Rendite und niedrige Volatilität machen den langfristigen Erfolg
17.11.2014
Christoph Groß
**Beim Neugeschäft der Publikumsfonds haben Mischfonds die Nase vorn. Das belegen die aktuellen BVI-Zahlen. Was einen guten Mischfonds auszeichnet und wie man hierbei auf eine mögliche Zinswende reagieren muss, dazu sprach *finanzwelt* mit Christoph Groß, Fondsmanager des LBBW Multi Global.**
finanzwelt: Herr Groß, Mischfonds erfreuen sich weiter wachsender Beliebtheit. Worauf kommt es bei einem guten Mischfonds an?
Groß: Ein guter Mischfonds sollte in der Lage sein, auch in wechselnden Marktphasen eine stabile Rendite zu erzielen und gleichzeitig nur über eine geringe Schwankungsbreite zu verfügen. Allerdings achtet so mancher Anleger beim Fondsvergleich oft nur auf die Renditekennzahlen: Sehen diese über einen kurzen Zeitraum gut aus, wird der Volatilität oft zu wenig Beachtung geschenkt. Das kann sich aber als ein Fehler erweisen.
finanzwelt: Warum ist die Volatilität bei der Fondsauswahl so wichtig?
Groß: Gehen gute Renditen und niedrige Volatilität Hand in Hand, ist das ein viel stärkerer Hinweis darauf, dass das Fondsmanagement seine Strategie im Griff hat – und damit auch in Zukunft erfolgreich sein wird. Einige Mischfonds, die in der Vergangenheit gute Renditen erwirtschaftet haben, sind zumeist einseitige Risiken eingegangen und geraten daher bei Marktstress in Schwierigkeiten.
finanzwelt: Wo sehen Sie die Schwierigkeiten im Vergleich zur Vergangenheit?
Groß: Die Probleme könnten langfristig im Anleihebereich drohen, denn hier neigt sich der nun langjährige Bullenmarkt seinem Ende zu. Bislang war in vielen Mischfonds das Rentenportfolio die Basis stetiger Renditen. Davon ausgehend konnten Mischfondsmanager in starken Phasen Aktien übergewichten, um Überrenditen zu erzielen. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld verfügen viele Staatsanleihen nur noch über sehr geringe Nominalkupons. Wenn es in Zukunft wieder zu Zinssteigerungen kommt – und das zeichnet sich in den USA bereits ab – haben diese Positionen nur einen geringen Puffer. Anleger müssen im Anleihebereich mit Kursverlusten rechnen, und damit wird das langjährige, sichere Fundament vieler Mischfonds kleiner. Das Management von Mischfondsstrategien wird schwieriger, und die Spreu wird sich vom Weizen trennen.
finanzwelt: Was können Fondsmanager tun, um dieser Situation zu begegnen?
Groß: Ganz konkret wird im Rentenbereich das Management der Sub-Asset-Klassen und der Positionierung auf der jeweiligen Zinsstrukturkurve viel wichtiger. Der Roll-Down-Effekt von Anleihen wird beispielsweise zum zentralen Erfolgsfaktor, da die Zinskurve in einzelnen Teilbereichen unterschiedlich steil ist. Insgesamt kommt es jetzt daher in erster Linie darauf an, neben der Gewichtung zwischen den Asset-Klassen vor allem innerhalb der Klassen erfolgreich zu wirtschaften. Mit dem richtigen Set-up können Mischfonds auch in Zukunft Erträge deutlich über dem Geldmarktzins erzielen und trotzdem ein geringeres Risiko als Aktieninvestments eingehen.
finanzwelt: Wie muss ein Mischfonds aufgestellt sein, damit das gelingt?
Groß: Die in den USA bevorstehende Zinswende würde ja auf eine Situation treffen, in der an den Aktienmärkten die Volatilität zugenommen hat. In Europa hingegen deutet sich eher eine Seitwärtsbewegung auf tiefem Niveau ab. In diesem Spannungsfeld wächst die Bedeutung des aktiven Managements. Eine gute Investmentphilosophie sollte auch diese Marktentwicklungen berücksichtigen. Dazu müssen einige wichtige Kriterien erfüllt sein.
finanzwelt: Welche sind das?
Groß: Das Fondsmanagement sollte flexibel genug sein, um auf Änderungen der Marktlage reagieren zu können, und auch über die Freiheit verfügen, unabhängig von der Benchmark agieren zu können. Idealerweise bedeutet das einen Bottom-up-Aufbau, und zwar nicht nur des Aktien-, sondern auch des Rentenportfolios. Denn in beiden Bereichen kommt es auf die Qualität des einzelnen Titels beziehungsweise Emittenten an. Das kann nur erfolgreich sein, wenn das Fondsmanagement über detaillierte Marktkenntnisse verfügt, also Zugriff auf ausgezeichnetes Research hat. Fondsmanagement und Research sollten eng verzahnt sein und im Austausch stehen. Man könnte sagen: Hinter jedem guten Mischfonds steht ein gut funktionierendes Team.
finanzwelt: Woran können Anleger erkennen, ob ein Mischfonds über diese Voraussetzungen verfügt?
Groß: Das bringt mich zu ihrer Eingangsfrage zurück. Der langjährige Track Record ist essentiell. Das Fondsmanagement sollte über eine gewisse Erfahrung verfügen und sich kontrollierbare Ziele setzen und diese auch konstant einhalten. Aber es kommt eben nicht nur auf die Rendite, sondern auch auf die Volatilität an. Der LBBW Multi Global beispielsweise verfolgt seit seiner Auflage im Jahr 1995 eine Zielrendite von 4 % p.a. bei einer Zielvolatilität von unter 4 %. Und seit Auflage hat der Fonds dieses Versprechen auch über alle Marktschwankungen und Börsenkrisen gehalten.
Wenn ein Mischfonds über klare Performance-Kriterien in beiden Bereichen verfügt, und es dem Management in der Vergangenheit gelungen ist, diese Zielvorgaben langfristig und auch in wechselnden Marktphasen zu erfüllen, ist das sicherlich ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Strategie funktioniert.
(Das Interview führte Alexander Heftrich)