Markt im Umbruch
08.02.2015
Foto: © BlueSkyImages - Fotolia.com
Schon seit einigen Jahren müssen die Versicherer für ihr Konstrukt Berufsunfähigkeitsversicherung herbe Kritik einstecken. Die Prämien für risikoreichere Berufe seien derart unerschwinglich geworden, dass sich all jene den Schutz nicht mehr leisten könnten, die ihn besonders dringend brauchten. Die Versicherer wehren sich – und zeigen Alternativen auf.
Nicht nur für Verbraucherschützer ist die immer gravierendere Beitragsspreizung zwischen einzelnen Berufsbildern in der BU-Versicherung ein Ärgernis. Darunter leiden auch die Makler, finden sie doch für viele Kunden mancherorts keinen passenden Versicherungsschutz. Immer häufiger kommt es dann zur Frage, welche Alter nativen es vielleicht gebe. Das setzt nicht nur den Vertrieb unter Zugzwang, der in der Vergangenheit ungern in der Nische stöberte und wenig Interesse beispielsweise an Dread Disease oder Grundfähigkeitenpolicen hatte. Doch die Zeiten haben sich grundlegend geändert.
Aus vermeintlichen „Schmuddelkindern" sind vorzeigbare BU-Alternativen geworden.
Die Versicherer setzen auf den neuen Trend. Das zeigt sich schon daran, dass plötzlich nicht mehr von der Absicherung des Berufsunfähigkeitsrisikos, sondern von der Arbeitskraftabsicherung gesprochen wird. So sagt Martin Gräfer, Vorstand der Bayerischen: „Normalerweise kommt es bei 80 bis 90 % der Anfragen (nach einer BU-Versicherung, Anm. d. Red.) zu einem Abschluss, lediglich bei Vorerkrankungen ist die Quote niedriger. Wenn wir keine BU-Lösungen anbieten können, prüfen wir aber, ob wir vergleichbaren Versicherungsschutz im Rahmen einer Versicherung gegen schwere Krankheiten oder eine funktionale Unfallversicherung anbieten können." Dem Unternehmen sei es wichtig, Lösungen zu offerieren, die dem Bedarf des Kunden möglichst nahe kämen. Dass es in der Zukunft zu einem Aussterben der klassischen BU-Absicherung kommen könnte, erwarten allerdings die wenigsten. Zu den „Überzeugungstätern" gehört beispielsweise Thomas A. Fornol, Leiter Intermediärvertrieb von Swiss Life Deutschland und Mitglied der Geschäftsleitung: „Derzeit gibt es aus unserer Sicht keine bessere Möglichkeit, den Verlust der Arbeitskraft finanziell abzusichern als über eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie ist und bleibt der ‚Goldstandard' der Arbeitskraftabsicherung, da kein anderes Modell einen vergleichbar umfassenden Schutz bietet, um den konkret vom Kunden in gesunden Tagen ausgeübten Beruf abzusichern." Darum glaube man fest daran, dass die BU-Versicherung in der jetzigen Form auch in Zukunft dominieren werde. Alternative Formen der Arbeitskraftversicherungen würden die BU-Versicherung nicht verdrängen. Sie würden vielmehr für Menschen, die sich bisher keine BU leisten konnten oder deren Gesundheitsverhältnisse den Abschluss nicht zulassen, neue Perspektiven hinsichtlich der Absicherung der Arbeitskraft schaffen. Auch Oliver Brüß, Vorstandssprecher der Dialog Lebensversicherung, hält die BU-Versicherung für den „Königsweg", schränkt jedoch ein: „Sie hat aber auch ihren Preis, für viele handwerkliche Berufe ist sie kaum erschwinglich. Die Dialog hat deswegen eine Lösung entwickelt, die gerade jungen Leuten, die auf einen zuverlässigen Schutz besonders angewiesen sind, den Zugang zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung ermöglicht." Als Alternative zur BU empfehle man die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Brüß: „Ihr räumen wir auch große Marktchancen ein." (hwt)