USA: US-Haushaltsstreit beigelegt – vorerst

16.10.2013

Wolfgang Juds

**Die Einigung im US-Haushaltsstreit zwischen den Demokraten und den Republikanern am gestrigen Mittwoch reichte aus, um eine kleine Euphorie am Aktienmarkt zu entfachen. **Wolfgang Juds, Geschäftsführer CREDO Vermögensmanagement GmbH, fasst zusammen und gibt einen Ausblick.

Am US-Rentenmarkt kam es in den letzten Tagen zu hektischen Kursbewegungen. Am Ende stiegen auch hier die Kurse deutlich an. Wie geht es weiter?

In der vergangenen Nacht kam es im US-Kongress zu einer Einigung zur Erhöhung der Schuldenobergrenze bis zum 7. Februar 2013. Der US-Haushalt ist nunmehr bis zum 15. Januar 2014 vorübergehend finanziert. Dabei handelt es sich lediglich um einen Kompromiss, um größeren Schaden von den USA abzuwenden. Die Verhandlungen werden in den nächsten Wochen fortgesetzt. Das Ziel muss es sein, den Haushalt einerseits nachhaltig aufzustellen und andererseits das hohe Defizit abzubauen. Die USA können nicht dauerhaft über ihre Verhältnisse leben. Allzu oft dürfen sich die Vereinigten Staaten den Luxus nicht leisten, kurz vor der Zahlungsunfähigkeit zu stehen, weil die ausländischen Investoren sonst das Vertrauen in deren Finanzstabilität verlieren könnten. Insbesondere China würde versuchen, sich in den nächsten Jahren vom US-Dollar als Weltleitwährung abzukoppeln.

Wie haben die Märkte auf die Einigung im US-Haushaltsstreit reagiert? Die Renditen der 10-jährigem US-Staatsanleihen stiegen zuletzt bis auf 2,75% an und sind inzwischen wieder auf 2,65% zurückgekommen. Die Aktien in den USA zogen deutlich an. Der Dow Jones Index kletterte um gut 200 Punkte und der deutsche Leitindex DAX erreichte einen Rekordwert vom 8.846 Punkten. Nur das Gold steht unter Druck! Die Feinunze Gold kostet momentan etwa 1.300 USD.

Wie geht es weiter? Mir scheint es, als wenn den politisch Verantwortlichen sowohl in den USA als auch in Europa an einer Fortsetzung ihrer bisherigen Finanz- und Haushaltspolitik gelegen ist. Im Kern ist es sehr angenehm, immer etwas mehr auszugeben, als man einnimmt. Die Lasten werden den künftigen Generationen aufgebürdet. Aber uns allen ist auch klar, dass sich diese Politik nicht beliebig fortsetzen lässt, da sie Zinsen auch bedient werden müssen – von einer Rückzahlung der Schulden ganz zu schweigen. Die Grenzen sind da erreicht, wo die Zinslast sich nicht mehr aus dem Haushalt heraus darstellen lässt. So wie in Griechenland kann es in einzelnen Staaten dann zu einem Schuldenschnitt kommen. Wo dieser Punkt liegt und wann er erreicht wird, kann niemand sagen. Es kann noch einige Jahre so weitergehen. Vielleicht setzt sich auch die Einsicht durch, dass es tiefgreifender Reformen bedarf, um das bestehende Weltbild des Schuldenmachens aufzubrechen. Ich persönlich halte es für wahrscheinlicher, dass sich die Erkenntnis und der Mut zu Veränderungen nur sehr langsam durchsetzen wird.

Zur Beibehaltung der bisherigen Politik passt auch die Nominierung von Janet Yellen als kommende US-Notenbank-Chefin. Yellen steht für eine Fortsetzung der bisherigen ultralockeren Geldpolitik von Ben Bernanke. Die geplante Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe dürfte auch angesichts des Haushaltsstreits und der unsicheren Konjunkturentwicklung noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Auch hier bleibt alles beim Alten.

Erstaunen löst eine andere Nachricht bei mir aus: Die Ratingagentur Moody's bewertet die Kreditwürdigkeit der USA weiterhin mit AAA und einem stabilen Ausblick. Nur der Konkurrent Fitch stellt die Bewertung der Vereinigten Staaten unter Beobachtung. Ist die Bestnote noch gerechtfertigt? Was muss eigentlich noch passieren, dass es zu einer Neubewertung der Kreditwürdigkeit der USA kommt? Niemand geht ernsthaft davon aus, dass die USA zahlungsunfähig werden, aber was wäre, wenn andere Staaten ein derartiges Finanzgebahren an den Tage legen würden? Wie würden Ratingagenturen ein solches Verhalten bewerten? Es zeigt sich, dass diejenigen, die die Spielregeln bestimmen, klar im Vorteil sind! Es ist an der Zeit, sich ein eigenes Bild über die wahre Situation an den Finanzmärkten zu machen.