Online-Finanzierung? Noch nie von gehört

02.07.2018

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Obwohl viele mittelständische Dienstleister an Online-Finanzierungen grundsätzlich interessiert, schließen sie nur selten tatsächlich welche ab – oft aus Unwissenheit. Das könnte sich bald ändern – vor allem wegen der EZB-Politik.

Für den „Finanzierungsmonitor 2018“ hat der digitale Mittelstandsfinanzierer creditshelf 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Betrieben verschiedener Branchen befragt. Dabei zeigt sich, dass für Dienstleistungsunternehmen der größte Finanzierungsbedarf bei den Betriebsmitteln besteht: 40 % der Befragten greifen in diesem Bereich auf externe Unterstützung zurück. Für Betriebsmittelkredite sind aber längst nicht nur klassische Wege wie die Hausbank interessant. So gaben drei Viertel der Befragten an, hierfür auch unkomplizierte Online-Plattformen zu nutzen. Das Interesse an solchen Plattformen hängt vor allem mit den schnellen Entscheidungswegen zusammen: So ist für 95 % der Dienstleister die Geschwindigkeit bei der Kreditzusage ein entscheidender Aspekt bei der Auswahl eines Finanzierungsweges. „In der Dienstleistungsbranche schließt die Leistungserbringung oft unmittelbar an die Auftragsvergabe an. Lange Vorlaufzeiten wie etwa in der Industrie sind eher unüblich. Wenn Dienstleister also Aufträge finanzieren müssen, dann benötigen sie schnell Geld“, erklärt Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachbereichs Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat, die Besonderheiten der Dienstleistungsbranche.

Dienstleistungsbranche kennt Online-Plattformen nur selten

Ein sehr erstaunliches Ergebnis der Studie: Obwohl Dienstleister gerne auf Online-Finanzierungslösungen zurückgreifen, bleibt dieser Schritt häufig aus – meist aus Unwissenheit: Lediglich die Hälfte der befragten Finanzentscheider gab an zu wissen, dass solche Angebote längst existieren. Anders sieht es hingegen in den Bereichen Industrie und Handel aus, die hier deutlich besser informiert sind. „Dieses Ergebnis hat uns in seiner Deutlichkeit selbst überrascht“, so Dr. Daniel Bartsch, Vorstand von creditshelf. „Gerade die Dienstleistungsbranche verbindet man üblicherweise mit einer größeren Beweglichkeit und der Bereitschaft, neue Wege einzuschlagen. Unternehmen in Deutschland scheinen also gerade in Finanzierungsfragen noch sehr auf traditionelle Abläufe und Gewohnheiten festgelegt zu sein.“

Kredite sind immer schwieriger zu bekommen

Obwohl die EZB mit ihrer Politik der Negativzinsen eigentlich die Kreditvergabe an die Unternehmen ankurbeln wollen, beobachten die Mittelständler das Gegenteil: So berichteten 59 % der Befragten, dass es für sie im vergangenen Jahr schwerer geworden sei, einen Kredit zu erhalten als vorher. Besonders die Dienstleister erwarten, dass sich die Situation in nächster Zeit noch mehr verschlechtern wird. Somit wird der Druck steigen, in der Betriebsmittelfinanzierung aktiv neue Optionen zu suchen. (ahu)

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