Transparentere, vereinfachte Genehmigungsverfahren sind notwendig

29.08.2023

Christian Hamann, Mitbegründer und CEO, hep global GmbH

Die hep global GmbH (hep) ist ein sehr erfahrender Player im Bereich der Erneuerbaren Energien. Das Unternehmen entwickelt, baut, betreibt und finanziert Solarparks rund um den Globus. Christian Hamann, Mitbegründer und CEO, stand der finanzwelt-Redaktion für ein Gespräch zum Schwerpunkt Solarenergie zur Verfügung. Natürlich gingen wir auch auf den aktuellen Fonds und die Zukunftspläne ein.

finanzwelt: Erneuerbare Energien sind weltweit im Aufwind. Befinden wir uns hierzulande auf einem guten Pfad, Herr Hamann?

Christian Hamann» Im Jahr 2022 machten Erneuerbare Energien 46 % des Bruttostromverbrauchs in Deutschland aus. Zum Vergleich: 2010 waren es lediglich 16 %. Der Trend ist stetig steigend, aber um das Ziel eines Anteils von 80 % am deutschen Bruttostromverbrauch im Jahr 2030 zu erreichen und damit vorrangig nicht nur kostengünstigen, sondern auch klimaneutralen Strom zu produzieren, muss der Ausbau deutlich beschleunigt werden

finanzwelt: Jüngst wurde ein Konzept für einen kräftigen Ausbau der Solarenergie in den kommenden Jahren vorgelegt. Was muss sich nach Ihrer Ansicht in diesem Bereich (dringend) tun?

Hamann» Bis 2030 soll der jährliche Ausbau von Photovoltaik in Deutschland von heute rund sieben Gigawatt auf 22 Gigawatt verdreifacht werden. Dazu braucht es eine Reihe an Maßnahmen und vor allem auch die großen Freiflächenanlagen. Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung sieht ab 2026 einen Zubau von elf Gigawatt pro Jahr im Bereich der Freiflächenanlagen vor. Dafür müssen ausreichend Flächen zur Verfügung stehen, beziehungsweise bestehende Flächen nutzbar gemacht und Genehmigungsverfahren sowie Netzanschlüsse vereinfacht und beschleunigt werden.

finanzwelt: Wo erkennen Sie für die Solarbranche in Deutschland aktuell die größten Herausforderungen (z. B. Planungsverfahren)?

Hamann» hep investiert wieder in den Standort Deutschland und blickt zuversichtlich in die Zukunft. Aber aktuell brauchen wir hierzulande zwischen drei bis fünf Jahre, um eine Anlage mit 20 Megawatt genehmigen zu lassen. Solaranlagen in dem Umfang, der für die Zielerreichung notwendig ist, haben einen Flächenbedarf, der dringend durch transparentere, vereinfachte Genehmigungsverfahren ermöglicht werden muss. Gleichzeitig gilt es, in die Technologie zu investieren, um Module effizienter, flexibler und dünner zu machen und damit den Flächenbedarf zu minimieren. Deutschland setzt da auch auf den europäischen Green Deal Industrial Plan, der Investitionen in Höhe eines dreistelligen Milliardenbetrags in klimafreundliche Technologien auslösen soll.

finanzwelt: Mit dem Blick ins Ausland – ließe sich diesbezüglich von anderen Staaten etwas „lernen“?

Hamann» Die USA ist weltweit der zweitgrößte Solarmarkt und ein Pionier im Bereich der ‚Power Purchase Agreements‘, sogenannte Stromabnahmeverträge. Der Ausbau von Solarenergie profitiert dort von Steuervorteilen, die Investitionen in Photovoltaik attraktiv machen. Hinzu kommt, dass die Planung einer 20-Megawatt-Anlage, die uns in Deutschland Jahre kostet, in den USA in einem halben Jahr zu verwirklichen ist.

finanzwelt: Sie weisen eine lange Expertise bei Investitionen in Solarenergie auf. Ende 2022 haben Sie den „HEP – Solar Green Energy Impact Fund 1“ aufgelegt. Welche Charakteristika weist der Fonds auf?

Hamann» Anleger investieren über den Fonds in Solarprojekte in den Zielländern USA, Japan, die EU (insbesondere Deutschland) und Kanada. Die Mindestbeteiligungssumme beträgt 5.000 Euro. Das Zielvolumen liegt bei 80 Mio. Euro Eigenkapital. Die Laufzeit der Beteiligung beträgt circa sechs Jahre. Ausschüttungen ergeben sich aus den Erträgen der Solarparks und dem Erlös nach dem Verkauf.

finanzwelt: Wie wichtig ist Ihnen dabei der „Impact-Faktor“ gemäß Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung?

Hamann» Die Bandbreite an nachhaltigen Finanzprodukten ist groß. Gleichzeitig bietet sich hierdurch für jeden Anlegertyp die Möglichkeit, ein Produkt zu finden, das den jeweiligen Wünschen und Zielen entspricht. Bei der Wahl des passenden Finanzproduktes ist es hilfreich, auf standardisierte und vergleichbare Informationen zurückzugreifen, um die Eigenschaften der Anlagestrategien verstehen und mit der eigenen Zielsetzung abgleichen zu können. Mit Erfüllung des Art. 9 der EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor erfüllen wir die höchsten Nachhaltigkeitsanforderungen an Finanzprodukte, die es derzeit auf dem Markt gibt – ein wertvolles Gütesiegel.

finanzwelt: Wie schaut es mit der erwarteten Rendite aus? Bleiben Sie Ihrem regionalen Schwerpunkt Nordamerika treu?

Hamann» Diversifizierung ist das A und O jeder ausgewogenen Anlagestrategie. Vor allem die Photovoltaikmärkte in Nordamerika – also die USA und Kanada – sind bestens geeignet, um ein entsprechendes Portfolio in Deutschland oder Europa unter Diversifikationsgesichtspunkten sinnvoll zu ergänzen. Die USA ist gekennzeichnet durch regional sehr unterschiedliche Erzeugungsprofile sowie durch regulatorisch unterschiedliche Strommärkte. Eine staatliche Einspeisevergütung wie in Deutschland hat es nie gegeben, stattdessen setzen die USA auf Steuergutschriften. Das hat zur Folge, dass der amerikanische Markt für private Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPAs) in einzelnen Strom-Teilmärkten bereits deutlich größer und professioneller ist als in Europa. Es gibt mehr potenzielle Stromabnehmer und eine größere Transparenz des PPA-Marktes. hep ist mit mehreren Standorten in den USA stark aufgestellt und die Voraussetzungen für Investments in Photovoltaik könnten dort kaum besser sein.

finanzwelt: Kürzlich haben Sie Ihre Aktivitäten auf dem europäischen Kontinent mit dem Eintritt in den polnischen Markt erweitert. Gibt es weitere Länder, die Sie aktuell auf dem Radar haben?

Hamann» hep hat sich in der Vergangenheit in verschiedenen Bereichen als ‚First Mover‘ hervorgetan, zum Beispiel waren wir 2010 die ersten deutschen Solarprojektentwickler in England. Das liegt uns im Blut, so verfahren wir auch in der Zukunft. Wir haben die weltweiten Entwicklungen im Blick und bauen bei Bedarf spezifisches regionales Know-how auf.

finanzwelt: Mit Blick nach vorne – welche Pläne wollen Sie forcieren?

Hamann» In Bezug auf den erwähnten großen Flächenbedarf haben wir die sogenannte Agriphotovoltaik im Blick. Wir sind interessiert an Kooperationen zur Doppelnutzung einer Fläche, um die Photovoltaik auszubauen bei gleichzeitigem Erhalt fruchtbarer Ackerflächen für die Landwirtschaft. (ah)