Droht Deutschland der Job-Schock?

08.03.2023

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Dass die Energiekrise die deutsche Wirtschaft härter trifft als bislang vermutet, will die „BILD Zeitung“ aus einem geleakten Papier der EU-Kommission lesen. Das der Zeitschrift vorliegende „Geheimdokument“ listet potenzielle Gefahren für die Wettbewerbsfähigkeit Europas im Allgemeinen und Deutschlands im Speziellen auf. Besonders betroffen sei demnach der Mittelstand.

Das vornehmlich unter EU-Abgeordneten kursierende Papier beschreibt für die deutschen Wirtschaft düstere Zukunftsaussichten: Vor allem energieintensive Branchen seien von dem Negativ-Trend noch stärker betroffen als zu Corona-Zeiten. „Die Energie-Preisentwicklung zwingt rund 40 Prozent der Unternehmen dazu, Investition in die grüne Transformation zurückzustellen“, heißt es dazu in dem Papier. Will heißen: Fast jedes vierte Unternehmen des deutschen Mittelstands erwägt, Anteile, Produktion oder Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern.

Die Auswirkungen der Energiekrise treffen die Industrie in Europa deutlich massiver als die Wettbewerber in den USA und China: Gegenüber den Vereinigten Staaten falle die staatliche Wirtschaftsförderung geringer aus, China punkte mit Billigstrom aus der Solarindustrie.

Probleme ergäben sich vor allem für die Branchen Chemie, Baugewerbe, Metall-, Stahl-, Papier- oder Elektronikindustrie. Konkret liste das EU-Papier Stahlwerke in Bremen und Hamburg, wo die Produktion bereits gedrosselt wurde. Zudem wollen Marktführer wie BASF, BMW oder VW Standorte in Richtung China oder USA verlagern.

Reaktionen aus dem deutschen Mittelstand weisen darauf hin, dass nationale Subventionen die in dem EU-Papier angesprochene Problematik nicht lösen würden. Ein entscheidender ökonomischer Schritt wären sinkende Energiepreise – womit allerdings vorläufig nicht zu rechnen sei.

Am 7. März haben in Berlin nun auch die Gewerkschaften der Industrie (IG Metall, IG Bergbau, Chemie, Energie und IG BAU) in einer gemeinsamen Erklärung vor einem „hunderttausendfachen Jobverlust“ gewarnt. Sie riefen außerdem zu einem bundesweiten Aktionstag auf. Die IG Metall forderte die Bundesregierung auf, „für die energieintensiven Branchen einen speziellen Industriestrompreis einzuführen, mit dem sie in Europa standhalten können“. (sg)