Ganz schön mutig

29.04.2014

Nicolai Engel

Unkenntnis, Fatalismus, Fehlinformation – Gründe für die mangelhafte Vorsorge der Menschen gegen biometrische Risiken gibt es zuhauf. Eine wesentliche Rolle spielt aber auch die emotionale Scheu vor unangenehmen Themen. Zu diesen Ergebnissen führt die neue Biometrie-Studie der Gothaer. finanzwelt sprach hierüber mit Nicolai Engel, Leiter Produktmarketing Gothaer Lebensversicherung AG.

finanzwelt: Die Gothaer hat gerade eine Studie zum Thema Biometrie veröffentlicht. Schon in der Vergangenheit hat sich Ihr Unternehmen oft zu diesem Thema geäußert. Was ist der Hintergrund?

Engel: Für uns ist es wichtig zu erfahren, welchen Schutz sich die Menschen wünschen und wie gut oder schlecht sie über bestehende Möglichkeiten informiert sind. Dadurch können wir unsere Produkte bedarfsgerecht weiterentwickeln und außerdem gezielt über vorhandene Vorsorgelücken und Absicherungsmöglichkeiten informieren.

finanzwelt: Was sind denn für Sie die wesentlichen Ergebnisse dieser Studie?

Engel: Die Bundesbürger haben erkannt, dass die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung allein nicht mehr ausreichen werden. Die jüngere Bevölkerung unter 30 Jahren plant ihre Altersversorgung allerdings wesentlich breiter und trifft zusätzlich private Vorsorge. Auch sind die Menschen sich der biometrischen Risiken durchaus bewusst. Sie sorgen aber kaum ausreichend privat vor, sondern verlassen sich auf die Leistungen der gesetzlichen Sozialversicherung und auf die Hilfe des persönlichen Lebensumfelds. Rund zwei Drittel aller befragten Bürger haben noch keine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Der Hauptgrund ist hier, dass die Mehrheit der Erwerbstätigen das persönliche Risiko einer Berufsunfähigkeit als eher gering einstuft.

finanzwelt: Und in puncto Pflege?

Engel: Gut jeder dritte Bundesbürger ohne Versicherungsschutz ignoriert das Risiko, selbst einmal zum Pflegefall zu werden. Das gilt vor allem für die Jüngeren unter 30 Jahren, die sich mehrheitlich noch nicht mit dem Thema beschäftigen. Die meisten der Befragten, nämlich 66 %, fürchten eine schwere Krankheit. Allerdings haben nur 5 % von ihnen mit einer Dread-Disease-Versicherung vorgesorgt.

finanzwelt: Ein Sorgenkind ist sicher die mangelnde private Altersvorsorge?

Engel: Die Studie zeigt, dass sich das Vorsorgebewusstsein der Bürger in den vergangenen Jahren durchaus gewandelt hat. Sie haben die Notwendigkeit zusätzlich privater Absicherung erkannt. Als Versicherer haben wir darauf auch reagiert und bieten flexible und zukunftssichere Produkte an, so dass eine private Vorsorge für jeden Geldbeutel möglich ist.

finanzwelt: Die Versicherer stehen aber in heftiger Kritik. Lebensversicherungen lohnten sich nicht, Riester sei zu kompliziert, BU-Leistungen könnten nur über den Klageweg erreicht werden.

Engel: Trotz Finanzkrise und Niedrigzinsphase bieten die Lebensversicherer eine garantierte lebenslange Rentenzahlung mit attraktiver Überschussbeteiligung. Dies kann keine andere Vorsorgeform leisten. Auch die existenziell wichtige Absicherung biometrischer Risiken kann nur durch die Versicherer abgedeckt werden. Hier bietet die Branche mittlerweile viele innovative und flexible Produktlösungen. Im Falle der Berufsunfähigkeit werden berechtigte Leistungsansprüche selbstverständlich wie vereinbart erbracht, ohne dass dafür der Klageweg beschritten werden muss. Dies ist daher auch ein Bewertungskriterium des BU-Ratings von MORGEN & MORGEN. (hwt)

Interview mit Nicolai Engel - Onlineausgabe 02/2014