Mit der richtigen Balance ins zweite Halbjahr

27.07.2018

Jan Meister, Geschäftsführer Meritum Capital Managers GmbH / Foto: © finanzwelt

Jan Meister, Geschäftsführer Meritum Capital Managers GmbH, wagt einen Ausblick auf die kommenden Monate. Er betont darin die Bedeutung der strategischen Balance im Portfolio.

Die Börse hat ihre Faszination. So fällt derzeit auf, dass die Unternehmensgewinne und die Konjunktur 2018 kräftig wachsen, gleichzeitig aber eine recht hohe Skepsis vorherrscht. Zu den größten Sorgen gehören die potentiellen Auswirkungen eines Handelskrieges und eine mögliche konjunkturelle Abschwächung in den kommenden zwei Jahren. Für Letzteres sprechen, dass die Zinsen in den USA gestiegen sind und erste Auswirkungen auf das Investitionsverhalten haben könnten. Gleichzeitig ist die Sparquote unter den US-Verbrauchern nicht hoch. Der Konsum sollte in den USA zukünftig nur noch im Rahmen des nominalen Lohwachstums von um die 3% wachsen können. Ferner sollten 2019 Unternehmensinvestitionen, die dieses Jahr auch von der Steuerreform profitierten, womöglich weniger stark wachsen. Ein Handelskrieg könnte in dem Umfeld empfindliche Auswirkungen haben.

Es gibt mit Blick nach vorne somit Argumente, defensive Bausteine im Portfolio zu haben. Die gute Nachricht ist, dass mitterleile die Zinsen für US-Staatsanleihen ein Niveau erreicht haben, mit dem es sich leben lässt. Wer sein Geld z.B. mit einer Laufzeit von 2 Jahren im Dollar-Raum anlegt, erhält immerhin über 2,5% Rendite. Für US-Investoren gibt es daher keinen Grund, unnötige Risiken einzugehen. US-Staatsanleihen sind eine Alternative und auch Bestandteil im Portfolio von Meritum Capital. Für uns Euro-Investoren ist das Leben leider dennoch schwierig, weil wir keine zu hohen Dollar-Risiken eingehen sollten. Die Zinsen sind im Euroraum derart niedrig, dass die Richtung fast nur nach oben gehen kann. Dazu kommt die derzeit gute europäische Konjunktur in Verbindung mit einer langsam steigenden Inflation, die die EZB zunehmend unter Druck setzen sollte. Staats- und Unternehmensanleihen im Euroraum sind daher zu meiden. Was also tun? Die richtige Mischung aus Aktien, sicheren Anleihen und Liquidität finden! Eine zweite gute Nachricht ist nämlich, dass es trotz der genannten Argumente für eine konjunkturelle Abkühlung in den USA kaum Argumente für eine handfeste Rezession oder Krise gibt. Weder sind die privaten Haushalte oder Unternehmen übertrieben hoch verschuldet, noch sind Überkapazitäten in Folge zu hoher Investitionen entstanden. Insbesondere die Eurozone läuft den USA zyklisch noch einiges hinterher und hat Potenzial. Nicht zuletzt deshalb gehören europäische Aktien ins Portfolio. Wer dabei z.B. von Zinssteigerungen im Euroraum profitieren will, sollte Finanztitel mit beimischen. Banken der Eurozone sind ein strategischer Portfoliobestandteil bei Meritum Capital. Ein Marktiming ist in Zeiten, in denen Tweets von Donald Trump das Marktgeschehen teilweise bestimmen, sicher nicht möglich. Umso wichtiger ist die richtige strategische Balance im Portfolio.