Noch steht die Börsenampel auf Grün

11.01.2018

Stefan Wallrich, Vorstand Wallrich Wolf Asset Management AG/ Foto: © Wallrich Wolf Asset Management AG

Die Konsensprognose für den Dax zeigt weiteres Performancepotenzial auf, die Kursziele liegen bei rund 14.000 Punkten. Wir schließen uns den Erwartungen der Analysten an, halten aber ein Überschießen im Jahresverlauf für möglich. Allerdings könnte es einen „stürmischen Herbst“ geben, zumal viele Investoren derzeit relativ sorglos agieren. So scheint zum Beispiel der Risikofaktor China unterschätzt zu werden, ebenso wie die Auswirkungen der aktuellen Wechselkursentwicklungen und die politischen Risiken.

Steigende Firmengewinne sind der Treibstoff für eine (weiterhin) positive Aktienbörse. In 2017 waren seit langer Zeit wieder deutliche Zuwächse bei den Unternehmensergebnissen zu verzeichnen, und zwar auf globaler Ebene. Die Weltwirtschaft zeigt einen synchronen Aufschwung und expandierte mit rund 3,6 Prozent kräftig. Aus heutiger Sicht wird sich dieser erfreuliche Trend auch im Jahr 2018 fortsetzen. So liegen die zu erwartenden Gewinnzuwächse je nach Region zwischen sechs und zehn Prozent.

An der Börse wird die Zukunft gehandelt

Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, dass der Aktienmarkt typischerweise einen Vorlauf zu den Unternehmensergebnissen von drei bis sechs Monaten hat. Ob die starke Konjunktur und damit die positive Entwicklung bei den Aktiengesellschaften tatsächlich über das Jahr 2018 hinaus anhalten werden, ist jedoch ungewiss. Wenn im Herbst die Gewinnschätzungen für das Folgejahr veröffentlicht werden, könnte sich daraus durchaus eine Enttäuschung für den Aktienmarkt ergeben. Außerdem wird die Europäische Zentralbank im Spätsommer/Herbst vermutlich ihr Anleihekaufprogramm auslaufen lassen. Das Thema „Zinserhöhung“ rückt dann auch hierzulande verstärkt in den Blickpunkt der Investoren. Kein frisches Geld und die Aussicht auf steigende Zinsen sind tendenziell Gegenwind für die Börse. Bis dahin ist aber noch etwas Zeit.

Bei einem KGV von rund 13,5 ist die Bewertung der Aktienmärkte in Deutschland und Europa, gemessen an den für die kommenden zwölf Monate erwarteten Unternehmensgewinnen, weder billig noch teuer. Zudem droht – von unvorhergesehenen Ereignissen, wie einer elementaren Verschärfung des Nordkoreakonflikts oder verstärkten Kriegshandlungen im Nahen Osten einmal abgesehen – vermutlich kein Störfeuer, denn auch die Parlamentswahl in Italien in diesem Frühjahr wird die aktuell gute Stimmung für Europa und den Euro höchstwahrscheinlich nicht zum Kippen bringen, selbst wenn der Euroskeptiker Beppe Grillo gut abschneiden sollte.

Folglich weist der Aktienmarkt noch immer ein nennenswertes Performancepotenzial auf. Dabei müssen die langfristigen Ertragserwartungen von hier ab allerdings etwas runtergeschraubt werden. Während historisch betrachtet rund acht Prozent annualisierten Rendite mit globalen Aktien möglich waren, erscheint es für die kommenden zehn Jahre nun eher angemessen, von durchschnittlich fünf bis sechs Prozent pro Jahr auszugehen. Das hohe Shiller-KGV, welches die Bewertung über einen kompletten Konjunkturzyklus glättet und die aktuell doch schon recht ambitionierte Bewertung der Leitbörse Wall Street zeigen die flacheren Ertragserwartungen an.

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