bei uns nicht." Einen Schritt weiter ist hingegen die Barmenia Krankenversicherung a.G., so deren Vorstand Martin Risse: „Derzeit prüfen wir eine Aufnahmegarantie für versicherungsfreie Angestellte. Konkrete Informationen liegen aber noch nicht vor." (hwt)

PKV-Aufnahmegarantie - Onlineausgabe 02/2014