Das ist die typische Fußgängerzone
08.10.2020
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Europas Innenstädte sind von Fußgängerzonen geprägt. Was macht diese aus und wie werden sich diese in Zukunft entwickeln? Diesen Fragen ist die Catella Group nachgegangen.
„In die Stadt gehen" meint meist, dass man in einer Großstadt Einkaufen geht. Und meistens wird dafür eine Fußgängerzone aufgesucht. Was die typische Fußgängerzone ausmacht, hat Catella Research in den letzten Wochen ermittelt und dafür 24 A- und B-Standorte unter die Lupe genommen, vermessen, kartiert und analysiert. Aus der Untersuchung geht hervor, dass in den A-Städten Fußgängerzonen die Hälfte aller Einkaufsstraßen ausmachen, in den B-Städten sind es sogar 70 %. Im Schnitt sind die Fußgängerzonen 620 Meter lang und sind Heimat von 42 Läden. In A-Standorten liegt der Filialisierungsgrad bei 91 %, 8,5 Prozentpunkte mehr als in den B-Standorten. In 70 % der untersuchten Städte ist in den Fußgängerzonen jeweils ein Kaufhaus bzw. Shopping-Center verortet. Der inhabergeführte Einzelhandel befindet sich eher in der Nebenlage als in der Hauptfußgängerzone.
Obwohl Fußgängerzonen zwar meist mit Shopping assoziiert werden, bedeutet das noch lange nicht, dass sie zwangsläufig mit einer Einkaufslage korrespondieren. So finden sich in Fußgängerzonen häufig auch Gastronomieangebote, Apotheken, Banken, Arztpraxen, Friseure, Fitnessstudios oder Kinos. In den B-Städten ist dabei die Gastronomiedichte höher als in den A-Städten. Das zentrale Element von Fußgängerzonen bildet meist ein Marktplatz mit Kirche, Brunnen und Außengastronomie. Auch wenn der Marktplatz bereits seit Jahrhunderten das Zentrum von Städten bildet, sind Fußgängerzonen bei weitem nicht so alt: So entstanden diese vor allem in den 60er und 70er Jahren – also in der Zeit, als das Auto immer mehr auf dem Vormarsch war. Dass Fußgängerzonen sich vor allem in bereits etablierten Innenstädten entwickelt haben, macht die Tatsache deutlich, dass sie sich in ihrem Verlauf der Ost-West/ Nord-Süd-Achse an den historischen Wegbeziehungen orientieren. Weil Fußgängerzonen in der Regel im Stadtzentrum liegen, verfügen sie alle über eine sehr gute Anbindung an den ÖPNV.
Wie sieht die Zukunft aus?
In den Fußgängerzonen ist das Mietniveau traditionelle am höchsten, womit sich laut Catella auch die oftmals geäußerte Kritik an der Austauschbarkeit der Läden erklärt. Jedoch seien diese Objekte auch die wertstabilsten Deutschlands. Für die kommenden Jahre werde die Ausdehnung der Lagen – geleitet durch eine veränderte Verkehrspolitik - das Dogma und die Herausforderung sein. Aktuell werden verschiedene Modelle diskutiert, von temporären Sperrungen an Wochenenden bis hin zu kompletten Sperrungen. Wie aus vorläufigen Ergebnissen und Vergleich aus dem Ausland hervorgeht, sind temporäre Umsatzsteigungen und Belebungen auszumachen – trotz des Siegeszuges des Online-Handels.
Auch das Thema Aufenthaltsqualität in der Fußgängerzone spielt laut Catella eine immer wichtige Rolle. Die Studienautoren betonen, dass mehr Gastronomie nicht zwangsläufig der Schlüssel zur Glückseligkeit sei. Hingegen würden Grund und Boden eine neue Wertsteigerung erfahren, wenn sich mehr Menschen in den Erlebniszonen treffen, vielleicht sogar dort wohnen und arbeiten würden. Dabei würde auch eine veränderte gesellschaftliche Mischung stattfinden, die sich sowohl im Guten wie im Speziellen zeigen würde. Zudem würden Fragen der Überwachung des öffentlichen Raums, der Rolle von Parkmöglichkeiten bis hin zum bezahlbaren Wohnen aufgeworfen. Wichtig ist dabei laut Catella, dass ideologiefreie über die Möglichkeiten diskutiert werde, denn es gäbe keine Blaupause des richtigen Handelns. (ahu)