Nur unzureichend für Pflegefall vorbereitet
31.08.2017
Bei vielen Deutschen besteht Nachholbedarf bezüglich der Pflegevorsorge / Foto: © AXA
Die private Vorsorge für Pflegebedürftigkeit ist noch deutlich ausbaufähig. Auch die Rolle des Staates wird sehr unterschiedlich bewertet. Unterschiede gibt es sowohl regional als auch nach Erwerbssituation.
Die Zunahme der Lebenserwartung ist für den Einzelnen eine positive Angelegenheit, für die Gesellschaft aber eine große Herausforderung. Um die steigenden Kosten für Pflegebedürftigkeit im Alter zu tragen, wurde deshalb 1995 die gesetzliche Pflegeversicherung eingeführt. Jedoch kann auch diese neueste Art der Sozialversicherung nur einen kleinen Teil der Pflegekosten tragen und die private Pflegevorsorge ist deshalb unabdingbar. Jedoch scheint diese Erkenntnis bei den Deutschen nur wenig verbreitet zu sein, wie der diesjährige AXA Deutschland-Report zeigt, der die Einstellungen und Verhaltensweisen von Berufstätigen und Ruheständlern in den Bereichen Ruhestandsplanung und-management ermittelt hat.
So sehen sich nur 15 % der Berufstätigen für den Fall einer Pflegebedürftigkeit ausreichend abgesichert. 36 % gaben an, dass ihm für eine ausreichende Versorgung die Mittel fehlen würden. Damit hat sich die Situation gegenüber dem Vorjahr deutlich verschlechtert: Bei der letztjährigen Umfrage sahen sich noch 22 % ausreichend abgesichert und 29 % fühlten sich aufgrund fehlender Mittel dazu nicht in der Lage.
Besonders diejenigen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit, in nicht allzu ferner Zukunft pflegebedürftig zu werden, fühlen sich immer schlechter darauf vorbereitet. So fühlen sich 43 % der befragten Rentner und Pensionäre nicht ausreichend abgesichert für den Pflegefall (Vorjahr: 31 %). Nur 23 % betrachten ihre Pflegevorsorge als ausreichend (Vorjahr: 29 %).
Regionale Unterschiede
„Es gibt bei der Absicherung der Pflegebedürftigkeit große regionale Unterschiede innerhalb Deutschlands", erklärt Dr. Patrick Dahmen, Mitglied des Vorstands im AXA Konzern. „So glauben Berufstätige in den nördlichen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern mit 22 % und Schleswig-Holstein mit 19 % deutlich häufiger als in anderen Bundesländern, ausreichend für diesen Fall vorgesorgt zu haben.“
Ganz anders hingegen in Thüringen, Berlin und Hamburg, wo nur 9 % bzw. jeweils 11 % angaben, ausreichend für die Pflegebedürftigkeit vorgesorgt zu haben. Dies hängt wohl mit fehlendem Wissen um die Situation zusammen, denn gerade in diesen drei Bundesländer viele Befragte an, die Vorsorge-Problematik für den Pflegefall „bisher nicht gesehen und daher nicht geregelt zu haben“.
Welche Rolle kommt dem Staat zu?
In der Studie wurde auch untersucht, welche Rolle dem Staat bei der Absicherung des Pflegefallrisikos zugeschrieben wird. Auch hier offenbaren sich deutliche regionale Unterschiede. So sehen die ostdeutschen Erwerbstätigen den Staat deutlich seltener in der Verantwortung als die westdeutschen. Deshalb verwundert wenig, dass in Mecklenburg-Vorpommern nur 8 % der Befragten der Meinung waren, dass der Staat im Pflegefall bei unzureichender eigener Vorsorge einspringen muss. Am anderen Ende der Republik und auch der Skala befindet sich Bayern, wo 22 % diese Meinung vertraten. Ein deutlicher Unterschied zur staatlichen Rolle der Pflegeabsicherung offenbart sich zwischen Berufstätigen und Ruheständlern: Während nur 9 % der Berufstätigen für eine staatliche Unterstützung bei fehlender Pflegevorsorge plädieren, sind es bei den Ruheständler 15 %. Offenbar haben die Rentner und Pensionäre deshalb nicht ausreichend vorgesorgt. (ahu)