"Nachhaltigkeit lässt sich nicht verordnen"

15.05.2019

Alexander El Alaoui, Analyst für Nachhaltigkeit (li.), und Frederik G. Hildner Portoliomanager Salm-Salm & Partner / Foto: © Salm-Salm & Partner

Warum Wandelanleihen gerade jetzt verstärkt in den Fokus der Anleger rücken könnten und was es mit dem nachhaltigen Denken und Handeln auf sich hat, das erläuterten Frederik G. Hildner, Senior-Portfoliomanager und Alexander El Alaoui, Director Sustainable Investments aus dem Hause Salm-Salm & Partner GmbH im finanzwelt-Talk.

finanzwelt: Der Verlauf der ersten vier Monate des Jahres 2019 an den Kapitalmärkten war doch sehr erfreulich. So konnte der DAX gut zulegen. Hat Sie diese Entwicklung überrascht?

Hildner: Überrascht hat uns nicht die Erholungsbewegung an sich, sondern die Geschwindigkeit, mit der diese Erholung von statten ging. In der Historie hat die Aufarbeitung einer 20% igen Korrektur meist deutlich länger als 12 Monate gedauert. Allerdings hat die US-Zentralbank ihr Zins-Erwartungsmanagement derart rapide verändert, dass die Marktteilnehmer einmal mehr auf die Notenbank als Sicherheitsnetz konditioniert wurden. Die Erholungsbewegung hat innerhalb von vier Monaten sämtliche Verluste aus dem Vorquartal egalisiert. In den nächsten Wochen und Monaten wird das Augenmerk weniger auf den Aussagen des US-Notenbankpräsidenten als verstärkt auf den Unternehmensergebnissen sowie dem Handelskonflikt zwischen den USA und China liegen.

finanzwelt: Angesichts mancher Krisenherden rund um den Globus und mitunter vieler eingepreister Nachrichten, gerät nun das Segment Wandelanleihen nicht verstärkt in den Fokus der Anleger?

Hildner: Das sollte es in der Tat.

Nachstehende Grafik verdeutlicht noch einmal, warum Wandelanleihen eine attraktive Möglichkeit sind, mit gedämpfter Schwankungsbreite am Aktienmarkt zu partizipieren. Während der globale Aktienindex MSCI World (EUR hedged) in der Spitze um fast 18% abrutschte, korrigierte unser Salm Balanced Fonds nur gut 7%. Der marktbreite US-Index Nasdaq Composite verlor in der Spitze deutlich mehr als 20%, ebenso wie sein japanisches Pendant, der TOPIX. An der gleichsam steilen Kurserholung konnten wir dennoch teilhaben, weshalb unser Balanced-Fonds per Anfang Mai (sechs Monate nach Beginn der Marktkorrektur) sogar noch vor dem weltweiten Aktienbarometer notiert.

Grafik 1:

Quelle: Bloomberg

finanzwelt: Welches Resümee ziehen Sie im bisherigen Jahresverlauf für Ihre Wandelanleihenfonds?

Hildner: Die Betrachtung eines Halbjahres kann immer nur exemplarisch für einen grundlegenden Zusammenhang stehen. Dennoch zeigt das Beispiel auch in der kurzen Frist, was die Erwartungshaltung an Wandelanleihen sein kann. Dabei war Q4 2018 ein Quartal, in dem die Abfederung der Wandelanleihen im Vergleich zu Aktienmärkten weniger stark ausgeprägt war als in vielen vorherigen Korrekturphasen.

Unsere globalen Wandelanleihefonds Salm-Salm Balanced Convertible und Sustainability Convertible konnten seit Jahresbeginn zulegen und sind bis Anfang Mai rund 7 % bzw. knapp 8 % im Wert gestiegen. Dieses Ergebnis erfüllt unsere Erwartungshaltung und die unserer Kunden. Insofern schauen wir dem vorausliegenden Jahr angemessen konstruktiv entgegen.

finanzwelt: Von der Nische zum Mainstream - nachhaltiges Investieren ist "wieder" en vogue. Wie wichtig ist hier der EU-Aktionsplan Finanzierung Nachhaltiges Wachstum? Wie ist das Vorhaben einzuordnen, mittels einer einheitlichen Taxonomie für nachhaltige Investments mehr Transparenz in den Markt zu bringen?

El Alaoui: Wir erleben, dass „harte“ Regulierung immer mehr an die Stelle von Selbstregulierung tritt. Denn Nachhaltigkeit zu definieren war lange Zeit Sache der Asset Manager selbst. Das war nicht unbedingt schlecht. Gerade in der Gründungsphase des Marktes. Heute aber will jeder sozusagen „grün“ sein und Ungenauigkeit bei der Begriffswahl entpuppt sich als Einfallstor für Etikettenschwindel. Da setzt die EU an und steuert nach, und das ist gut so. Dennoch: Nachhaltigkeit lässt sich nicht verordnen. Wer nicht nachhaltig denkt, dem hilft auch kein EU-Label.