COP26: Lichtblicke, aber es braucht noch mehr Dynamik

22.11.2021

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Die mit viel Spannung erwartete Klimakonferenz in Glasgow liegt hinter uns. Wurden die hoch gesteckten Ziele erreicht? Vincent Hamelink, Chief Investment Officer bei Candriam, kommentiert die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz COP26  und die Auswirkungen für Anleger.

„Das Versprechen, der Entwaldung ein Ende zu setzen, zählte zu den Höhepunkten. Es fehlte jedoch ein entscheidendes Element, denn der brasilianische Regierungschef war nicht anwesend.“

„Die beiden größten Verursacher von Treibhausgasemissionen, die USA und China, bekundeten ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit beim Klimaschutz.

Doch die vielleicht wichtigste Nachricht des Jahres kam noch vor dem Klimagipfel in Glasgow im Juli in der Form der EU-Roadmap 2050. Es handelt sich um den bisher größten nationalen oder internationalen Versuch, Ziele in einen detaillierten Aktionsplan umzusetzen.“

Doch wie geht es jetzt weiter?

„Zusagen von Regierungen, die vor Ablauf ihrer selbst gesetzten Fristen nicht mehr an der Macht sind, müssen durch verbindlichere Rechtsvorschriften bestätigt werden. In dieser Hinsicht haben nur wenige Staaten ihre Versprechen eingehalten und einige haben eindeutig enttäuscht, etwa Australien und Russland.“

„Bislang sind wirksame Klimaschutzmaßnahmen entweder das Ergebnis verbindlicher staatlicher Maßnahmen oder das Resultat von Marktkräften, die nichts mit Umweltbelangen zu tun haben. So haben beispielsweise die EU-Grenzwerte für CO2-Emissionen von Autos und nationale Subventionen für Elektrofahrzeuge die Investitionen in Elektrofahrzeuge vorangetrieben. In den USA führten Veränderungen am Energiemarkt zu einer Verlagerung der Stromerzeugung von Kohle zu emissionsärmerem Erdgas.

Wir brauchen mehr Marktsignale und mehr Regierungen, die diese Signale aussenden, um das grüne Spielfeld zu ebnen. Das ist noch nicht der Fall. Wir brauchen staatliche Maßnahmen und eine breite Zustimmung der Bevölkerung. Während die EU und Großbritannien die Herstellung von Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2035 bzw. 2030 verboten haben, scheint in den USA die „unsichtbare Hand des Marktes“ das Sagen zu haben, wenn es um Elektrofahrzeuge geht. Werden die Verbraucher ohne wirtschaftliche Anreize mitmachen? Auf staatlicher Ebene muss mehr passieren, um die Kostenstruktur der treibhausgasintensiven Energieträger zu ändern. Eine Methode besteht darin, den Nutzerinnen und Nutzern die vollen Umweltkosten dieser Produkte in Rechnung zu stellen, d. h. Kohlendioxidpreise festzusetzen.“

„Wir bemühen uns täglich, die Finanzwelt als Instrument für eine nachhaltigere Welt zu nutzen. Wir alle müssen uns bemühen, Entscheidungen in unserem persönlichen Leben zu ändern.“

Was bedeutet das für Investoren?

„Die Trends und Themen bleiben unverändert, werden aber sich vielleicht sogar verstärken. Da die Medienpräsenz zunimmt, könnte die umfassendere Berichterstattung in beliebten Nachrichtenkanälen dazu führen, dass nachhaltiges Investieren am Rande mehr Beachtung findet. Das Klima war bereits vor der COP26 ein Faktor bei Investitionen, dem immer mehr Beachtung geschenkt wurde. Daran dürfte sich nichts ändern.“

„Je länger es dauert, bis sinnvolle Klimamaßnahmen ergriffen werden, desto größer ist die potenzielle Rendite von Investitionen in Produkte und Technologien zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel. Je größer das Risiko, desto abrupter auch die Trendwende für einige Branchen, insbesondere für diejenigen, bei denen die Gefahr von Stranded Assets besteht.“

Ist der Ausblick optimistisch?

„Ja, ich bin optimistisch, denn die Dynamik nimmt zu. Das heißt aber nicht, dass wir uns weiteres Zögern leisten können. Jeder Tag ist unsere beste letzte Chance. Wir bemühen uns täglich, die Finanzwelt als Instrument für eine nachhaltigere Welt zu nutzen. Wir alle müssen uns bemühen, Entscheidungen in unserem persönlichen Leben zu ändern.“ (ah)