Baufinanzierung: Wie tickt Generation Y?

12.08.2021

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Rund 60 % der Baufinanzierungs-Anfragen kommen mittlerweile von der Generation Y! Grund genug herauszufinden: Wie denkt diese Altersgruppe, die ungefähr die Geburtsjahrgänge der heute 22- bis 40-Jährigen umfasst?

Ihr Name bezieht sich auf die direkte Vorgänger-Generation X, aber dem Y wird eine noch tiefere Bedeutung zugesprochen als lediglich seine Position im Alphabet. Auf Englisch klingt der Buchstabe nämlich wie das Wort „Why“, also „Warum“. Dies soll darauf hinweisen, dass die Generation dazu neigt, Dinge zu hinterfragen. Nicht überraschend, denn noch nie ist eine Generation mit solch einer Fülle an Informationen und einem so leichten Zugang zu Informationen aufgewachsen.

Die Millennials, wie Angehörige der Geburtenkohorte Y auch genannt werden, gelten als die erste Generation der „Digital Natives“ – also die erste Generation, die in einer digitalen Welt groß geworden ist. Computer, Handy, Internet – auf diesen Dreiklang der Digitalisierung mussten sie sich nicht als Erwachsene erst neu einstellen wie die Generationen davor. Die Millennials kennen es gar nicht anders. Für sie ist der Umgang mit diesen Innovationen komplett natürlich.

Die jüngsten Jahrgänge der Generation Y sind Mitte/Ende der 90er geboren. Wer z. B. 1996 das Licht der Welt erblickt hat, wurde womöglich mit sechs Jahren 2002 eingeschult. Zu der Zeit war die Ära der legendären Handy-Knochen längst vorbei. Immer mehr Mobiltelefone hatten bereits Internet sowie Farb-Displays und Nokia hatte mit dem Modell 6310 sogar schon Bluetooth als neue Übertragungstechnologie auf den Markt gebracht. Die ältesten Millennials haben dann ungefähr gerade ihren Schulabschluss gemacht. Auch sie konnten also noch in ihrer Schulzeit wahrscheinlich mit Computern und Internet arbeiten.

Gestatten, die Digital Natives

Diese Erfahrung hat die Generation Y massiv geprägt. Sie hinterfragt, weil sie online alles überprüfen oder vergleichen kann. Durch die Schnelligkeit und Omnipräsenz des Internets ist sie es gewohnt, Informationen, Produkte und Services sofort und überall zu bekommen. Ihre Geduld ist parallel zur Aufmerksamkeitsspanne geschrumpft. Die Flut an Farben, Medien, Informationen und Angeboten sorgt schließlich für viel Ablenkung – wer zu den Millennials durch dringen will, muss daher schnell auf den Punkt kommen. Komfort und Einfachheit sind dabei ebenfalls entscheidend. Denn die Generation Y organisiert ihr ganzes Leben mit einem Klick oder einem Wisch über das Display ihres Smartphones. Ohne Benutzerfreundlichkeit ist das beste Produkt nichts wert.

Diese Generation entdeckt nun also die Baufinanzierung, wie die eingangs erwähnte Studie des Online-Portals Hausfrage zeigt. Logisch, denn Y erobert den Arbeitsmarkt, steigt allmählich die Karriereleiter empor, verfügt über immer mehr Geld und wird sesshaft. Hierbei gilt es zu bedenken, was die Millennials relativ früh in ihrem Leben mitverfolgt haben: die historische Finanzkrise von 2008. Daher spielt Sicherheit eine wichtige Rolle. Auch auf die Sicherheit ihrer Daten legt Generation Y großen Wert.

Gute Nachrichten für Vermittler: Laut einer repräsentativen Studie des Marktforschungsunternehmens YouGov von 2019 haben 56 % der Millennials in Deutschland Kontakt zu einem Finanzberater. Die Studie zeigt außerdem: Bei der Beratung wünschen sich die Millennials eine Kombination aus digitalen Services und persönlichem Gespräch – wobei letzteres auch über digitale Kanäle stattfinden könnte. Vor allem sollte es auf Augenhöhe geführt werden und die Vermittler sollten dabei authentisch bleiben – verkrampfte Jugendsprache wirkt hingegen verstörend.

Satte 80 % der Befragten geben in der YouGov-Studie an, gerade bei komplexen Finanzprojekten gern persönlich beraten zu werden. Hier können Baufinanzierungs-Vermittler also ganz klar punkten. Allerdings vertrauen laut der Befragung die meisten Teilnehmer Online-Vergleichsportalen mehr als dem Berater, da sie die Portale für unabhängig halten. 60 % wählen das günstigste Angebot. Spannend dabei: Personen mit höherem Einkommen suchen aktiver nach preiswerten Finanzangeboten.

Werte: Nicht nur auf dem Konto

Außerdem achtet die Generation Y darauf, dass ihr Finanzdienstleister ihre Werte teilt: Nachhaltiges Engagement kann durchaus den Unterschied machen und Kunden gewinnen. Finanzdienstleister sammeln nicht nur Pluspunkte mit Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch mit der Förderung von Toleranz und Diversität. Die Fußball-Europameisterschaft hätte es dieses Jahr nicht deutlicher machen können. Fast alle Spieler, die gegen Rassismus gekniet oder für die LGBTQI+-Gemeinde die Regenbogenfarben gezeigt haben, sind selbst Millennials.

Ein Phänomen, ohne das diese Generation nie beschrieben werden könnte, haben wir uns für den Schluss aufgehoben: Social Media. Der Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg, ist ein Millennial. Die überwältigende Mehrheit der Generation Y nutzt die sozialen Netzwerke. Und wer nicht gefunden wird, wo sich der Kunde aufhält, existiert quasi nicht. Wer also die Generation Y erreichen möchte, sollte sich auf Facebook, Instagram & Co. präsentieren – am besten ganz natürlich und ehrlich. Das schafft Vertrauen – und letztlich ist das Bank-Geschäft samt Baufinanzierung auch für die Generation Y noch immer Vertrauenssache. (sh)