„Eine Ära beispielloser Möglichkeiten”
12.06.2023
Bruno Allain, Product Specialist Quaero Capital / Foto: © Quaero Capital (France) SAS
Die Themen Klimaschutz und Energiewende stellen Gesellschaft, Politik und vor allem auch die Wirtschaft vor neue Aufgaben. Bruno Allain, Product Specialist bei Quaero Capital (France) SAS, erklärt im Interview, was das für Investoren bedeutet.
finanzwelt:
Die
Energiewende steht auf allen Agenden. Was wird sich für Investoren ändern?
Bruno
Allain: Wir stehen
vor einer riesigen Herausforderung: Wir müssen so schnell wie möglich zu einer
kohlenstofffreien Wirtschaft migrieren. Für uns als Bürger bedeutet dies, dass
sich vieles ändern wird: die Art und Weise, wie wir arbeiten, wie wir uns
fortbewegen, wie wir unsere Freizeit verbringen, wie wir Gebäude errichten oder
was auf unserem Teller landet. Diese Entwicklungen haben weitreichende Folgen
für Unternehmen und damit auch für ihre Anleger.
finanzwelt:
Ist der
Übergang eine Chance oder eine Bedrohung für Investoren?
Allain: Aus makroökonomischer Sicht
ist der Übergang ein Risikofaktor, da er riesige (sowohl öffentliche als auch
private) Investitionen erfordert. Er ist eine Quelle von Inflation und
geopolitischen Unsicherheiten. Auf einer eher mikroskopischen Ebene konfrontiert
der Übergang die Unternehmen mit einer existenziellen Bedrohung, und sie werden
ihre Agilität unter Beweis stellen müssen, um zu überleben. Doch für die am
besten positionierten Unternehmen - diejenigen, deren Geschäftsmodell bereits
dekarbonisiert ist oder die Lösungen für den Übergang bieten - beginnt eine Ära
beispielloser Möglichkeiten. Durch Investitionen in „führende“
Unternehmen des Übergangs kann man von diesem Megatrend profitieren.
finanzwelt:
Welche Strategien empfehlen Sie, um in den Übergang zu investieren?
Allain: Quaero Capital bietet
thematische Anlagestrategien, die ein Engagement in saubere Energien
(Accessible Clean Energy) oder auch in führende Akteure des Übergangs (Net Zero
Emission) ermöglichen.
finanzelt:
Wie
identifizieren diese Strategien die besten Chancen?
Allain: Investitionen in diese
Sektoren erfordern unserer Meinung nach zwei Dinge: (1) Verständnis der
Technologien und der potenziellen „Disruptionen“; (2) Berücksichtigung der
gesamten Wertschöpfungskette - denn „non obvious“ Akteure können eine
Schlüsselrolle spielen, z.B. als Zulieferer für „obvious“ Akteure. Aus diesem
Grund arbeitet das von Martina Turner und Olivier Ken geleitete Managementteam
eng mit einem Ausschuss von Industrieexperten zusammen, die hochspezialisierte
Ingenieurskompetenzen in Bereichen wie Chemie, Elektronik oder auch der
Lebensmittelindustrie mitbringen, die es uns ermöglichen, diese Themen gut zu
verstehen.
finanzwelt:
Was sind
Ihre Unterscheidungsmerkmale in diesen Themenbereichen?
Allain: Um „Net Zero“ zu erreichen,
müssen absolut alle Sektoren dekarbonisiert werden, weshalb wir nicht davor
zurückschrecken, in Sektoren zu investieren, die von anderen Klimainvestoren „verlassen“
wurden. Ein gutes Beispiel ist der Agrar- und Lebensmittelsektor, der ein
wichtiger Investitionsbereich für uns ist.
Darüber
hinaus unterscheidet sich unser Ansatz, bei dem wir mit Hilfe des
Expertenausschusses die Technologie in den Mittelpunkt des Auswahlprozesses
stellen, von klassischeren, rein finanziellen Modellen. Und schließlich mögen
diese Themen neu erscheinen, doch unsere Fondsmanager haben über 20 Jahre lang
in diesen Bereichen investiert, was einen der stärksten Track Records der
Branche darstellt. (lb)