„Nachhaltigkeit ist unsere DNA“
22.07.2020
Georg Schürmann / © Triodos Bank
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Georg Schürmann, Geschäftsleiter der Triodos Bank N.V. Deutschland, erläuterte uns im Gespräch, wie seine Bank das vielschichtige Thema nachhaltigen Investierens lebt und konkret umsetzt.
finanzwelt: Das Thema nachhaltiges Investieren ist derzeit in aller Munde. Wird diese Entwicklung andauern und weiter an Fahrt gewinnen?
Georg Schürmann: Der Markt für nachhaltige Geldanlage ist in den vergangenen Jahren beeindruckend gewachsen, das ist richtig. Nicht zuletzt der Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) macht dies deutlich. Doch das steile Wachstum kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass konventionelles Investieren in der Finanzbranche weiterhin die Regel ist. Es bleibt also viel Wachstumspotential für nachhaltige Geldanlagen. Vor dem Hintergrund der drängenden Klimakrise und den damit verbundenen Risiken für Investoren, gehen wir davon aus, dass Nachhaltigkeit für die gesamte Branche immer wichtiger wird. Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft zu finanzieren, ist gleichzeitig eine Riesenchance für Finanzakteure. Auch das spricht dafür, dass der Markt weiterwächst.
Außerdem setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass nachhaltiges Investieren nicht gleichbedeutend mit Renditeeinbußen ist, sondern dass das Rendite-Risiko-Verhältnis im Durchschnitt sogar besser ist als bei konventionellen Investments. Das wurde in mehreren Studien nachgewiesen und hat sich auch in der Corona-Krise erneut gezeigt.
finanzwelt: Sind Sie der Meinung, dass auch die aktuelle Krise dem nachhaltigen Investieren verstärkt Rückenwind verleiht?
Schürmann: Das ist noch nicht wirklich zu sagen. Die Triodos Bank hat sich in Deutschland an einigen Initiativen – beispielsweise von der Stiftung 2°– beteiligt, die fordern, die Corona-Konjunkturpakete mit ambitionierter Klimapolitik zu vereinen. Die Corona- Krise ist für viele Menschen aber eine Gelegenheit unser Wirtschaftssystem zu hinterfragen, innezuhalten und im besten Fall neue Wege zu suchen. Den Wunsch nach der Krise neu und insbesondere nachhaltig anzufangen, haben wir auf jeden Fall wahrgenommen. Es wäre schön, wenn Asset Manager das Innehalten nutzen, um ihre Strategien und Investment-Verhalten nachhaltig neu zu organisieren. Auf der Seite der Anleger, ob private oder institutionelle, scheint das bereits der Fall zu sein, wie die Entwicklungen im ersten Quartal 2020 bereits mit deutlichen Netto-Abflüssen bei konventionellen Fonds und Zuwächsen bei nachhaltigen Publikumsfonds zeigen. Nach Angaben von Morningstar erzielten nachhaltige Fonds europaweit Zuflüsse von 30 Milliarden Euro, während Anleger aus anderen Publikumsfonds 165 Milliarden Euro abzogen.
finanzwelt: Für wie wichtig halten Sie in diesem Zusammenhang die Nachhaltigkeits-Taxonomie?
Schürmann: Wir begrüßen die Strategie der Europäischen Kommission zum Thema Sustainable Finance und die damit verbundenen Bestrebungen zum Aufbau einer Taxonomie. Letztere ist wichtig, um Orientierung und Klarheit zu schaffen. Allerdings ist diese noch auf Umweltthemen mit Schwerpunkt Klima fokussiert. Hier bedarf es noch einer Erweiterung hin zu einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz ohne ein Bürokratiemonster zu entwickeln.
finanzwelt: Wird nach Ihrer Meinung noch zu viel Greenwashing betrieben?
Schürmann: Der Grad von Nachhaltigkeit unterscheidet sich von Produkt zu Produkt oft stark. Insbesondere für Privatinvestoren mit wenig Erfahrung kann das zu Enttäuschung führen. Ein Beispiel aus dem Fondsbereich: Viele nachhaltige ETFs basieren auf Best-In-Class-Strategien. Sie investieren in Unternehmen, die „nachhaltiger“ sind als ihre Wettbewerber aus der Branche. Sie sind sozusagen die am wenigsten schädlichen Unternehmen ihrer Branche. Damit landen aber weiterhin Unternehmen in den Portfolien, die in unseren Augen nicht wirklich nachhaltig sind. In die am wenigsten schädlichen Unternehmen zu investieren, ist für uns keine überzeugende Nachhaltigkeitsstrategie.
finanzwelt: Wie steht Ihr Haus, die Triodos Bank, zum Thema Nachhaltigkeit?
Schürmann: Die Triodos Bank ist eine Nachhaltigkeitsbank. Nachhaltigkeit, der Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem, ist unsere DNA. Wir finanzieren ausschließlich Unternehmen, die eine positive Wirkung auf Mensch und Umwelt haben – und schließen gleichzeitig durch strikte Negativkriterien nicht-nachhaltige Unternehmen aus. Gleiches gilt für die Investmentstrategie unserer Fondstochter Triodos Investment Management.
finanzwelt: Inwiefern haben Sie sich von Wettbewerbern ab? Was zeichnet Sie im Speziellen aus?
Schürmann: Die Triodos Bank ist eine von vier konsequent nachhaltigen Banken auf dem deutschen Markt. Als einzige Nachhaltigkeitsbank sind wir neben Deutschland mit den Niederlanden, Spanien, Belgien und Großbritannien in vier weiteren europäischen Ländern aktiv. Außerdem haben wir eine eigene Investment Gesellschaft, deren Fonds wir anbieten. Diese wurden bereits mehrfach nicht nur für ihre besonders nachhaltigen Anlagestrategien, sondern auch für ihre finanzielle Performance ausgezeichnet. Die Triodos Bank ist darüber hinaus national, zum Beispiel mit der Klima-Selbstverpflichtung der deutschen Finanzwirtschaft und international, wie bei den UN Principles for Responsible Banking, maßgeblich in Bestrebungen involviert, die Finanzbranche insgesamt nachhaltiger zu gestalten.
finanzwelt: Wie setzen Sie Nachhaltigkeit bei den Triodos-Investmentfonds konkret um (CO2-Neutralität)?
Schürmann: Die Impact-Fonds von Triodos Investment Management, die wir auch in Deutschland verkaufen, haben eine wegweisende Nachhaltigkeitsstrategie. Sie zielen darauf ab, eine möglichst große positive Wirkung in einem oder mehreren Bereichen der Nachhaltigkeit, also in Sachen Ökologie, Soziales und Kulturelles, zu erreichen und einen Beitrag für die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele, der sogenannten SDGs, zu leisten. In den Portfolien der Fonds finden sich ausschließlich Unternehmen, die wirklich nachhaltig etwas bewegen. Die Strategie spiegelt sich in den Impact-Reports wider, die regelmäßig veröffentlicht werden: Beispielsweise hat der Triodos Global Equites Impact Fund einen im Vergleich zum MSCI World um 66% geringeren CO2-, um 55% geringeren Wasser- und um 51% geringeren Müll-Fußabdruck. Bei einem Investment von 10.000 Euro macht das schon eine Ersparnis von umgerechnet etwa einer Autofahrt von 8.000 km, über 3.000 Duschen und sechs Mülltonnen aus.
Um ein einzigartiges Statement gegen die Klimakrise zu setzen, kompensieren wir die verbleibenden, vergleichsweise aber sehr geringen, klimaschädlichen Emissionen, der von uns vermittelten Fonds. Damit bieten wir das deutschlandweit erste klimaneutrale Fondsdepot an. (ah)