Digitale Technologien helfen - und lassen vereinsamen

09.06.2021

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Die Corona-Pandemie sorgt für einen (eher unfreiwilligen) Digitalisierungsschub und dafür, dass sich immer mehr Aktivitäten ins Internet verlagern. Die aktuelle Postbank Digitalstudie zeigt, das vor allem für die jüngere Generation damit gut zurechtkommt. Für so manchen wird die Situation allerdings schwierig – auch aus strukturellen Gründen.

Auch wenn es oft anders dargestellt wird: Corona ist alles andere als die erste Pandemie, die die Bundesrepublik heimsucht: Ende der 1950er bzw. der 1960er Jahre sorgten die Asiatische und die Hongkong-Grippe in Deutschland für ein massiv überlastetes Gesundheitssystem und zehntausende Tote. Das öffentliche Leben lief jedoch wie gewohnt weiter. Ein wesentlicher Unterschied zu heute ist, dass ein Lockdown damals deutlich gravierendere Folgen für den Alltag gehabt hätte – schließlich gab es, anders als heute, nicht die Möglichkeit viele zwischenmenschliche und Freizeitaktivitäten ins Virtuelle zu verlegen. Welche Bedeutung das Digitale gerade für das Sozialleben hat, macht die Postbank Digitalstudie 2021 deutlich: Bei dieser gaben 74 % der ca. 3.000 Befragten an, dass sie während des Lockdowns ihre sozialen Kontakte mit digitalen Möglichkeiten gepflegt haben. Für viele ist das nicht unbedingt negativ: So gaben 43 % der Befragten an, dass für sie Video-Calls auch im Freundeskreis oder der Familie inzwischen ein festes Ritual seien. Besonders ausgeprägt ist die Bereitschaft, den Kontakt virtuell zu pflegen, bei den 18- bis 39-jährigen: Von diesen gaben in der Studie 59 % an, dass sie sich inzwischen an den virtuellen Kontakt gewöhnt hätten. Von den 18- bis 39-järhigen Studienteilnehmern gaben 45 % an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten verstärkt über Video-Calls kommunizieren. Ebenso viele beschäftigen sich während der Pandemie mit verstärktem Streaming von Filmen, Serien und Co.

Während bei der sozialen Interaktion auch der persönliche Kontakt möglich (aber politisch nicht gewollt) war, blieb im Bereich Sport und Freizeit meist nichts anderes übrig. Jeder zweite Studienteilnehmer der Postbank Digitalstudie gab an, dass er oder sie Online-Sportkurse oder Musikveranstaltungen besuchen würde. Auch hier zeigt sich wieder, dass vor allem die jüngere Generation den digitalen Angeboten offener gegenüber steht: So sagten 68 % von diesen aus, dass ihnen das Internet helfe, digitale Spiele-Events, Musikunterricht und Sportkurse online weiter zu betreiben. „Moderne Technologien sind aktuell für viele ein Segen. Die Mehrheit in unserem Land ist froh, trotz Lockdown und Infektionsschutz über das Internet Kontakt zu Freunden und Familie halten oder dort sogar Hobbies nachgehen zu können“, so Thomas Brosch, Leiter Digital Vertrieb bei der Postbank. „Für eine Minderheit ist das Internet derzeit aber auch ein Fluch, denn wer mit der Technik überfordert ist und sich nicht auskennt, fühlt sich schnell sozial abgehängt. Deshalb ist es wichtig, auch für diese Zielgruppe ein leicht zugängliches Angebot bereitzustellen.“  So gaben fast ein Drittel der Befragten an, sich zu wenig mit Apps und anderen Programmen auszukennen, um an virtuellen Treffen teilnehmen zu können. 26 % fühlen sich damit überfordert und 24 % fühlen sich seit Beginn der Pandemie sozial abgehängt, weil zu Hause die technischen Voraussetzungen nicht bestehen würden, die digitalen Angebote zu nutzen. Das ist nicht nur ein Problem der älteren Generation: Auch von den unter 40-jährigen fühlen sich 40 % sozial abgehängt. Das Problem sind vor allem veraltete Geräte wie Laptop oder Handy sowie eine langsame Internetverbindung, die die Online-Teilnahme an Sportkursen, Chats mit Freunden oder Homeschooling-Angeboten deutlich erschweren.

Höheres Interesse an Nachrichten

Ob Kriegsereignisse oder Naturkatastrophen in fernen Ländern oder politische Themen: Viele Nachrichten haben die Eigenschaft, dass sie ihre Empfänger gar nicht oder nur in einem sehr begrenzten Maße persönlich tangieren. Anders hingegen bei Corona, wo man ja wissen will, wie es weiter geht und zudem informiert sein will, weil es nur wenig andere Gesprächsthemen gibt, über die zudem so kontrovers gestritten werden kann. Entsprechend ist in den vergangenen eineinhalb Jahren die Nachfrage nach Nachrichten deutlich angestiegen: So gaben 43 % der Umfrageteilnehmer der Postbank Digitalstudie an, dass für sie in der Corona-Zeit der Blick auf die Nachrichtenlage zum täglichen Ritual geworden sei. Zugenommen hat zudem das Suchen von Informationen im Internet: So gaben 35 % aller Befragten an, dass sie ihre Surf-Gewohnheiten in der Corona-Zeit verändert hätten, bei den Digital Natives antworteten sogar 41 % so. Das wird wohl auch nach Corona so sein: So gaben 11 % der Befragten an, sich zukünftig stärker im Internet über die Nachrichtenlage zu informieren, von diesen möchte jeder zweite in den kommenden zwölf Monaten mehr News aus dem Netz. (ahu)