FinTech – Potenziale, Herausforderungen und erfolgreiche Beispiele

24.08.2023

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Eines der vielen Geschäftsfelder, das sich vor allem bei Startups großer Beliebtheit erfreut, ist FinTech. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für technologische Finanzinnovationen im Bank- und Finanzwesen, aber auch im Versicherungs- und Immobiliensektor. FinTech-Unternehmen bieten alternative Geschätsmodelle an, die es ermöglichen, unterschiedliche Prozesse zu automatisieren und zu verbesseren.

Da das Volumen von weltweiten Investitionen in die FinTech-Branche jährlich steigt, wird dieser Trend sowohl in Deutschland als auch weltweit oft diskutiert und vermehrt unter die Lupe genommen. Im Folgenden wird genauer erklärt, worum es bei FinTech geht, welches Potenzial sich daraus für die Finanzbranche ergibt und wer die großen Player auf dem deutschen Markt sind.

Was steckt hinter dem Begriff FinTech?

Die erste Frage, die sich unweigerlich stellt: Was verbirgt sich hinter dem Begriff FinTech? Der Begriff ist eine Abkürzung des Wortes „Finanztechnologie“ und verbindet die klassischen Finanzdienstleistungen mit modernen Technologien wie Blockchain, Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen (ML), Big Data sowie Cloud-Computing. Der FinTech-Markt umfasst sowohl Startups als auch etablierte Unternehmen, die sich dafür entscheiden, auf innovative Technologien und neue Geschäftsmodelle zu setzen. Diese Entwicklung trägt entscheidend zur Digitalisierung des Finanzwesens bei.

Das Modell umfasst nicht nur einen einzelnen Bereich der Finanzbranche, sondern behandelt vielmehr die gesamte Bandbreite des Finanzgeschäfts. Unter den möglichen Angeboten lohnt es sich vor allem die folgenden zu erwähen:

  • Organisation von Geldanlagen und Investments
  • Kontrolle über die Einnahmen und Ausgabe
  • Vergleich von Leasing-Angeboten
  • Kreditanalyse und -vergabe
  • Ausführung von Transaktionen durch Blockchain-basierte Smart Contracts
  • Online-TradingVerwaltung von Vermögenswerten
  • Digitales Banking im Web oder auch mit einer App
  • Automatisierte Beratung durch Robo-Advisor
  • Crowdfunding und -Investing
  • Digitales Schadensmanagement

Betrugserkennung und -prävention

Seit der Corona-Pandemie 2020, die die Digitalisierung entscheidend vorangetrieben hat, haben digitale Zahlungen für Produkte und Dienstleistungen sowie Überweisungen besonders an Bedeutung gewonnen. Digitale Wallets und Zahlunssysteme werden immer beliebter - auch bei Verbrauchern in Deutschland. Laut Statista wird im Jahr 2027 ein Gesamttransaktionsvolumen von 372 Mrd. € erreicht, was einem jährlichen erwarteten Wachstum von 11,32 % entspricht. Die Anzahl der Nutzer wird 2027 69,91 Mio. betragen, so Statista.

Digitale Plattformen, die einen Zugang zu einfach zu bedienenden Investitionsmöglichkeiten anbieten, gewinnen mehr und mehr an Beliebtheit. Darüber hinaus wird prognostiziert, dass solche Trends wie digitale Vermögensverwaltung und Neobanken die Finanzlandschaft in erheblichem Umfang umgestalten werden.

Herausforderungen und Potenziale von FinTech

Die größte Herausforderung besteht in der starken Regulation, die im Bereich der Finanzindustrie herrscht. Für FinTech-Unternehmen heißt das, dass sie sich an zahlreiche Gesetze und Vorschriften halten und regulatorische Anforderungen erfüllen müssen. Der FinTech-Experte von Vention – Ravi Srikantan, sagt diesbezüglich: “Wenn es um Finanzlösungen geht, ist es von entscheidender Bedeutung, die Fülle von Regeln und Vorschriften zu verstehen. Wer diese Anforderungen versteht und ihnen Priorität einräumt, trägt dazu bei, dass die Lösung glänzen kann. Die Umsetzung und Einhaltung dieser Vorschriften, kann den Betrieb des Unternehmens unterstützen und dafür sorgen, dass es sicher und vertrauenswürdig bleibt.“

Die regulatorischen Anforderungen für FinTech-Produkte und -Dienstleistungen ergeben sich aus den jeweiligen Gesetzen bzw. Verordnungen. Je nach Geschäftsmodell benötigen einige FinTechs eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Setzen FinTechs hingegen auf erlaubnisfreie Modelle, reicht in der Regel eine Erlaubnis durch die Gewerbebehörden.

Eine weitere Herausforderung, vor der FinTech-Unternehmen stehen, ist der Aufbau eines nachhaltigen Vertrauensverhältnisses zu ihren Kunden. Dies kann sowohl durch die Einhaltung  gesetzlicher Vorschriften und die Implementierung umfassender Sicherheitskonzepte als auch mit intuitiven, kundenorientierten Angeboten erreicht werden.

Trotz aller Herausforderungen, die FinTechs meistern müssen, wird ein weiteres Wachstum im FinTech-Ökosystem in Deutschland prognostiziert. „FinTechs gewinnen an Relevanz für unsere Gesellschaft und werden die Finanz-Ökosysteme immer stärker prägen“, so Max Flötotto, Senior Partner im Münchener Büro von McKinsey. FinTech bringt einen Vorteil für den Finanzsektor mit sich, durch moderne Technologien Prozesse zu automatisieren und zu verbessern. Da FinTechs vor allem auf Flexibilität und neue Geschäftsmodelle setzen, werden nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch Kosteneinsparungen ermöglicht. Eines der größten Potenziale, das FinTechs bereits nutzen, besteht in der Zusammenarbeit zwischen den klassischen Bankinstituten und den FinTech-Anbietern. Diese Kooperationen ermöglichen es, jeweilige Stärken zu kombinieren, neue gemeinsame Geschäftsmodelle zu erschaffen, und dadurch Kunden das Beste aus beiden Welten anzubieten.

Klassische Bankinstitute

Die klassischen Bankinstitute gewähren den FinTech-Unternehmen sowohl Zugang zu Firmen- als auch zu Privatkunden. Zudem unterstützen sie die Startups dadurch, dass sie sie ihnen bei den komplexen regulatorischen Prozessen helfen. Kooperationen mit FinTech-Startups sind für Banken profitabel, da sie dadurch Kunden innovative Produkte anbieten und die Kosten reduzieren können. Ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit ist die Deutsche Bank, die bereits mit mehr als 30 Startups zusammenarbeitet.

FinTech-Anbieter

FinTech-Unternehmen versorgen klassische Bankinstitute mit ihren innovativen digitalen Lösungen, die die Bedürfnisse der Zielgruppe gut verstehen und abdecken. Der Zugang zu Kundedaten erfolgt durch sogenannte APIs (Application Programming Interfaces). Selbstverständlich spielt der Datenschutz dabei eine entscheidende Rolle. Für FinTechs sind solche Kooperationen von großem Interesse, weil sie sich dadurch profilieren und ihre Kundenbasis vergrößern können.

Wer sind die großen FinTech-Player auf dem Finanzmarkt?

Aufgrund der großen Bandbreite an Bereichen, die FinTech mit modernsten Technologien abdeckt, wächst auch die Beliebtheit der FinTech-Unternehmen, die diese alternativen Lösungen zur Verfügung stellen. Hier sind nur einige der Beispiele für FinTech-Unternehmen, die sich erfolgreich auf dem deutschen Markt etabliert haben.

N26

Eine beliebte Online-Direktbank aus dem FinTech-Bereich ist die Bank N26, die seit 2016 über die Vollbank-Lizenz verfügt. Das bedeutet, dass N26 offiziell als lizenzierte Bank anerkannt worden ist. Das bekannte FinTech zeichnet sich durch die einfache Abwicklung der Bankgeschäfte und des Zahlungsverkehrs über das Smartphone aus, was unter dem Einsatz modernster Technologien ermöglicht wird.

Upvest

Bei Upvest handelt es sich um ein Unternehmen aus dem FinTech-Sektor, das sich vor allem darauf konzentriert, Kunden die Vermittlung und Verwahrung von Anlageprodukten zu erleichtern, wobei es auf eine sogenannte API-Schnittstelle zurückgreift. Upvest ermöglicht es seinen Kunden, unter anderem in Krypto, Aktien und ETFs zu investieren.

Trade Republic

Bei Trade Republic handelt es sich aktuell um das größte deutsche FinTech. Das Berliner Unternehmen konzentriert sich vor allem auf Wertpapiere und Kryptowährung, sodass Kunden ohne Probleme mit ihnen handeln können. Dabei profitieren die Kunden von zahlreichen positiven Aspekten, darunter unter anderem die Möglichkeit mit mehr als 7.000 Aktien, 500 ETFs und 40.000 Derivaten zu handeln – und das ohne Provision.

Wefox

Versicherungen stellen ebenfalls einen wichtigen Bereich innerhalb von FinTech dar. Hierbei finden Kunden insbesondere bei Wefox die passende Anlaufstelle. Diese Plattform bietet eine digitale Lösung für die Verwaltung von Versicherungs- und Finanzprodukten, um den Kunden den Umgang damit zu erleichtern.

Figo

Bei Figo, ebenfalls ein deutsches Startup, handelt es sich um den ersten Banking-as-a-Service-Provider Europas. Dabei konzentriert sich Figo vor allem darauf, mehr als 3.200 Banken zusammen zu bringen und Kunden somit die beste Qualität zu bieten.

Clark

Clark ist ebenfalls innerhalb des Versicherungsbereiches tätig. Kunden haben die Möglichkeit, sowohl bestehende Versicherungen einfacher zu managen als auch neue Versicherungen dazubuchen. Dank zahlreicher Kooperationen kann das Unternehmen seinen Kunden bereits eine große Auswahl bieten.

Revolut

Ein weiteres interessantes Beispiel ist die Digital-und Smartphone-Bank Revolut, die sich vor allem auf Kredite, den Zahlungsverkehr, sowie Giro- und Sichteinlagenkonten konzentriert ihren Kunden Dienstleistungen aus diesen Bereichen erleichtern möchte.

Fazit

Obwohl der FinTech-Markt, ähnlich wie zahlreiche andere Wirtschaftsbereiche, seit 2022 eine Finanzkrise erlebt, sind FinTechs immer noch in der Lage, die Innovationskraft im Finanzwesen sowie in den Versicherungs- und Immobilienbranchen zu stärken. Durch den Einsatz der innovativen Technologien und eine enge Zusammenarbeit mit klassischen Bankinstituten, die FinTechs weniger als Konkurrenz, sondern eher als Partner für eine Weiterentwicklung der Digitalisierung sehen, prognostizieren Markstudien für die nächsten Jahre ein starkes Wachstum des FinTech-Sektors. Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür ist es jedoch, neue Wachstumsimpulse zu setzen. Laut der McKinsey-Studie kann eine aktive Zusammenarbeit aller Stakeholder – Startups, Banken, Investoren, Regulierungsbehörden sowie politische Akteure – das gesamte FinTech-Ökosystem fördern und Wachstum sichern.