Erst wird aufgeräumt
08.03.2022
Hilfe im Ahrtal – Die Arbeit ist noch nicht getan / Foto: © Kinderhilfswerk ICH e.V.
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde als Spinner abqualifiziert, wer lokale Starkregen-Katastrophen und Überschwemmungen mit dem Begriff Klimawandel zusammenbrachte. Das hat sich gründlich geändert, das Lachen ist so manchem buchstäblich im Hals stecken geblieben. Dennoch besteht nach wie vor dringender Versicherungsbedarf. Ändern kann dies nur das verstärkte Engagement des Vertriebes.
In den Überschwemmungsgebieten an Ahr und Erft sowie den anderen von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Regionen ist der Wiederaufbau in vollem Gang. „An unsere Kunden wurden bereits über 3 Mrd. Euro ausgezahlt, um die Schäden an Hausrat, Wohngebäuden, Betrieben und Fahrzeugen zu beheben“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. GDV, Jörg Asmussen. Alle Schäden – der GDV rechnet derzeit mit versicherten Gesamtschäden von 8,2 Mrd. Euro – könnten zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht beglichen sein. „Die Versicherer zahlen nicht pauschal eine Summe aus, sie bezahlen ganz konkret den Wiederaufbau eines Gebäudes“, sagte Asmussen. Das geschehe so zügig wie möglich. „Aber bis alle stark geschädigten Gebäude wieder aufgebaut sind, dauert es noch. Und erst dann sind alle Mittel geflossen”, so Asmussen. Er machte während einer Tagung in Berlin einmal mehr deutlich, dass sich die Betroffenen darauf verlassen könnten, dass die Versicherer bestehende Ansprüche erfüllten: „Glauben Sie nicht den Gerüchten in den sozialen Medien. Die Versicherungswirtschaft nimmt ihre Verpflichtungen sehr ernst.“ Von den bislang ausgezahlten Leistungen erhielten Betroffene in Nordrhein-Westfalen über 1,7 Mrd. Euro. Auf Versicherungskunden in Rheinland-Pfalz entfielen rund 950 Mio. Euro, während die übrigen 350 Mio. Euro vor allem in Bayern und Sachsen ausgezahlt wurden. Die Zahlen basieren auf der aktualisierten GDV-Statistik zum Stand der Schadenregulierung nach dem verheerenden Tiefdruckgebiet „Bernd“, das Mitte Juli vor allem in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz große Schäden angerichtet hat. Bei der bislang folgenschwersten Naturkatastrophe in Deutschland starben mehr als 180 Menschen. Laut Asmussen habe die Versicherungswirtschaft in den vergangenen Wochen und Monaten große Anstrengungen unternommen, um den Wiederaufbau der zerstörten Landstriche voranzutreiben und die Betroffenen zu unterstützen. „Es ist verständlich, dass die Menschen so schnell wie möglich wieder in ihre Häuser und in ein normales Leben zurückkehren wollen“, so der GDV-Hauptgeschäftsführer. „Von der öffentlichen Hand hätten wir uns aber klare Aussagen gewünscht, an welche behördlichen Präventionsauflagen der Wiederaufbau geknüpft ist“, lautet seine Kritik. „Das betrifft vor allem das Ahrtal. Stattdessen ist in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden, dass man mit den von der Landesregierung neu berechneten Gefahrenkarten für künftige Katastrophen hinreichend vorgesorgt hat. Das ist eine verpasste Chance für eine bessere Hochwasservorsorge.“ Als Folge der Flutkatastrophe haben die deutschen Versicherer konkrete Vorschläge für ein Gesamtkonzept zur Klimafolgeanpassung vorgelegt. Damit einher geht auch ein neues System für den Elementarversicherungsschutz. Ziel ist eine Absicherung aller privaten Wohngebäude gegen Extremwetterrisiken. Im Kern sehen die GDV-Vorschläge vor, dass es künftig nur noch Wohngebäudeversicherungen geben soll, die auch sogenannte Elementargefahren, wie Hochwasser und Starkregen, abdecken. Zugleich fordert die Versicherungswirtschaft ein nachhaltiges Umsteuern der öffentlichen Hand, etwa durch klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten.
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