Mehr Versicherungsbetrug wegen Corona?

27.08.2020

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Die Corona-Krise bringt viele Menschen in wirtschaftliche Probleme – die sie möglicherweise mit Versicherungsbetrug zu lindern versuchen. Das fürchtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Ein großes Problem ist fehlendes Unrechtsbewusstsein. Doch die Branche ist gerüstet.

Fingierte oder absichtlich herbeigeführte Schäden, falsche Schilderung des Geschehens etc.: Jedes Jahr erleiden die deutschen Versicherer Branchenschätzungen zufolge durch Versicherungsbetrug einen Schaden in Höhe von ca. 5 Mrd. Euro. Die Unternehmen gehen davon aus, dass jede zehnte Schadensmeldung dubios ist. Ein wesentlicher Grund für die Häufigkeit von Versicherungsbetrug dürfte sein, dass in der Bevölkerung oftmals kein Unrechtsbewusstsein hierfür vorhanden ist. So gaben in einer vom GDV in Auftrag gegebenen Studie 10 % an, dass es sich bei Versicherungsbetrug seiner Meinung nach um ein Kavaliersdelikt handelt, 13 % der Umfrageteilnehmer haben zudem Verständnis dafür, wenn Geld bei einer Versicherung erschlichen wird.

Gepaart mit den aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die derzeit viele Menschen erleiden, könnte dieses fehlende Unrechtsbewusstsein die Anzahl der Fälle von Versicherungsbetrug deutlich erhöhen. „Es gibt Hinweise darauf, dass betrugsverdächtige Schäden im Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen. Die Versicherungsbranche ist darauf vorbereitet“, sagte GDV-Experte Rüdiger Hackhausen am Donnerstag in Berlin. Als Beispiele hierfür nannte er angebliche Einbrüche, bei denen nicht verkaufte Saisonware wie Sommerbekleidung gestohlen worden sein soll. Außerdem würden viele Betrüger angebliche Schäden an elektronischen Geräten melden, weil sie die dafür notwendigen Raten nicht mehr leisten könnten.

Den Betrügern kommt auch zunehmende moderne Technik zugute: So können sich diese bspw. in Internetforen über Möglichkeiten für erfolgreichen Versicherungsbetrug austauschen. „Die Betrugsabwehr der Versicherer hat darauf reagiert, beispielsweise durch die Weiterentwicklung von Software zur Erkennung von Betrugsindizien oder den Einsatz speziell geschulter Mitarbeiter“, erläutert Hackhausen. So gewinne bei der Betrugsabwehr die Bildforensik eine immer größere Bedeutung, denn Betrüger könnten mittels Bildbearbeitungsprogrammen digitale Fotos manipulieren oder im Internet kursierende Bilder nutzen, die dann als visueller Schadensnachweis vorgelegt würden. „Die Versicherer können beispielsweise die Metadaten auswerten und erkennen, ob ein Foto manipuliert wurde“, so Hackhausen. (ahu)