Gehts mit dem DAX noch nach oben?

19.03.2013

Nach der Rallye im vergangenen Jahr ist der deutsche Aktienindex (DAX) kaum zu stoppen. Seit Jahresbeginn stieg das Börsenbarometer erneut um drei Prozent und schaute zeitweise über die 8.000 Punkte. Wie geht es weiter? finanzwelt fragte Katrin Ehling, Analystin bei X-Trade Brokers, nach ihrer Einschätzung.

„Zurzeit flirtet der Dax mit der magischen Marke von 8.000 Punkten, aber kann er diese Marke auch anhaltend überwinden? Der Dax hat die 8.000 Punkte bereits mehrfach durchbrochen und wurde von einigen Rücksetzern wieder ausgebremst. Die Gründe für mögliche Rücksetzer werden deutlich, wenn wir uns die Ursachen für den Anstieg anschauen. Auslöser für den Kursanstieg sind gute Konjunkturdaten und jede Menge billiges Geld. Daraus ergeben sich auch zugleich die möglichen Risiken. Dieses viele Geld muss nun irgendwo angelegt werden und bei den niedrigen Zinsen bleiben nicht viele Alternativen übrig. Die Investoren flüchten in Aktien. Dies bleibt aber nur solange erfolgreich wie die Unternehmen auch ein tatsächliches Wachstum verzeichnen können. Im Durchschnitt sind die Kurse der Aktien der 30 Dax-Unternehmen immer noch niedrig. Denn wenn man die Dividendenzahlungen der letzten Jahre herausrechnet, fehlen dem Dax rein rechnerisch noch mehr Punkte, um zu den „alten" 8.000 Punkten zurückzufinden, als es aktuell scheint.

Die Konjunktur scheint sich momentan zu erholen. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass der Kursanstieg eine Folge des billigen Geldes ist und trotz einer ungelösten Euroschuldenkrise entstanden ist. Schwaches Wirtschaftswachstum verlangt zwar Liquidität, entscheidend ist aber dieses Geld auch frühzeitig wieder aus dem Markt herauszunehmen. Die Frage ist also: wie lange soll das billige Geld der Wirtschaft zur Verfügung stehen? Es kommt zusätzlich die Frage auf, ob man hier nicht kurzfristige Interessen zu Lasten einer langfristigen Strategie fördert. Sicher ist zumindest eines – das Geld wird noch eine ganze Weile billig bleiben (müssen), denn beispielsweise sowohl die USA als auch Europa haben noch eine sehr große Schuldenlast zu tragen. Würde das Geld wieder teurer werden, würde sich das auch negativ auf die Schulden auswirken.

Sparmaßnahmen reichen nicht aus, um die Peripherie der Eurozone von dessen Problemen zu befreien, weil diese wachstumsfeindlich sind. Unzulänglich scheinen aber auch lediglich Reformen einzelner Länder zu sein. An den Wahlen in Italien sieht man, dass wenn die Politik versagt, Unzufriedenheit und politische Instabilität die Folge sind. Nun kommt auch noch Zypern hinzu. Geplant ist unter anderem eine Zwangsabgabe aller Kontoinhaber in Zypern. Sowohl reiche Steuermigranten als auch Kleinsparer werden zur Kasse gebeten. Daraufhin reagiert die Bevölkerung wieder mit Protesten.

Es scheint ein Teufelskreis zu sein. Was fehlt, ist eine einheitliche europäische Struktur! Kurzfristig ist noch Aufwärtspotential im Dax vorhanden, wenn weiterhin gute Konjunkturdaten veröffentlicht werden. Langfristig ist allerdings mit Rücksetzern zu rechnen, da die bisherigen Lösungsansätze unzureichend sind."

Das Hintergrundgespräch führten Philipp Kenntner und Alexander Heftrich