Nachhaltige Investments: Risiken senken durch Multi-Asset-Ansatz

02.02.2023

David Hutchins, Portfolio Manager Multi-Asset Solutions bei AllianceBernstein / Foto: © AllianceBernstein

Anleger, die sich für einen nachhaltigen Ansatz entscheiden, orientieren sich damit gleichzeitig an einigen der stärksten Wachstumstrends der Welt. Ertrag und Nachhaltigkeit schließen sich nicht mehr aus. Die Herangehensweise kann allerdings die Diversifikation der nachhaltigen Portfolios beeinträchtigen. Eine Lösung für das Problem können Multi-Asset-Strategien sein: Sie balancieren die Portfoliorisiken aus und erhöhen so das risikobereinigte Ertragspotenzial.

Nachhaltig orientierte Anleger, die eine Multi-Asset-Strategie verfolgen, müssen ihren durchgängigen Investmentrahmen über verschiedene Anlageklassen hinweg anwenden. Das erwies sich in der Vergangenheit oft als schwierig. Mittlerweile gibt es aber Innovationen, die Multi-Asset-Ansätze im Nachhaltigkeitsbereich attraktiver machen. Sie sind besonders relevant für Anleger mit geringerer Risikotoleranz oder für diejenigen, die eine ausgewogenere Anlageform suchen. Obwohl Aktienansätze das attraktivste langfristige Ertragspotenzial bieten, können sie – wie in diesem Jahr zu beobachten war – für erhebliche kurzfristige Volatilität und Rückschläge anfällig sein.

Anleger, die ihr Portfolio um festverzinsliche und Multi-Asset-Ansätze ergänzen, erhalten Zugang zu einem breiteren Spektrum nachhaltiger Anlagen – und zusätzlich Diversifikationsvorteile. Der Multi-Asset-Ansatz erlaubt es, innerhalb eines einzigen Portfolios auf ein breiteres Spektrum von Anlageklassen zuzugreifen. Multi-Asset-Manager können Aktien und festverzinsliche Wertpapiere kombinieren und zudem Investments in alternativen Anlagesegmenten wie Immobilien und Infrastruktur integrieren. Diese Anlageklassen bieten Anlegern zunehmend Zugang zu nachhaltigen Investments. So boomt beispielsweise die Emission von ESG-Anleihen, deren Erlöse direkt in nachhaltige Projekte investiert werden können. Bei den alternativen Anlagen haben Anleger zunehmend Zugang zu nachhaltigen Investments in digitale Infrastrukturen oder in die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien.

Multi-Asset-Strategie mindert Nachhaltigkeitsrisiken

Um sowohl ein hohes Ertragspotenzial als auch hohe Nachhaltigkeitsstandards zu erzielen, bedarf es jedoch einer gründlichen Analyse der potenziellen Investments. Gerade neuere, innovative und schnell wachsenden Unternehmen, die oft quantitativ gut abschneiden, bringen häufig Nachhaltigkeitsrisiken mit sich.

So erzielen Wachstumsaktien nicht selten hohe Umweltbewertungen, obwohl übermäßige Verpackungen und Lieferwege bei beispielsweise E-Commerce-Unternehmen üblich sind. Auch im Hinblick auf soziale Nachhaltigkeit kann der Wachstumsrausch zu Verfehlungen führen, zum Beispiel bei wettbewerbswidrigen Praktiken, Arbeitnehmerrechten oder Kundendaten. Darüber hinaus ist immer wieder zu beobachten, dass die gerade in der Wachstumsphase mächtigen Gründer Mitbestimmungsrechte einschränken und die strategische Ausrichtung kontrollieren.

Für nachhaltige Anleger ist daher eine individuelle Bewertung der Unternehmen mithilfe einer Kombination aus fundamentaler und quantitativer Analyse dringend notwendig. Die Diversifikation über Wachstumsaktien hinaus kann zusätzlich dazu beitragen, das Portfolio nachhaltiger zu gestalten. Dabei geht die Diversifikation in Multi-Asset-Portfolios über das einfache Investieren in verschiedene Anlageklassen hinaus. Bei Aktien können zum Beispiel Positionen in einer breiten Palette von Anlagestilen aufgebaut werden, um ausgewogenere Ergebnisse für die Anleger zu erzielen. Die Auswahl von Wertpapieren in einem breiteren Mix von Titeln muss durch notwendiges fundamentales und quantitatives Research vorangetrieben werden, um sowohl die Performance als auch die nachhaltige Ausrichtung zu unterstützen.

Um Unternehmen zu finden, die sich durch Nachhaltigkeit auszeichnen, bedarf es klarer Richtlinien. Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die bis 2030 Projekte im Wert von fünf bis sieben Billionen US-Dollar pro Jahr anstoßen sollen, bieten einen guten Rahmen für nachhaltige Anleger.

Aktive Aktienportfolios, die sich an den SDGs orientieren, können bei disziplinierter Aktienauswahl ein hohes langfristiges Ertragspotenzial erzielen. Allerdings weisen sie laut Morningstar-Daten häufig eine stilistische Tendenz zu Wachstumswerten auf. Wachstumsaktien reagieren empfindlicher auf Zinsänderungen als andere Aktienarten. Sowohl in einem Umfeld fallender oder niedriger Zinsen als auch für Anleger mit längerem Anlagehorizont oder höherer Risikotoleranz ist das weniger problematisch. Doch in diesem Jahr haben steigende Zinsen die Wertentwicklung vieler nachhaltiger Aktienfonds überproportional beeinträchtigt. Dazu kommen die beschriebenen Nachhaltigkeitsrisiken.

Zweistufiger Ansatz schafft Ausgewogenheit

Für Anleger, die ein ausgewogeneres nachhaltiges Investment-Portfolio anstreben, kann ein zweistufiger Ansatz für die globale Aktienkomponente einer Multi-Asset-Strategie sinnvoll sein. Zunächst wird in ein konzentriertes, qualitativ hochwertiges Portfolio mit nachhaltigem Aktienwachstum investiert. Anschließend erfolgt die Allokation in ein individuelles Ergänzungsportfolio, um das erste Portfolio auszugleichen und einen weniger wachstumsorientierten Gesamtaktienmix zu schaffen.

Durch die Integration eines einheitlichen und strengen Nachhaltigkeitsrahmens ist es möglich, eine weniger volatile und ausgewogenere globale Aktienallokation zu schaffen. Dieser Ansatz kann ähnliche Erträge erzielen wie ein Standard-Wachstumsportfolio für globale Aktien, jedoch mit weitaus geringerer Volatilität. Ein Multi-Asset-Ansatz, der durch eine breitere Mischung globaler Aktienkomponenten ausbalanciert wird, kann dazu beitragen, das Verlustrisiko bei Marktabschwüngen zu verringern. Diese Strategie kann besonders für Anleger mit kürzeren Zeithorizonten und geringerer Risikotoleranz interessant sein, die einen Weg suchen, um mit Ertragspotenzial in nachhaltige Unternehmen zu investieren.

Gastbeitrag von David Hutchins, Portfoliomanager für Multi-Asset Solutions bei AllianceBernstein