Portugal stellt nicht nur den Fußball-Europameister

16.01.2020

Die Ponte 25 de Abril in Lissabon / Foto: © allard1 - stock.adobe.com

Mit gut einer halben Millionen Einwohnern liegt Lissabon in der Liste der größten Städte der Europäischen Union „nur“ auf Rang 61. In einem Punkt hat Portugals Hauptstadt aber die Nase vorn: Sie ist der Hidden Champion im europäischen Büroimmobilienmarkt. Das geht aus einer Untersuchung der Real I.S. AG hervor.

Im Jahr 2018 wurden in Lissabon Büroimmobilien im Wert von 823 Mio. Euro umgesetzt und damit ein historischer Höchststand erreicht. Damit liegt die portugiesische Hauptstadt bezüglich des Transaktionsvolumens nur knapp hinter Köln, das gut doppelt so viele Einwohner hat. Selbst in Barcelona, das gut drei Mal so groß wie Lissabon ist, wurden im besagten Jahr nur unwesentlich mehr Büroimmobilien gehandelt.

„Der Höchststand im Jahr 2018 ist angesichts der vorherigen Jahre bemerkenswert. Im Vergleich zum Jahr 2014 ist das Transaktionsvolumen 2018 um mehr als 400 % angestiegen. In den ersten drei Quartalen 2019 ist mit einem bisherigen Transaktionsvolumen von 574 Millionen Euro ein ähnlich hohes Gesamtvolumen wie im Vorjahr zu erwarten“, erklärt Marco Kramer, Head of Reserach der Real I.S. AG.

Dabei zählt der Immobilienmarkt in Lissabon mit nur gut drei Mio. Quadratmetern eher zu den kleineren westeuropäischen Märkten. Dennoch ist er aufgrund seines Mietwachstums mit anderen Märkten vergleichbar. Zudem ist die Leerstandsrate seit 2014 um 5,4 Prozentpunkte gesunken. Lediglich die Märkte Amsterdam (11,3 Prozentpunkte), Barcelona (8,3), Rotterdam (6,5) und Dublin (6,1) hatten noch größere Rückgänge beim Anteil leerstehender Büroflächen zu verzeichnen.

Aktuell beträgt die Spitzenrendite in Lissabon 4,25 %. „Diese liegt wesentlich höher als in den Großstädten Spaniens, Frankreich und Deutschlands. Vergleicht man diesen Wert mit dem Durchschnitt von rund 3 % der deutschen A-Städte im dritten Quartal 2019, dann bietet sich Lissabon als zukünftiger Investitionsstandort an“, so Kramer. „Was den Lissaboner Standort von den anderen Märkten unterscheidet, ist das geringe Wachstum des Mietniveaus um 14 % im Vergleich zu den anderen Städten, wo die Spitzenmieten um 30 bis 50 % in die Höhe stiegen. Dementsprechend liegt angesichts einer Leerstandsquote von nur 1,7 % im Central Business District ein hohes Aufholpotenzial vor.“

Vor allem für Zukunftsbranchen bietet Lissabon viel Potenzial. So hat sich im Zuge von Regierungsförderungen und der dort statt findenden Branchenmesse „Web-Summit“ der Stadteil Beato zum Zentrum der portugiesischen IT-Branche entwickelt. „Lissabon ist für junge IT-Firmen ein attraktiver Standort wegen des hohen und erschwinglichen Personalangebots. Durch diesen Prozess hat sich die IT-Branche zum Wachstumsbeschleuniger des Lissaboner Büroimmobilienmarkts entwickelt“, so Marco Kramer abschließend. (ahu)