Online Banking: wichtig aber unergiebig

10.11.2016

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Nur wer sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellt, kann im Banken-Wettbewerb bestehen. Finanziell lohnt es sich für die Banken allerdings nicht.

Deutsche und österreichische Finanzinstitute sind sich einig: Nur wer rechtzeitig den Kunden ermöglicht, auch digital Bankgeschäfte zu erledigen, kann sich im Wettbewerb behaupten. So gaben für den Branchenkompass Banking 2016 82 % der von Sopra Steria Consulting befragten Geldhäuser an, bis 2019 verstärkt in Internetbanking investieren zu wollen. Das sind 14 Prozentpunkte mehr als noch vor zwei Jahren. Mit 74 % planen zudem neun Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren in neue Mobile-Banking-Dienste zu investieren. Der Filialbetrieb verliert demgegenüber immer mehr an Bedeutung. So gaben nur noch 31 % an, in den kommenden zwei Jahren in diesem Bereich nennenswert investieren zu wollen. Beim letzten Branchenkompass im Jahr 2014 waren es noch 37 %. Die Digitalisierung wird von den Teilnehmer insgesamt als einer der drei dinglichsten Herausforderungen in den nächsten beiden Jahren angesehen.

Finanziell zahlen sich die Digitalisierungsinitiativen der Banken noch nicht aus. Es handelt sich beim heutigen Online- und Mobile Banking zumeist um digitalisierte Basisfunktionen - vergleichbar mit vielen Gratisangeboten aus anderen Lebensbereichen. So sind die wenigsten Bankkunden dazu bereit, für den Browser- oder App-Zugriff auf ihr Konto eine Gebühr zu entrichten. „In den Chefetagen fast aller führenden Banken Deutschlands und Österreichs hat man inzwischen die enorme Bedeutung digitalisierter Vertriebswege für die langfristige Kundenbindung erkannt“, kommentiert Simon Oberle, Manager Digital Banking bei Sopra Steria Consulting. Und weiter: „Bisher liegt der Digitalisierungsfokus meist noch auf Self-Service-Angeboten, was Kosten senkt, aber keine zusätzlichen Erträge generiert. Dies wird den Banken erst gelingen, wenn sie darüber hinaus zum Beispiel auch das Potenzial von Big-Data-Analysen für personalisierte Angebote nutzen, die auf den tatsächlichen Bedarf jedes einzelnen Kunden zugeschnitten sind“, sagt Simon Oberle.

Vor allem die Sparkassen und Genossenschaftsbanken wollen ihren Vertrieb in naher Zukunft digitalisieren. So gaben mehr als 95 Prozent der Befragten aus diesem Segment an, bis 2019 entsprechende Vorhaben realisieren zu wollen. Dies hängt vor allem mit dem relativ hohen Privatkundenanteil in diesem Segment zusammen. Auf einem Massenmarkt ist eine Standardisierung deutlich leichter möglich als im stärker individualisierten Firmenkundengeschäft. Im Privatkundengeschäft sind es nur die Kreditbanken mit Spezialgeschäft wie Autobanken, Bausparkassen und andere Sonderinstitute, die einen weit geringeren Bedarf zur Digitalisierung ihres Vertriebs sehen als der Branchendurchschnitt – hier wollen nur 53 % ihr Internetangebot in nennenswertem Umfang ausbauen.

Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa insgesamt 120 Vorstandsmitglieder und Führungskräfte der bedeutendsten Banken Deutschlands und Österreichs. Dabei ging es vor allem um die Einschätzung wichtiger Branchentrends sowie um Investitionsziele der Teilnehmer bis 2019. (ah)

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