Transparenz - deutscher Immobilienmarkt unter den Top 10
28.07.2022
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Die Kluft zwischen transparenten und intransparenten Immobilienmärkten weltweit hat wieder zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Immobilientransparenzindex von JLL (Global Real Estate Transparency Index 2022). Der Grund: Die führenden Länder erhöhen ihre Standards – von neuen Vorschriften für Energieeffizienz und Emissionsstandards für Gebäude und die Berichterstattung zu Klimarisiken, bis hin zur Anhebung der Standards für die Bekämpfung von Geldwäsche sowie der Bereitstellung umfassenderer Daten zu Büronutzungsraten. Dem gegenüber stagnieren viele bedingt oder kaum transparente Märkte oder machen sogar Rückschritte. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf das Verhalten der Investoren weltweit.
Großbritannien an der Spitze, Äthiopien hält die rote Laterne unter den 94 untersuchten Märkten
Deutschland gehört mit einem Wert von 1,76 Punkten zur Gruppe der transparentesten Länder weltweit. Hier wirken sich vor allem die größere Datenabdeckung von Nischenimmobilientypen sowie die Taxonomie positiv aus. Zugleich zeichnet sich Deutschland dadurch aus, dass die Unterschiede zwischen einzelnen Kommunen sehr gering sind – im Gegensatz zu China und den USA. Die Bundesrepublik liegt damit im Wert gleichauf mit Schweden auf Rang neun – noch vor Neuseeland (1,77), Japan (1,88), Finnland (1,96), Singapur (1,96) und der Schweiz (1,97). Spitzenreiter der Rangliste ist Großbritannien mit einem Indexwert von 1,25 vor den Vereinigten Staaten und Frankreich mit jeweils 1,34. Schlusslicht der 94 von JLL analysierten Staaten ist Äthiopien mit 4,60 Punkten.
Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany: „Der Druck auf die Immobilienbranche, die Dekarbonisierung voranzutreiben, hat weiter zugenommen. Nachhaltigkeit und das Streben nach Netto-Null-Emissionen sind zum Eckpfeiler der Transparenz geworden, da Investoren, Unternehmen, Regierungen und die Öffentlichkeit langfristige Ziele und Regulierung einfordern. Wir sehen deshalb, dass Nachhaltigkeit der entscheidende Treiber für die Verbesserung der Transparenz in den Märkten war.“ Allerdings zeigt sich, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Standards, Maßnahmen und Regulierungen auf kommunaler, nationaler und internationaler Ebene die Vergleichbarkeit und Messbarkeit deutlich erschweren. Noch gehört die Nachhaltigkeit trotz der aktuellen positiven Entwicklungen somit zu den intransparentesten Bereichen, doch mittelfristig werden ESG-Daten auf nationaler und lokaler Ebene eine deutlich stärkere Rolle bei Immobilien-Investitionsentscheidungen spielen und mindestens gleichberechtigt neben traditionellen Daten wie Miete oder Leerstand stehen.
Entscheidender Faktor für den Ausbau von Transparenz und Nachhaltigkeit ist laut der JLL-Analyse der Einsatz neuer Technologien. Das Bestreben, die Produktivität zu steigern und neue Einnahmequellen in der Branche zu erschließen, ebenso wie Veränderungen durch die Pandemie, haben in der Immobilienwirtschaft zu einem signifikant gestiegenen Einsatz von Technologieplattformen geführt. „Die Verfügbarkeit hochfrequenter sowie detaillierterer Daten erhöht die Transparenz von Immobilien in einer Weise, die noch vor zehn Jahren unvorstellbar war. In einigen Ländern führt dies zu einem tieferen Verständnis von Gebäuden und Märkten als je zuvor, von der Echtzeitverfolgung der Belegung oder des Fußgängerverkehrs bis hin zur Nutzung digitaler Zwillinge auf Gebäude- und Stadtebene für Stadtplanung und Prognosen“, beschreibt Scheunemann. (ah)