Italien: Stabilität der neuen Regierung entscheidend

11.06.2018

Lukas Daalder, Chief Investment Officer bei Robeco Investment Solutions

Die Koalition zweier populistischer Parteien in Italien schreckte die Märkte Ende Mai auf. Durch Italiens strategische Rolle in der Europäischen Union (EU) steht für Europa viel auf dem Spiel. „Die fremdenfeindliche und gegen Brüssel gerichtete Haltung scheint so ziemlich das Einzige zu sein, was die Fünf-Sterne-Bewegung und die Lega-Partei verbindet“, sagt Lukas Daalder. Robecos Chefanlagestratege und sein Investment Solutions Team widmen den aktuellen Monatsausblick der Frage, inwieweit die Lage in Italien für Wellen an den Finanzmärkten sorgen könnte.

Diese Krise hat sich langsam angebahnt. Die Finanzmärkte hakten Italiens Parlamentswahlen im März zunächst als wenig beachtenswert ab. Nach dem Urnengang erhöhte sich der Zinsabstand zwischen zehnjährigen italienischen Staatsanleihen und Bundesanleihen gleicher Laufzeit lediglich um vier Basispunkte, und Italiens Aktienmarkt verlor gerade einmal 0,3 Prozent. Die Verluste wurden in den darauffolgenden Wochen, in denen sich italienische Anleihen und Aktien besser entwickelten als Papiere aus der übrigen Eurozone, rasch wettgemacht.

Abb. 1: Wann setzt die Panik nach den Wahlen in Italien ein? Quelle: Bloomberg, Robeco.

Doch Ende Mai wendete sich die Situation als sich zeigte, dass die Verhandlungen zwischen den beiden Wahlsiegern – der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega-Partei – entgegen jeder Wahrscheinlichkeit und politischer Gegensätze erfolgreich abgeschlossen werden könnten.1 „Die fremdenfeindliche und gegen Brüssel gerichtete Haltung scheint so ziemlich das Einzige zu sein, was die beiden Parteien verbindet“, sagt Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions.

Die Lega gilt als äußerst rechtsstehende Partei, die mehr Autonomie für den wohlhabenden Norden Italiens, Steuersenkungen und weniger Einmischung durch die Zentralregierung will. Die Fünf-Sterne-Bewegung dagegen machte sich im Wahlkampf für ein universelles Grundeinkommen, höhere Staatsausgaben und eine Politik stark, die eher den Wählern im weniger wohlhabenden Süden des Landes am Herzen liegt.

Die Finanzmärkte antworteten diesmal sehr heftig: Die Rendite auf zweijährige italienische Staatsanleihen stieg an einem einzigen Tag um mehr als 180 Basispunkte auf 2,8 Prozent, sodass sich der Renditeabstand gegenüber der Bundesanleihe gleicher Laufzeit auf fast 300 Basispunkte vergrößerte. Und der italienische Aktienmarkt verlor gegenüber dem Niveau von Anfang Mai 12,5 Prozent. Wird aus dem bisherigen Kräuseln des Wassers also eine Welle?

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