Spürbares Wachstum bei Themen-ETFs
19.05.2022
Dominik Schmaus - Foto: © VanEck
Welche Trends zeichnen sich im ETF-Markt ab? Wie entwickelt sich ganz generell der Markt? finanzwelt sprach zu diesen und weiteren Themen mit Dominik Schmaus, Product Manager beim Anbieter VanEck.
finanzwelt: ETFs befinden sich weiter im Aufwind. Geht dieser Trend, auch mit Blick auf das herausfordernde Kapitalmarktumfeld, so weiter? Dominik Schmaus: Besonders in einem herausfordernden Kapitalmarktumfeld trennt sich oft die Spreu vom Weizen speziell bei aktiv verwalteten Fonds. Laut Spiva Reserach haben über 85% der US Large-Cap Fonds schlechter abgeschnitten als deren Vergleichsindex S&P 500. Dies ist einer der Gründe, welcher den Trend hin zu ETFs verstärkt. Aktiv verwaltete ETFs kommen immer noch sehr selten vor, so dass ETFs immer noch mit passiv verwalteten Fonds gleichgestellt werden können. Wir sahen in der Corona-Pandemie auch verstärktes Interesse an unseren ETFs und das speziell von Privatkundenseite. Speziell die jüngere Generation hat sich in dieser Zeit wohl verstärkt mit dem Thema Geldanlage beschäftigt und mit ETFs eine einfache und kostengünstige Lösung gefunden. Dies sieht man auch am starken Anstieg der neu eingerichteten ETF-Sparplänen.
finanzwelt: Wo liegen Stärken und Schwächen des aktiven/passiven Investierens? Schmaus: Die Hauptunterschiede zwischen aktiv verwalteten Investmentfonds und passiv verwalteten ETFs zeigt sich vor allem bei Transparenz, Kosten und Handelbarkeit.
Transparenz: Die meisten börsengehandelten ETFs sind verpflichtet, ihre Bestände am Ende eines jeden Handelstages zu veröffentlichen, während Investmentfonds vierteljährlich Bericht erstatten müssen. Die Preise der ETFs werden außerdem während des Handelstages in Echtzeit aktualisiert, während die Preise der Investmentfonds nur einmal am Tag, bei Börsenschluss, aktualisiert werden.
Kosten: ETFs sind im Durchschnitt für die Anleger kostengünstiger, da die Fondsverwaltung einfacher ist und weniger Gemeinkosten anfallen als bei einem entsprechenden Investmentfonds mit ähnlichem Engagement. Auch Verkaufsgebühren, wie Ausgabeaufschläge und Rückgabeabschläge, gibt es im ETF-Universum nicht.
Handelbarkeit: Ein ETF kann den ganzen Tag über gehandelt werden, d. h. er kann genau wie eine Aktie innerhalb eines Tages gekauft und verkauft werden.
Investmentansatz: Bei aktiv verwalteten Investmentfondsversucht in der Regel ein Portfoliomanager nach teils subjektiven Kriterien oder Anlagemodellen die besten Anlageentscheidungen zu treffen, um eine zusätzliche Performance (oder Alpha) gegenüber ihren jeweiligen Benchmarks zu erzielen.
Passiv verwaltete ETFs sind darauf ausgelegt, die Wertentwicklung eines bestimmten Index nachzuvollziehen. Anstatt zu versuchen, die Performance eines Referenzindexes zu übertreffen, versuchen diese die Performance des zugrunde liegenden Indexes zu erreichen. Der Referenzindex des jeweiligen ETFs setzt sich wiederum aus Anlagewerten zusammen, die nach fest definierten Kriterien wie Größe, Liquidität und Ertragsquellen ausgewählt und gewichtet werden.Es gibt Hunderte von verschiedenen Indizes und viele verschiedene Indexanbieter, die den Anlegern ein breites oder gezieltes Engagement bieten können.
finanzwelt: In welchen (regionalen) Märkten ist der eine oder der andere Stil angebracht? Schmaus: Die meisten weit verbreiteten Indizes neigen dazu, die aktuellen Trends in manchen Schwellenländern nur unzureichend abzubilden, was dazu führt, dass den Anlegern möglicherweise zukunftsorientierte, nachhaltige und strukturelle Wachstumschancen entgehen, da sich die Schwellenmärkte weiter entwickeln.
Nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes, die Schwellenländer abbilden, sind tendenziell rückwärtsgerichtet und werden durch die Entwicklung von Unternehmen beeinflusst die in der Vergangenheit erfolgreich waren, ohne Rücksicht auf künftiges Wachstumspotenzial oder Risiken. Während dieser Ansatz in reifen und vielfältigen Volkswirtschaften mit Indizes, die tendenziell ausgeglichener und stabiler sind (d. h. die US-Wirtschaft und der S&P 500 Index), funktionieren könnte, ist er für spezielle Schwellenländer möglicherweise nicht geeignet. Da die Schwellenmärkte vielfältig, die Handelbarkeit geringer ist, sie weniger transparent sind und sich viel schneller entwickeln, sind passive Vehikel möglicherweise strukturell im Nachteil gegenüber aktiven Managern, die die Flexibilität haben, ihre Engagements in Sektoren und Ländern unter Berücksichtigung des optimalen risikobereinigten Wachstumspotenzials kontinuierlich zu bewerten und umzuschichten.
Grundsätzlich spricht jedoch in den meisten Bereichen die Faktenlage für passive Strategien. Die Vorteile von Kosten, Flexibilität, Einfachheit und Underperformance der aktiven Strategien zeigen ein klares Bild. Laut Spiva Reserach von 2021 schneiden über eine Spanne von 10 Jahren ca. 80% der aktiven Emerging Markets Fonds schlechter ab als die breite Emerging Markets Benchmark.
finanzwelt: Wo liegen Schnittmengen der beiden Stile und wie sind diese einzuordnen? Schmaus: Passive und aktiven Strategien sind oft beides gute Mittel um die eigene Anlage zu streuen. ETFs und Investmentfonds sind ein hervorragendes Mittel zur Diversifizierung. In der Regel streuen sie die Investitionen über eine große Anzahl von Wertpapieren. Sie werden regelmäßig neu gewichtet, um ein übermäßiges Engagement in einer einzelnen Anlage zu vermeiden.
Bezüglich der rechtlichen Struktur handelt es sich bei ETFs und Investmentfonds um sogenannte Organismen für die Gemeinsame Anlage in Wertpapieren („OGAW“ oder auf English „UCITS“). Egal ob aktiv oder passiv genießen sie somit einen besonderen Schutz im Vergleich zu anderen nicht regulierten Produkten.
Falls Anleger auf der Suche nach höheren Renditen im Vergleich zu bestimmten Indizes sind kann es sich anbieten auf aktive Strategien zu setzten, wobei natürlich eine detaillierte Analyse notwendig ist, da wie Spiva Reserach bewiesen hat, die meisten aktiven Fonds bei Betrachtung representativer Zeiträume schlechter abschneiden als ihre Vergleichsindizes.
finanzwelt: Was ist von Themen-ETFs zu halten? Schmaus: Unser Wachstum zeigt uns, dass wir mit unserem Ansatz, Anlegern mit innovativen thematischen und fokussierten Produkten Zugang zu spannenden Branchen und Märkten zu ermöglichen, genau richtig liegen. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der starken Entwicklung von Vorreiter-ETFs wie dem Esports-ETF, oder unserem Semiconductor-ETF, der als erster europäischer ETF für die Halbleiterbranche nach nur einem halben Jahr die Marke von 500 Millionen US-Dollar geknackt hat.
Neben den oben genannten Esports- sowie dem Halbleiter-ETF hat VanEck in letzter Zeit neue ETFs gelistet, die Themenbereiche wie die Wasserstoff- oder Kryptowährungen - bzw. Blockchain-Branche abbilden. Ebenso kamen ETNs auf Bitcoin, Ethereum und andere Kryptowährungen hinzu, welche einen börsengehandelten Zugang zu den beiden führenden digitalen Vermögenswerten bieten.
finanzwelt: Wofür steht Ihr Haus, VanEck, im Besonderen? Schmaus: Der leitende Grundsatz von VanEck besteht darin, Anlegern Zugang zu Chancen zu verschaffen, die ihre Portfolios stärken. Durch zukunftsorientierte, intelligent konzipierte aktive und ETF-Lösungen bieten wir Mehrwert schaffende Engagements in aufstrebenden Branchen, Anlageklassen und Märkten sowie differenzierte Ansätze für traditionelle Strategien.
Wir blicken über die Finanzmärkte hinaus, um Trends – einschließlich wirtschaftlicher, technologischer, politischer und sozialer Trends – zu identifizieren, die unseres Erachtens Anlagechancen eröffnen werden. VanEck war einer der ersten US-Vermögensverwalter, der Anlegern Zugang zu internationalen Märkten bot und frühzeitig das transformative Potenzial von Gold-Investments, Schwellenländern und ETFs erkannte. Die Kompetenzfelder des Unternehmens reichen heute von Kernanlagechancen über speziellere Engagements bis zur weiteren Diversifikation des Portfolios.
Die ETFs von VanEck in Europa decken eine breite Auswahl von verschiedenen Zukunftsthemen, Branchen und Investmentstrategien ab. Dies umfasst sowohl Bereiche wie etwa E-Sports- und Videospiele oder die Blockchain-Branche, als auch Strategien wie den Wide-Moat-Ansatz. Ebenso ermöglichen die VanEck-ETFs fokussierte Investitionen in Zukunftsbranchen wie Wasserstoff, Seltene Erden oder die Halbleiterindustrie. Darüber hinaus bietet VanEck auch ETFs zur Goldbranche sowie zu Multi-Asset-Strategien und auf Staats- und Unternehmensanleihen.
finanzwelt: Was dürfen Anleger von VanEck im zweiten Halbjahr Spannendes erwarten? Schmaus: Wir haben einige spannende Produkte in der Pipeline für die nächste Zeit. Im Bereich Thematische ETFs sowie bei nachhaltige ETFs werden wir verstärkt neue Lösungen anbieten. Des Weiteren haben Digitale Assets in den letzten Jahren weltweit enorm Fahrt aufgenommen. Hier werden wir ebenfalls passende Produkte für Kunden auf den Markt bringen. (ah)