Lernen und erleben

16.10.2024

Im Herzen der Universitätsstadt Marburg befindet sich das Schulungs- und Kongresszentrum der Deutschen Vermögensberatung. Mit der Erlebniswelt und dem Haus der Gründer vermittelt das Reinfried Pohl-Zentrum einen in dieser Form einmaligen Blick hinter die Kulissen des Unternehmens. finanzwelt sprach mit DVAG-Vorstand Dr. Helge Lach, verantwortlich für die Bereiche Markt und Regulierung, Verbände sowie dem ZVB Marburg.

finanzwelt: Im November wird das Zentrum für Vermögensberatung 13 Jahre alt. Über 750.000 Besucher kamen bereits in das DVAG-Finanzzentrum. Was ist Ihr persönliches Fazit zu 13 Jahren ZVB?
Dr. Helge Lach» Der entscheidende Punkt ist, dass wir in Marburg insgesamt – unter anderem mit dem Zentrum für Vermögensberatung, dem Hotel Rosenpark, unserer Kultur- und Eventscheune vor den Toren der Stadt, aber auch mit der Fachhochschule der Wirtschaft und der Holding – etwas geschaffen haben, mit dem vor allem junge Vermögensberaterinnen und -berater das Unternehmen Deutsche Vermögensberatung erstmals „live“ sehen und erleben können. Diese neuen Kolleginnen und Kollegen haben sich ja deutschlandweit für eine Karriere mit der DVAG entschieden – und in vielen Fällen ist DVAG dann leider räumlich weit weg. Man kann sich zwar im Internet informieren, in Prospekten blättern oder Unternehmensberichte studieren, aber fühlen, sehen, erfahren ist dann doch etwas ganz anderes. Und deshalb laden wir sehr rasch unsere neuen Vermögensberaterinnen und Vermögensberater nach Marburg zu einem „Karriereseminar“ ein. Von den 60.000 Gästen, die wir pro Jahr begrüßen dürfen, stellt diese Gruppe den größten Anteil dar. Hier kommen pro Termin 100 bis 150 Berufseinsteiger zusammen: Berufsanfänger, die alle in der gleichen Situation sind, treffen auf erfahrene Vermögensberater, die mit Vorträgen und Veranstaltungen den Start in die Welt der DVAG ebnen. Mit praktischen Tipps und Best-Practice-Erfahrungen stehen sie bei allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite. Das ist unglaublich wichtig in dieser Phase des Berufseinstiegs, in der es darum geht, den Beruf, die Tätigkeit, die großen Chancen aber auch die Herausforderungen kennen zu lernen. Allein deshalb laden wir zu diesen Seminaren immer auch die Lebenspartner mit ein. Dies ist die große Chance der DVAG, unseren Vermögensberatern sehr früh im Berufsweg die Gesellschaft und das Aufgabenprofil zu präsentieren. Am Ende ist uns auch sehr wichtig, dass der emotionale Funken überspringt. Wir sind durch und durch ein Familienunternehmen, das in Werten denkt und handelt, nicht in Zahlen. Und das sollen die Seminarteilnehmer spüren.

finanzwelt: Wie sind Sie selbst als DVAG-Vorstand zu dem Projekt Zentrum für Vermögensberatung gekommen?
Dr. Lach» Vor 14 Jahren hat Dr. Reinfried Pohl mit seiner Familie die Entscheidung für das ZVB getroffen. Diese beruhte primär auf dem Bekenntnis zur Wahlheimatstadt der Familie. Außerdem gab es seinerzeit bereits das Hotel Rosenpark, das bereits für Seminare genutzt wurde. Am Rande spielte eine Rolle, dass die Familie unglaublich viel Zeit damit verlor, im immer stärkeren Autoverkehr tagtäglich nach Frankfurt und zurückzufahren. Diese Zeit kann in Marburg viel besser genutzt werden. Schon bei Baubeginn des ZVB war geplant, in einem speziellen Bereich des Zentrums die Geschichte der DVAG zu vermitteln. So entstand zunächst eine Art Museum und zusätzlich das Haus der Gründer, in dem Dr. Pohl sein Leben mit seiner Frau und seiner Familie als Fundament für die Entstehung und den Erfolg der DVAG nach ganz eigenen Vorstellungen präsentiert. Bis heute ist es unverändert. Erst heute, nachdem der Firmengründer nicht mehr unter uns ist, wird deutlich, wie unglaublich wertvoll all dies ist, um wirklich verstehen zu können, was die DVAG in ihrem Innersten ausmacht. Der Bereich, in dem anfangs die Geschichte des Unternehmens präsentiert wurde, ist inzwischen eine Unternehmenswelt, in der es neben der Geschichte um unsere Werte, unsere Unternehmenskultur, um den Beruf und um die großen Chancen der Tätigkeit geht. Hier vermitteln wir vor allem angehenden Vermögensberatern sehr viel zu dem, was das Unternehmen ausmacht. Meine Zuständigkeit ergab sich aus einer ganz einfachen Tatsache: Die erste Ausstellungsversion zur Geschichte des Unternehmens sollte damals Professor Dieter Bogner aus Wien, eine Koryphäe im Bereich der Museumskonzeption, entwickeln. Und der benötigte natürlich einen Ansprechpartner im Unternehmen, der ihn dabei unterstützte, alle notwendigen Informationen und die Vielzahl der seinerzeit ausgestellten Exponate beizubringen. Ich war damals im Vorstand fürs Marketing zuständig. Und so erbte ich dann gleich die ganze Zuständigkeit fürs ZVB, was bis heute so ist.

finanzwelt: Das ZVB wurde von Dr. Reinfried Pohl auch mit dem Ziel gegründet, seine Heimatstadt und die lokale Wirtschaft zu stärken. Wie gut verläuft denn die Kooperation mit Stadt, Landkreis und Bundesland?
Dr. Lach» Die Familie Pohl hat immer schon darauf geachtet, dass die Stadt Marburg insgesamt stark vom Erfolg des Unternehmens profitiert. Abgesehen davon, dass wir durch das ZVB viele Arbeitsplätze schaffen, sind auch die Villa Vita Gruppe, der Rosenpark und viele gastronomische Einrichtungen, die dem Unternehmen oder der Familie gehören, für die Stadt ein Motor. Auch konnten wir beim Thema Stadtentwicklung wichtige Akzente setzen: Das Bahnhofsviertel und ganz besonders das Lahn-Ufer haben im Vergleich von vor 15 Jahren eine erhebliche Aufwertung erlebt. Die DVAG ist zudem ein wichtiger Kooperationspartner der Fachhochschule der Wirtschaft (FHWD), mit der wir ein Kombistudium anbieten. Inzwischen kommen jedes Jahr rund 50 neue Studierende nach Marburg. Das bereichert die Universitätsstadt auch im Bereich der Bildung.

finanzwelt: Die finanzwelt-Redaktion hatte das große Vergnügen, an einem der regelmäßigen Schülerfinanztage dabei zu sein. Wie ist diese Idee entstanden und wie läuft die Kooperation mit den Schulen?
Dr. Lach» Die Grundidee war einfach: Als einer der größten Player der deutschen Finanzwirtschaft haben wir Verantwortung. Es ist bekannt, dass die finanzielle Allgemeinbildung in der Bevölkerung mäßig ist. Dies wollten wir miteinander verbinden. Deshalb haben wir die bereits bestehende Erlebniswelt mit hohem Mittelaufwand so umgestaltet, dass sie didaktisch und vollkommen werbefrei genutzt werden kann, um insbesondere jungen Menschen finanzielles Grundwissen zu vermitteln. Damit waren wir recht erfolgreich. Dann kam Corona. Aufgrund der damaligen Auflagen und Sicherheitsmaßnahmen muss man tatsächlich bekennen, dass eine gute Sache quasi nicht mehr stattfand. Unser Angebot an die Schulen konnte für rund zwei Jahre nicht mehr aufrechterhalten werden. Danach mussten wir bei null beginnen. Kurz war auch mal in der Diskussion, die Räumlichkeiten für Schulungszwecke umzubauen. Wir haben diesen Gedanken jedoch immer wieder verworfen: Die Idee eines Schülerfinanztages ist extrem werthaltig. Unser Anspruch ist es deshalb, noch mehr Schulklassen als bisher für die Idee zu begeistern. Das ist nicht immer einfach. Denn bei vielen Lehrern gibt es, obwohl wir größten Wert auf Neutralität legen, Vorbehalte.

finanzwelt: Bei dem Schülerfinanztag im Juli, an dem ich dabei sein durfte, ging es dank der Finanzberaterin Hanna Freund sehr freundlich-pädagogisch zu, auf Augenhöhe mit den alltäglichen Finanzbelangen der Jugendlichen. Für Belustigung sorgte das Zitat einer Schülerin, das dort projiziert wurde: „Ich weiß nicht, was ein Kredit ist, aber ich kann eine Gedichtsanalyse in vier Sprachen verfassen!“ Gemeint ist natürlich, dass das Finanzwissen völlig auf dem Lehrplan fehlt. Schließt hier die DVAG eine entscheidende Wissenslücke?
Dr. Lach» Ja, ich glaube, das ist Teil unserer Verantwortung als großes Finanzunternehmen. Wenn man über diese Themen nachdenkt, sollte man sich auch die Frage stellen: Welchen Auftrag haben öffentliche Schulen? Meines Erachtens kann der Bereich Finanzausbildung nur begrenzt auf den Lehrplan gehören. Denn die Schulen sind so schon an ihren Grenzen, zumal die Lehrer selbst auf ein solches Fach vorbereitet werden müssten. So wie wir engagieren sich auch andere Finanzunternehmen in diesem Bereich. Aber alle haben mit dem gleichen Phänomen zu kämpfen: Man unterstellt der Branche, dass wir den jungen Menschen etwas verkaufen wollen. So kommen wir nicht weiter. (sg)