Nachhaltiges Investment - die Triodos Bank

07.02.2013

Nach dem Ende der Noa Bank herrscht in der Branche der nachhaltigen Banken keineswegs Tristesse und Untergangsstimmung. Die Wettbewerber erhoffen sich sogar noch mehr Bekanntheit. finanzwelt sprach mit Georg Schürmann, Geschäftsleiter der Triodos Bank in Frankfurt.

finanzwelt: Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat am Image der Banken gekratzt. Wie würden Sie Ihr Institut, Europas führende Nachhaltigkeitsbank, kurz charakterisieren und wie heben Sie sich von Ihren Wettbewerbern ab?

Georg Schürmann: Die Triodos Bank ist Europas führende Nachhaltigkeitsbank mit 30 Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet. Mittlerweile haben wir europaweit rund 260.000 Kunden. Die können sich darauf verlassen, dass wir ausschließlich Unternehmen, Institutionen oder Projekte finanzieren, die sich dem Wohl von Mensch und Umwelt verschrieben haben. So fließen die Kundeneinlagen bei uns in Form von Krediten nur in nachhaltige Bereiche wie Erneuerbare Energien, Gesundheitswesen, Bildung, Naturkost sowie Kunst und Kultur. Auch unsere Fonds sind ausschließlich nachhaltig ausgerichtet. Unser Geschäftsmodell ist 100 Prozent auf Nachhaltigkeit ausgerichtet - bei traditionellen Banken ist dies in der Regel ein Randbereich, wenn überhaupt. Unser Vorgehen machen wir auch ganz transparent. Als Kunde der Triodos Bank kann man auf unserer Website genau sehen, an wen wir Kredite vergeben bzw. in wen unsere Fonds investieren. Diese Transparenz zeigen bisher nur die Nachhaltigkeitsbanken. Und wir betreiben als Bank keinen Eigenhandel oder Investmentbanking, sondern fokussieren uns rein auf das klassische Bankgeschäft. Letzteres hat in unseren Augen einzig und allein die Aufgabe, der Realwirtschaft zu dienen. Zudem achten wir auch als Organisation auf Nachhaltigkeit: bei unserer Beschaffung und dem Thema Mobilität sowie generell bei dem Umgang mit unseren Mitarbeitern. Das, was wir nach außen darstellen, leben wir auch nach innen.

finanzwelt: Die Gesamtzahl Ihrer Kunden in den fünf Niederlassungen in Europa beläuft sich auf circa 260.000. Wie möchten Sie einen weiteren Anstieg der Kundenzahl konkret erreichen?

Georg Schürmann: Die Nachhaltigkeitsbanken zeigen bereits seit Längerem durchschnittliche Wachstumszahlen von 20-25%. Der Trend zur Nachhaltigkeit, den wir z.B. bei Biolebensmitteln und Ökostrom immer stärker sehen, überträgt sich nun auch auf das Thema Geldanlage. Das Beratungsunternehmen zeb schätzt, dass sich zehn bis 12 Millionen Deutsche in den nächsten Jahren für nachhaltiges Banking entscheiden werden. Aktuell sind es noch keine 200.000 Menschen, die bei einer Nachhaltigkeitsbank sind. Das zukünftige Wachstumspotenzial ist entsprechend groß, und das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere Länder. Durch Marketingmaßnahmen sowie hohe Produkt- und Servicequalität wollen wir als Triodos Bank immer mehr Menschen auf uns aufmerksam machen und an uns binden.

finanzwelt: Jüngst präsentierten Sie die Halbjahresergebnisse 2010. Die Geschäftstätigkeit in Deutschland entwickele sich gemäß den Erwartungen. Können Sie das etwas präzisieren?

Georg Schürmann: Die Erfahrungen der anderen europäischen Triodos-Niederlassungen, insbesondere unserer spanischen Kollegen, die 2004 in den Markt gegangen sind, und unsere Branchenanalysen haben gezeigt, dass wir für unser erstes Geschäftsjahr in Deutschland ca. 1.000 Kunden erwarten können. Die Halbjahresergebnisse mit knapp 500 gewonnen Kunden zeigen uns, dass diese Erwartungen korrekt sind. Die Etablierung einer Nachhaltigkeitsbank ist ein besonderer Prozess und wir sind nicht mit klassischen Banken zu vergleichen. Es gilt von Anfang an den besonders hohen Ansprüche der Kunden an das Thema Nachhaltigkeit gerecht zu werden, in jeder Hinsicht. Glaubwürdigkeit und Konsequenz ist bei Nachhaltigkeitsbanken extrem wichtig. Hier in Deutschland müssen wir zunächst die Marke Triodos Bank in den nächsten Jahren bekannt machen und zunehmend Vertrauen gewinnen. Dann erwarten wir ein beschleunigtes Wachstum.

finanzwelt: Die Etablierung einer Nachhaltigkeitsbank ist ein Prozess. Gibt es Spezifika in Deutschland, die Sie in dieser Form in anderen Ländern (Niederlande, Großbritannien, Belgien und Spanien) nicht so kennen?

Georg Schürmann: Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Ländern. Im Kern verbindet sie nämlich, dass immer mehr Menschen - unabhängig von ihrer Nationalität - einen nachhaltigen Lebensstil führen wollen. Natürlich, wenn man sich genauer die einzelnen Länder anschaut, gibt es auch Unterschiede, kulturell bedingt oder durch die rechtlichen bzw. politischen Rahmenbedingungen. Z.B. das Thema Erneuerbare Energien: Spanien und Deutschland haben eine verlässliche staatliche Förderung von Erneuerbaren Energien. In Spanien steht die Solarenergie im Vordergrund. In Deutschland haben wir einen guten Mix aus Windkraft im Norden und Solarenergie im Süden. In den Niederlanden spielt die Windenergie die größte Rolle.

finanzwelt: Was war Ihr letztes Projekt, das die Unterstützung der Triodos Bank bekam und von welchen Kriterien machen Sie eine Entscheidung über ein eventuelles Engagement abhängig?

Georg Schürmann: Einer unserer jüngsten Kreditkunden ist die Dorfkäserei Geifertshofen im schwäbischen Bühlerzell-Geifertshofen. Der große Markterfolg der Käserei mit ihren hochwertigen Produkte macht eine Ausweitung der Kapazitäten erforderlich-Die Triodos Bank, finanziert ein Gebäude zur Käsereifung mit angegliedertem Versand, ein passendes Grundstück sowie die Ausstattung mit Maschinen und anderen Werkzeugen zur zertifiziert biologischen Käseproduktion. Der Käse der Dorfkäserei Geifertshofen erfüllt nicht nur die Normen der Bioqualität, die Milchbauern und Mitarbeiter werden außerdem fair für ihre Arbeit entlohnt. Als Triodos Bank waren diese nachhaltigen Aspekte neben der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens ausschlaggebend für die Kreditvergabe.

www.triodos.de