Steigende Nachfrage verteuert Aktien
09.05.2017
Gottfried Urban, Vorstand Bayerische Vermögen / Foto: © Bayerische Vermögen
Staatsfonds und Stiftungen schichten weitere Vermögensteile aus Renten in Aktien um. Profitable Unternehmen verwenden ihre Überschüsse, um eigene Anteile zurückzukaufen. Auch einige Notenbanken stehen auf der Käuferseite. Das verteuert die Papiere. Dennoch führt langfristig - noch - kein Weg an der Aktienanlage vorbei.
Immer mehr Großanleger wollen und müssen die Aktienanlage stärker berücksichtigen, um attraktive Anlageergebnisse abliefern zu können. Eine steigende Nachfrage könnte zu einer Verknappung von frei gehandelten Aktien und damit deutlich höheren Preisen einhergehen. Die Bewertungen reflektieren im Moment die gestiegene Profitabilität und die gestiegenen Dividendenzahlungen der Unternehmen. Die zunehmende Nachfrage nach Aktien könnte aber zu wesentlich höheren Bewertungen führen.
Es gibt kaum noch Aktien-Neuemissionen. Hochprofitable Firmen brauchen kein neues Geld. Die Überschussliquidität wird lieber für den Rückkauf eigener Aktien verwendet. Einige Notenbanken, wie die der Schweiz oder Japans, halten schon Aktien und kaufen weiter zu. Auch Stiftungen erhöhen aufgrund der Niedrigzinsphase ihren Aktienanteil.
Anteil frei gehandelter Aktien sinkt
Das Verhalten dieser großen institutionellen Investoren hat Folgen. Norwegens Staatsfonds etwa gehören rund vier Prozent der Anteile der DAX-Konzerne; der Fonds ist mit 1,3 Prozent an allen börsennotierten Firmen der Welt beteiligt. Noch ist die Anhebung der Aktienquote von 60 auf 70 Prozent nicht verabschiedet, doch wird dies wohl in absehbarer Zeit passieren. 2008 lag die Aktienquote des Fonds noch bei 40 Prozent.
Wenn aber nun immer mehr große Institutionen auf der Suche nach Rendite die Aktienquoten hochfahren, verteuert dies die Preise guter Aktien und verringert zugleich die Crashgefahr.
Die "zweite Reihe" gewinnt an Bedeutung
Große Investoren kaufen vor allem Large Caps, also große Aktiengesellschaften. Damit steigt in diesem Segment mittelfristig die Gefahr von Preisblasen. Noch liegen die Dividenden europäischer Aktien im Verhältnis zum Kurswert im Schnitt deutlich über drei Prozent. Doch steigen die Kurse stärker als die Dividendenzahlungen, fällt die Rendite. Die Bewertungen und die Beurteilung der Geschäftsmodelle wird wichtiger werden.
Die Vorteile der Aktien aus der sogenannten zweiten Reihe geraten derweil stärker in den Blick. Auch kleinere marktführende Spitzenunternehmen können für Mehrertrag sorgen. Nicht so stark beachtete Nebenwerte könnten daher eine gute Ergänzung darstellen. Mittelgroße, aktive Vermögensverwalter sollten in den nächsten Jahren ihre Flexibilität ausspielen und die Entwicklung der großen Aktienindizes übertreffen können.
Kolumne von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Traunstein