So schützen Berater die Depots ihrer Klienten effektiv vor Marktturbulenzen
20.08.2015
Die klassische Anlageberatung für sicherheitsorientierte Klienten setzt überwiegend auf Wertpapiere, Fonds oder Indexprodukte, die sich langfristig durch ein stetiges Wachstum auszeichnen.
Kursrisiken sollen über eine breite Streuung und den zumeist langfristigen Anlagehorizont neutralisiert werden. Einmal aufgebaut wächst das Portfolio im Rhythmus des Marktes, ganz ohne dass ein aktives Eingreifen nötig wäre, so die Theorie.
Diese weit verbreitete Anlagestrategie offenbart jedoch entscheidende Schwächen, insbesondere vor dem Hintergrund der derzeitigen Rekordvolatilität an den Märkten. Egal ob Aktie, Rohstoffinvestment oder passiver Index, jedes der genannten Produkte erzielt seine Rendite einzig in steigenden Märkten. Klienten sind über sie durchgehend „Long“ positioniert. Kurzfristige Kursabstürze können so leicht den Wertzuwachs mehrerer Jahre auffressen, wenn der Depotführer nicht rechtzeitig reagiert.
Doch auch die Nachteile eines sofortigen Verkaufs wiegen schwer: Umschichtungen verursachen hohe Gebühren und verändern die oft mühsam aufgebaute Struktur des Depots. Was also tun? Welche leicht verständlichen Instrumente kann der umsichtige Anlageberater seinen Kunden an die Hand geben?
Eine elegante Lösung Portfolios vor kurzfristigen Abstürzen abzusichern, ohne die Struktur des Depots zu verändern oder verkaufen zu müssen, besteht darin gegenläufige „Short“-Positionen aufzubauen. CFDs (Differenzkontrakte) bieten die Möglichkeit dies maßgeschneidert und kostengünstig umzusetzen. Während Daytrader mit CFDs gehebelt auf Kursentwicklungen spekulieren, eignen sich die Eigenschaften von CFD genauso gut als „Kursversicherung“ auf bestehende Positionen. Die dahinter liegende Mechanik wird im folgenden Beispiel deutlich:
Hedge einer Rohstoffanlage am Beispiel Erdöl
Der Ölpreis ist im Niedergang begriffen. Im August 2014 notierte die Sorte Brent bei noch bei 115 $ pro Barrel, ein Jahr später hat sich der Wert bei weniger als der Hälfte stabilisiert, nämlich bei rund 50$. Da unser Beispielberater einen Wendepunkt vermutet, empfiehlt er seinem Anlagekunden einzusteigen, dieser ordert daraufhin 2.000 Anteile eines Brent-Indexprodukts für 100.000 $. Nur eine Woche später geben USA und EU bekannt, dass die Sanktionen gegen den Iran gelockert werden sollen und die iranische Öl-Produktion bald auf den Weltmarkt strömen könnte. Was kann dem Klienten empfohlen werden, um auf den zu erwartenden Preisverfall zu reagieren?
Eine simple wie effektive Methode ist das „Hedgen“ durch eine gegenläufige Short-Position. Um den Hedge zu errichten, muss einfach dieselbe Menge Öl leerverkauft werden. Dazu ordert der Klient 2.000 Short-CFDs auf den Brent-Erdölindex, der sich gemeinhin auf den Preis eines Barrels bezieht. Die CFD-Kontrakte sind hierzu besonders geeignet, da sie nahezu 1:1 zum Ölpreis korreliert sind und – im Gegensatz zu anderen Hedging-Produkten wie Optionen – keinen Zeitwertverlust aufweisen. Zudem muss der Berater seinen Kunden nicht mit den komplizierten Parametern (Delta, Gamma, Theta, Vega, Rho und Omega) eines Optionsscheins vertraut machen. Wenn nun der Preis des Erdölindex fällt, gleichen die Short-CFDs den entstehenden Verlust 1:1 einfach aus.
Hedge des Währungsrisikos
Neben dem Kursrisiko kann auch das Währungsrisiko des in Dollar notierten Öls abgesichert werden. Denn bereits kleine Bewegungen der Wechselkurse haben große Auswirkungen auf die Gewinnentwicklung. Fällt der Ölpreis beispielsweise von 50 $ pro Barrel auf 45 $ pro Barrell, während sich der Wechselkurs EUR/USD von 1,10 auf 1,12 verändert, geschieht folgendes: Die Öl-Position verliert um 5 $ pro Barrel an Wert, mit dem CFD-Hedge verdient der Klient jedoch dieselben 5 $ pro Barrel wieder. Es entsteht somit kein Gewinn oder Verlust aus der Kursveränderung. Dennoch entsteht ein Verlust ausgehend von der Wechselkursveränderung über 1.624 €!
Wie konnte das passieren? Vor dem Kursverfall betrug der Euro-Gegenwert der Öl-Position 90.909 € ((2000x50)/1,10). Nach der skizzierten Kursentwicklung sinkt der Wert auf 80.357 € (2000x45)/1,12). Mit dem Öl-CFD-Hedge verdient der Anleger 8.928 Euro (2000* 5)/1,12) und federt den Gesamtverlust von 10.552 € merklich ab. Dennoch beträgt der Verlust 1.624 €. Wie kann auch dieser Wechselkursverlust mit einem Hedge abgesichert werden?
Der Berater empfiehlt einfach nach demselben Prinzip wie oben zu verfahren: Der Klient verkauft den Gegenwert von 100.000 $ und erwirbt dafür Euros. Damit werden auch die Währungsverluste in Höhe von 1.624 € ausgeglichen. Wichtig: für diese Investments auf Hebel können zusätzliche Finanzierungskosten entstehen, die es für die absichernde Partei miteinzukalkulieren gilt.
Weitere Hedging-Optionen
Analog zum aufgeführten Beispiel lassen sich unterschiedliche Anlagen gegen spezifische Risikofaktoren absichern. So lässt sich z.B. ein Aktienportfolio, welches den DAX (long) abbildet, mit einer entsprechenden Anzahl an GER30-Short-CFDs gegen turbulente Phasen am Aktienmarkt absichern. Ebenso lassen sich physische Positionen, die kurzfristig meist sehr illiquide sind, optimal per CFD absichern. Dies hilft Kunden die ein Teil ihres Vermögens in physische Rohstoffe – beispielsweise Goldmünzen oder -barren – investiert haben.
Bei allen CFD-Hedges ist zu beachten, dass sie immer eine Gegenposition zur eigentlichen Anlageposition darstellen. Die Gegenposition steigt im demselben Umfang, in dem die Anlageposition fällt und umgekehrt. Wie lange eine Gegenposition bestehen soll, müssen Berater und Kunde individuell entscheiden.
Autor: Jens Klatt, Chefanalyst von FXCM Deutschland